OÖ. Landesausstellung 2006 "Kohle und Dampf"  

erstellt am
10. 06. 05

Linz (lk) - Vor 40 Jahren, im Mai 1965, wurde von Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner die erste oberösterreichische Landesausstellung eröffnet. Sie hatte die "Kunst der Donauschule" zum Thema und wurde im Stift St. Florian gezeigt.

Standen bei Oberösterreichs Landesausstellungen anfangs fast ausschließlich kunstgeschichtliche Themen im Mittelpunkt (Margret Bilger, Schlierbach 1975; Künstlerfamilie Zürn, Braunau 1979), so wurden ab Mitte der 1970er Jahre auch zunehmend landesge-schichtlich bedeutsame Ereignisse und seit den 90er Jahren auch sozialgeschichtlich bedeutsame Themen in den Mittelpunkt der Darstellung gerückt.

Bergbau und Eisenbahn erstmals Thema einer Landesausstellung
Das oberösterreichische Montanwesen im allgemeinen und die heimische Bergbaugeschichte im besonderen wurden hierzulande erst einmal im Rahmen einer Landesausstellung abgehandelt - und zwar im Jahre 1998, in Form der dezentralen Landesausstellung in der Eisenwurzen.

Im Gegensatz zur Landesausstellung in Ampflwang stand damals aber vor allem die Finalproduktion - mit all ihren wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen - im Mittelpunkt, während 2006 bei "Kohle und Dampf" vor allem die eigentliche Gewinnung des Rohstoffs "Kohle" und deren Transport zu den Abnehmern im Mittelpunkt steht.

Mit der "Gewinnung der Braunkohle" und der "Entwicklung des oberösterreichischen Eisenbahnwesens" als Thema einer Landes-ausstellung wird somit ein essentieller Beitrag zur Aufarbeitung der oberösterreichischen Bergbaugeschichte geleistet.

Das Besondere an dieser Landesausstellung ist, dass der Abbau der Braunkohle unter Tag in Ampflwang noch bis in die jüngste Vergangenheit in großem Stil betrieben wurde und damit die Zeugnisse dieses einstmals so wichtigen Standbeins der heimischen Wirtschaft noch überall sichtbar sind.

Die Landesausstellung "Kohle und Dampf" in der ehemaligen Sortierung und im Brecher Hübel von Ampflwang kann somit durch eine Präsentation des Themas in einem absolut authentischen räumlichen Umfeld punkten.

DI Anita Kuisle als wissenschaftliche Leiterin
Für das Konzept der Landesausstellung 2006 zeichnet als wissen-schaftliche Leiterin Frau DI Anita Kuisle vom Büro für Technikgeschichte in München verantwortlich.

Sie hat neben der Mitarbeit an zahlreichen Ausstellungen am Technischen Museum in München auch an der Neugestaltung und Neugruppierung des Technischen Museums in Wien mitgearbeitet und genießt in Fachkreisen einen hervorragenden Ruf.

Landesausstellung 2006 besonders familienfreundlich
Zusammen mit den Bergknappenvereinen im Hausruck und Vertretern der ÖGEG arbeitet sie seit rund zwei Jahren am Detailkonzept der nächstjährigen Landesausstellung das vor allem durch seine besonders große Familienfreundlichkeit beeindruckt.

Erstmals wird es als integrativen Bestandteil einer Landesausstellung in Österreich im Jahr 2006 einen rund 500m² großen Erlebnisspielplatz geben, der allen Normen und Anforderungen des TÜV entsprechend, so gestaltet wird, dass alle Spielgeräte in einem unmittelbaren thematischen Bezug zum Thema "Kohlebergbau" und "Eisenbahn" stehen (bewegliche Hunte, Verladeplätze, Holzzüge etc.).

Darüber hinaus können am Freigelände zahlreiche historische Lokomotiven und Waggons besichtigt werden, wobei - voraus-sichtlich an Wochenenden - den Besuchern sogar die Möglichkeit sogenannter "Führerstandsmitfahrten" geboten werden soll.

Historische Dampfzugfahrten der ÖGEG
An Sonntagen ist immer "Dampftag". Die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) wird von Attnang bzw. Timelkam aus Fahrten in historischen Sonderzügen anbieten, die fahrplan-mäßig so verkehren, dass Anschluss zu den wichtigsten ÖBB-Zügen auf der Westbahn besteht und auch die Besichtigung einer von der Energie AG gestalteten Sonderausstellung im Kraftwerk Timelkam ermöglicht wird.

An Samstagen werden diese Sonderzüge mit Dieseltraktion geführt. Zusätzlich soll es während der Landesausstellung auch noch Sternfahrten aus Linz, Salzburg und Passau geben.

Die Ausstellung in der ehemaligen Sortierung selbst besticht durch ein faszinierendes, spannend inszenierbares Konzept, das - flankiert von neuen Vermittlungsmethoden - nicht nur die ganze Familie, sondern grundsätzlich auch mit der Bergbau- und Eisenbahngeschichte weniger vertraute Besuchergruppen ansprechen wird.

