Verkehrspolitik / Bus- und Bahnnetz  

erstellt am
20. 05. 05

 Blecha fordert dichteres Bus- und Bahnnetz für SeniorInnen
Kritik am "Zu-Tode-Sparen" des öffentlichen Verkehrs - Gorbach ist eine "Zumutung", Kukacka eine "Provokation"
Wien (sk) - Statt des "Zu-Tode-Sparens" im Bereich des öffentlichen Verkehrs, gelte es, ein "dichteres Bus- und Bahnnetz" zu etablieren, forderte PVÖ-Präsident Karl Blecha am Donnerstag (19. 05.) anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wolfgang Rauh (VCÖ). Ungeachtet des Umstands, dass der Anteil der älteren Bevölkerung, die ein starker Nutzer des öffentlichen Verkehrs sei, im Steigen begriffen ist, werde weiter Rückbau betrieben, kritisierte Blecha. Der dafür verantwortliche Minister Gorbach sei "eine Zumutung" und trage das "Ablaufdatum schon auf der Stirn". Verkehrsstaatssekretär Kukacka, der einen "totalen Rückzug des Bundes aus der Verantwortung für den öffentlichen Nahverkehr durchsetzen" wolle, sei "eine Provokation, die sich das Land nicht mehr länger leisten kann", unterstrich Blecha. Es sei an der "Zeit, dass wir das Haltesignal für den öffentlichen Verkehr auf freie Fahrt umstellen", so Blecha. Wolfgang Rauh wies darauf hin, dass die öffentlichen Verkehrsmittel für die Mobilität der älteren Bevölkerung von "entscheidender Bedeutung" seien.

Blecha - Mehr Geld für Bus und Bahn ausgeben
Die derzeit betriebene "Politik des Kürzens" sei massiv abzulehnen. Was von Minister Gorbach und Verkehrsstaatssekretär Kukacka betrieben werde, sei "volkswirtschaftlicher Schwachsinn", übte Karl Blecha, Präsident des Pensionistenverbandes Österreich (PVÖ), harsche Kritik. Kukacka wolle die "Verländerung" des Nahverkehrs, der Bund solle sich zurückziehen - damit würde der "Einstellungswettlauf der Regionalbahnen angepfiffen". Die "Verländerung der Schiene" geschehe ohne Rücksicht auf die Notwendigkeit eines "vernetzten Systems" - nach dem berüchtigten Motto "Speed kills" würden diese "Anschläge durchgepeitscht" werden, so Blecha. Doch die Länder würden sich dies nicht gefallen lassen und "erbitterten Widerstand" leisten - der PVÖ werde sie hier "mit ganzer Kraft unterstützen", stellte Blecha klar.

Es gelte, den öffentlichen Verkehr auszubauen und ihm "Vorrang zu geben", sagte Blecha. Gerade der älteren Bevölkerung müsse jenes "Maß an Mobilität" ermöglicht werden, das "Wohlbefinden und Lebensqualität" gewährleiste. Daher unterstütze der PVÖ ganz massiv die Resolution des VCÖ an Verkehrsminister Gorbach für mehr Bus und Bahn. Der älteren Bevölkerung müssten mehr öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, die "leicht erreichbar, barrierefrei und auch leistbar" sein müssen, machte Blecha klar. Gleichzeitig müsse mehr in den Infrastrukturbereich Bus und Bahn investiert werden - dies sichere und schaffe auch Arbeitsplätze, so Blecha, der darauf verwies, dass die derzeit laufende ÖBB-Aktion für SeniorInnen (am Wochenende um sieben Euro quer durch Österreich) begeistert aufgenommen würde. Diese Aktion sei ein "erster Schritt in die richtige Richtung", zeigte sich Blecha erfreut.

