Aushängeschild für Österreichs Grundlagenforschung  

erstellt am
03. 06. 05

Spezialforschungsbereich für Quantenphysik verlängert
Innsbruck (universität) - Der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) hat im März die Weiterfinanzierung des Spezialforschungsbereichs für Kohärente Quantensysteme beschlossen. Damit stehen den österreichischen Quantenphysikern in den kommenden drei Jahren rund 4,9 Millionen Euro für ihre Forschungen zur Verfügung. Der FWF honoriert auf diese Weise die überaus erfolgreiche Arbeit dieses international beachteten Forschungsnetzwerks.

Der Spezialforschungsbereich (SFB) „Kontrolle und Messung kohärenter Quantensysteme“ wurde mit dem Ziel eingerichtet, die Spitzenforschung im Bereich der Quantenphysik zu bündeln und damit deren hervorragende Forschungsaktivitäten zu stärken. In insgesamt 21 Projekten arbeiten rund 90 Wissenschaftler der Universitäten Innsbruck und Wien und der TU Wien in diesem Netzwerk zusammen.

„Wir haben für den Standort Innsbruck 3,56 Millionen Euro erhalten, insgesamt stehen für den Spezialforschungsbereich 4,87 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist etwa die Hälfte der für Forschung vergebenen Mittel eines Jahres in Österreich. Dies zeigt, welchen großen Stellenwert die Quantenforschung hat“, freut sich der Leiter des Spezialforschungsbereichs, Prof. Peter Zoller über die eingeworbenen Mittel.

Auch Rektor Manfried Gantner ist zufrieden: „Wir haben hier die weltweite Forschungsspitze der Quantenphysik in Innsbruck versammelt. Es freut mich, dass dem auch international Beachtung geschenkt wird und mit der Förderung der Fortbestand dieses Forschungszweigs in Innsbruck für die nächsten Jahre garantiert ist.“

Internationale Begutachtung
Im Januar wurden die einzelnen Teilprojekte des SFB von einem internationalen Gutachtergremium auf Herz und Nieren geprüft. Mit Phillip Gould aus Connecticut, Sandu Popescu aus Bristol, Serge Haroche und Christophe Salomon aus Paris, Gerhard Rempe aus Garching, Daniel Loos aus Basel und Massimo Palma aus Crema bot der FWF die internationale Elite als Gutachter für diese Zwischenevaluation auf. Die Jury stellte fest, dass es sich in vieler Hinsicht um einen außergewöhnlich erfolgreichen SFB handle, um den viele Länder Österreich beneideten. „Die beteiligten Gruppen arbeiten an der vordersten Front der Forschung weltweit auf dem für die Physik so wichtigen Gebiet der Kontrolle und der Messung kohärenter Quantensysteme, wobei insbesondere die wunderbare Symbiose zwischen Theorie und Experiment hervorzuheben ist“, so Prof. Günther Bauer von der Universität Linz, der den Hearings vorsaß.

Aushängeschild Österreichs
„Die beteiligten Forscher haben eine Fülle großartiger wissenschaftlicher Leistungen erbracht, was sich unter anderem darin manifestiert, dass eine Innsbrucker Arbeit in die zehn "Breakthroughs of the Year 2004" in der Zeitschrift Science und Innsbrucker und Wiener Arbeiten in die "Highlights of the Year 2004" des Institute of Physics aufgenommen wurden. Dieser SFB ist somit das Aushängeschild für die Grundlagenforschung in Österreich“, ist Prof. Bauer überzeugt. „Ihre ambitionierten Pläne haben die beteiligten Gruppen bisher perfekt umgesetzt und in Zukunft sind weitere aufregende Ergebnisse zu grundlegenden Fragen der Physik von diesem SFB zu erwarten.“

Starkes Netzwerk
Die Spezialforschungsbereiche des FWF sind auf zehn Jahre konzipiert, wobei die verschiedenen Teilprojekte jeweils nach drei und sechs Jahren evaluiert werden. Der SFB für Kohärente Quantensysteme wurde 1999 gegründet und hat vom FWF nach der erfolgreichen Begutachtung nun die Finanzierungszusage bis 2008 erhalten. Die Weiterfinanzierung bis 2009 wurde bereits in Aussicht gestellt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb des Spezialforschungsbereichs hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass die Österreichische Akademie der Wissenschaften vor zwei Jahren das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) in Innsbruck und Wien gegründet hat.

Von der Grundlagenforschung zur Anwendung
Die Quantenphysik hat zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts das auf der klassischen Physik basierende Weltbild grundlegend verändert und zählt heute zu einem der innovativsten naturwissenschaftlichen Forschungsfelder. In zahllose technische Anwendungen wie Laser, DVD oder GPS sind diese Erkenntnisse schon eingeflossen. Der Quantencomputer, aber auch abhörsichere Kommunikation sind mögliche Anwendungsgebiete der Zukunft. Bis es jedoch soweit ist, muss noch viel Grundlagenforschung betrieben werden. Die österreichischen Quantenphysiker leisten dazu mit der Unterstützung durch den FWF einen wesentlichen Beitrag.
     
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