Das Landesausstellungskonzept im Detail

Der Bergbau
Alle Besucher, die zur Landesausstellung nach Ampflwang kommen - gleichgültig ob mit dem privaten PKW, einem Bus oder per Bahn - werden zunächst zum so genannten "Badhaus" geleitet; ein Gebäude in dem sich die Bergknappen in speziellen Seilzug-Garderoben, der so genannten "Weiß-Kaue" und der "Schwarz-Kaue", umgezogen haben.

Auch während der Ausstellung wird dieses Haus zunächst wieder die Funktion eines Garderobengebäudes erhalten, es wird darüber hinaus aber auch den Kassenterminal und den Shop beherbergen und den Ausgangspunkt der Führungen bilden.

Vom Badhaus führt der Weg weiter vorbei am Erlebnisspielplatz und der Schiebebühne für Lokomotiven über den neu errichteten Zugang in die Sortierung. Dort beginnt der Rundgang durch die eigentliche Ausstellung.

Ein Modell der Sortierung erläutert eingangs seine einstmalige Funktion bei der Vorbereitung der gewonnenen Kohle für den Transport und soll dem Besucher die Orientierung im Gebäude erleichtern.

Anschließend taucht der Besucher ein in die Welt unter Tag. Es ist zunächst die Rede vom Mythos des Lebens und Arbeitens unter Tag, vom Wirken guter und böser Berggeister, aber auch von der Angst vor den realen Gefahren.

Während der Besucher den Weg "unter Tag" weiter geht, begegnet er den unterschiedlichsten Abbaumethoden für Braunkohle. Vom Pfeilerbruchbau über den Schießstreb bis hin zum Einsatz moderner Walzen-Schremmlader und Förderbänder reicht die Darstellung, die versucht, ein möglichst authentisches Bild der harten Arbeit unter Tag zu zeichnen und möglichst viele der zu verrichtenden Arbeiten (=Bergmannsberufe) und der dafür notwendigen Geräte (z.B. Geleucht) zu dokumentieren.

Die Geschichte der WTK findet dabei natürlich genauso Berücksichtigung wie die Darstellung der verschiedenen Kohlevorkommen im Hausruck.

Anschließend führt der Ausstellungsrundgang den Besucher wieder in die Welt über Tag. In einer Inszenierung mit Originalexponaten unternimmt der Besucher eine Fahrt mit der virtuellen Stollenbahn bzw. dem Schichtbus und betritt letztlich die Bergarbeiterkolonien, wo er viele interessante Informationen zur Alltagskultur der Knappen erhält.

Die Verehrung der Hl. Barbara bildet dabei genauso einen Bestandteil der Ausstellung wie etwa die Darstellung der einfachen Wohnverhältnisse im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Die Auseinandersetzung mit Kohle und Dampf hat sich aber auch zum Ziel gesetzt, dass die Besucher mit den beiden Stoffen einfache physikalische und chemische Versuche unternehmen können sollen. Daher wird die Landesausstellung in Ampflwang ein spezielles Kohle-Labor und ein Dampf-Labor beherbergen.
   

Das Eisenbahnwesen
Am Beginn des Eisenbahnwesens steht eine Auseinandersetzung mit der Entwicklungsgeschichte der Eisenbahnen in Oberösterreich, die mit vielen tollen Exponaten aus der Pionierzeit dieses Transportmittels illustriert wird.

Auch die Pferdeeisenbahn von Gmunden über Linz nach Budweis darf in diesem Zusammenhang natürlich nicht fehlen. Entgegen bisheriger Abhandlungen in Ausstellungen geht es diesmal aber nicht um Details wie Streckenführung oder transportierte Personen, sondern - der Rolle Ampflwangs als Reiterdorf Rechnung tragend - liegt diesmal der Schwerpunkt auf der Pferdewirtschaft.

Eine weitere eisenbahntechnische Besonderheit im Hausruck waren die zahlreichen Kohlebahnen, von denen zum Beispiel jene von Kohlgrube nach Breitenschützing viele Jahre als Schwerkraftbahn funktionierte.

Der letzte Wagon konnte noch gerettet werden, er bildet die ein-drucksvolle Kulisse für zahlreiche unwiederbringliche Filmdokumente über das Eisenbahnwesen im Hausruck.

Die Rolle der Bahnhöfe als Kommunikations- und Verkehrsknotenpunkte über die Jahrhunderte findet natürlich ebenso Berücksichtigung wie die Darstellung historischer Signaltypen, Fahrkartensammlungen etc., womit auch das System Eisenbahn und seine Funktionsweise eingehend dokumentiert wird.