Rauh - Öffentlicher Verkehr entscheidend für Mobilität der SeniorInnen
Mit zunehmendem Alter stellten sich die Öffentlichen Verkehrsmittel als "einzig leistbares Verkehrsmittel" für SeniorInnen dar, so Wolfgang Rauh. Ein Ausdünnen des öffentlichen Verkehrs, die Verringerung oder Verunmöglichung der Mobilität von SeniorInnen ziehe "Vereinsamung" nach sich, stellte Rauh klar. Deshalb gelte es, das Bus- und Bahnnetz auszubauen. Die Verkehrsanbindung und Tarifgestaltung müsse "einfach, berechenbar und zuverlässig" sein - was etwa durch die Einführung von "Taktfahrplänen" erreicht werden könne. Die SeniorInnen verlangten aber auch nach einem "stressfreien Fahrkartenkauf", unterstrich Rauh, der aufzeigte, dass die ältere Bevölkerung auch "seniorengerechte Fahrzeuge" (Niederflurwägen) und sichere und übersichtliche Zugänge benötige. Der VCÖ fordere die Politik auf, nach Schweizer Vorbild - dort wurde im letzten Jahr das Zug-Angebot um zwölf Prozent erhöht - "ein Gesamtkonzept für einen optimalen, kundenorientierten öffentlichen Verkehr" zu erstellen, stellte Rauh klar.

Viele ältere Menschen besäßen keinen Führerschein oder seien aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage, selbst ein Fahrzeug zu lenken. Gerade die "jungen Alten" zwischen 65 und 70 Jahren würden beträchtlich häufiger mit der Bahn fahren als die unter 65-Jährigen, verwies Rauh auf eine VCÖ-Untersuchung. Dieser Untersuchung zufolge verfügten 27 Prozent der SeniorInnen in den Bundesländern über keine Bus- und Bahnstation, die innerhalb einer Entfernung von 500 Metern liege. Ganze 87 Prozent hätten "keine Bahnstelle in erreichbarer Nähe", unterstrich Rauh. Auch angesichts des Umstands, dass der Anteil der älteren Bevölkerung zunehmend im Steigen begriffen sei - für das Jahr 2030 sei etwa eine Zahl von über zwei Millionen über 65-Jährigen prognostiziert - gelte es, das Bus- und Bahnnetz auszubauen, so Rauh abschließend.

 

 Kukacka: Nahverkehrsreform wird keine Leistungsverminderung bringen!
Blecha-Kritik von geringer Sachkenntnis geprägt
Wien (svt) - Entschieden wies Staatssekretär Helmut Kukacka am Donnerstag (19. 05.) die unsachlichen Unterstellungen von PVÖ-Präsident Blecha zurück, der Bund wolle das Leistungsangebot im Regionalverkehr verschlechtern. Die vordergründige politische Polemik sei bedauerlicherweise von keinerlei Sachkenntnis geprägt. Bei der geplanten Reform des öffentlichen Nahverkehrs gehe im Gegensatz darum, das Leistungsangebot im Nahverkehr für die Kunden, also auch der Pensionisten, zu verbessern und die Effizienz der eingesetzten Mittel zu erhöhen. "Volkswirtschaftlicher Schwachsinn" wäre es hingegen, dies nicht zu tun. Blecha solle mit seiner unwahren Panikmacher unter den Pensionisten aufhören und stattdessen die Reformvorschläge einmal aufmerksam studieren.

Von einer Politik des Kürzens zu reden sei völlig aus der Luft gegriffen. Der Bund werde den Ländern auch nach einer etwaigen Verländerung weiterhin jenen Betrag zur Verfügung stellen, den er auch jetzt für den Nahverkehr aufwende. Dies gelte für die Verlustabdeckung der Verkehrsverbünde ebenso wie für die Zuschüsse für Schüler- und Lehrlingsfreifahrt, die gemeinwirtschaftlichen Leistungen und selbst die Infrastrukturfinanzierung. Deshalb werden die Länder durch die Neuorganisation der Bahnfinanzierung auch nicht stärker zur Kasse gebeten werden, betonte Kukacka.

Insgesamt fördere der Bund alleine den Betrieb es öffentlichen Nahverkehrs aus den Kapiteln gemeinwirtschaftliche Leistungen, Familienlastenausgleichsfonds, ÖPNV-Gesetz und Finanzausgleich mit rund eine Milliarde Euro jährlich, rechnet man die Infrastruktur - dazu gehört auch der U-Bahn Bau in Wien - dazu sind es sogar 2,3 Milliarden Euro, schloss Kukacka.
     

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