Im Sinne der Familienfreundlichkeit wird es für Kinder von 4 - 8 Jahren spezielle Spielzeugeisenbahnen geben, deren Schienen selbst gelegt werden können; darüber hinaus wird für Erwachsene wie für Kinder eine fast 50m² große Modelleisenbahn einen Anziehungspunkt darstellen. Diese Anlage, die den Bahnhof Lambach und die Strecke der "Haager Lies" zeigt wird gemeinsam mit dem Modelleisenbahnhersteller "Roco" erarbeitet und installiert.

Am Ende des Rundgangs durch die Ausstellung in der Sortierung, im 5. Stock, steht nicht nur ein grandioser Ausblick von Ampflwang bis ins Salzkammergut, der Besucher hat auch noch die Möglichkeit auf einem riesigen begehbaren Satelliten-Panoramabild von Oberösterreich seine Heimat näher zu erkunden.

Das Freigelände
Im Anschluss an die Sortierung führt der Weg wieder hinaus ins Freigelände wo nicht nur das Bahnbetriebswerk der ÖGEG (Werkstätte) und der neu errichtete Ringlokschuppen auf eine Besichtigung warten.

Im Ringlokschuppen sind einige Kostbarkeiten an Fahrbetriebsmitteln (historische Dampfloks und Waggons) aus Oberösterreichs Eisenbahngeschichte zu bewundern, wobei zu bestimmten Zeiten auch Lokführer und Heizer aus ihrem Arbeitsalltag erzählen werden.

Zudem soll es an Wochenenden Führerstandsmitfahrten geben.

Vom Ringlokschuppen weg führt der Weg durch das Ausstellungsgelände vorbei am alten Heizhaus wieder zurück zum Ausgangspunkt, dem Badhaus.

Dort kann sich der Besucher entscheiden zwischen dem Verweilen am Bergbau- und Eisenbahn-Erlebnisspielplatz, der Rückkehr zum Fahrzeug oder einer Inanspruchnahme eines Shuttledienstes, der ihn zum Brecher Hübel und ins Ortszentrum von Ampflwang bringt.

Der gesamte Ausstellungsrundgang nimmt in etwa zwei Stunden in Anspruch. Besucher, die länger am Spielplatz verweilen, eine Führerstandsmitfahrt machen oder den Brecher Hübel besichtigen, werden auch für einen Halbtag mühelos Programm finden.

Kosten und Nachnutzung
Die Kosten für die bauliche Instandsetzung der ehemaligen Sortierung, des Brechers Hübel und des Freigeländes - inklusive Errichtung des Lokschuppens - sowie für die Bewerbung und den Betrieb der Ausstellung betragen 12 Millionen Euro.

Aus dem Kulturreferat Landes stammen 8 Millionen Euro, aus dem Gemeinderessort des Landes weitere 4 Millionen Euro.

Die Nachnutzung der Ausstellung in der ehemaligen Sortierung erfolgt - nach einer kurzen Umbau- und Adaptierungsphase von November 2006 bis April 2007 - in Form eines Bergbau- und Eisenbahnmuseums, das von der ÖGEG betrieben wird.

Der Brecher Hübel bleibt als begehbares montanhistorisches Denkmal erhalten und wird von der Gemeinde Ampflwang für kulturelle Zwecke weiter genutzt.

Die im nächsten Punkt beschriebenen Projekte der OÖ. Kohlestraße werden ebenfalls über die OÖ. Landesausstellung 2006 hinaus bestehen bleiben und gemeinsam mit dem Bergbau- und Eisenbahnmuseum in der Sortierung von Ampflwang und dem Brecher Hübel ein kulturtouristisches Rahmenprogramm für die Landesgartenschau 2007 in Vöcklabruck bilden.

Flankierende Kulturprojekte im Hausruck zur OÖ. Landesausstellung 2006:

Die OÖ. Kohlestraße
Eine Besonderheit der Landesausstellung "Kohle und Dampf" liegt auch darin, dass es - gleichsam ergänzend zur kompakten Wissens-vermittlung in der Ausstellung - Projekte in den Gemeinden Hausruck gibt, die bergbautechnische Besonderheiten in den Mittel-punkt rücken und auch eine ideale Ergänzung im Bereich des touristischen Angebots bilden.

Die Umsetzung dieser Projekte erfolgt unter Federführung der einzelnen Gemeinden.

Das Kulturreferat des Landes fördert die Realisierung der Projekte mit rund 200.000 Euro, weitere 100.000 Euro aus Kulturmitteln werden für ein einheitliches Beschilderungs- und ein Leitsystem aufgewendet.

Folgende Projekte befinden sich derzeit in Umsetzung
Eberschwang - Adaptierung und Gestaltung des Antiesenursprung-Weges samt Adaptierung der historischen Portale der Stollen "Ing. Obermayr" und "Ing. Heisler".

Geboltskirchen - Errichtung einer Draisinenfahrstrecke auf den Gleisen der ehemaligen Kohlebahn und Errichtung einer Fotodokumentation im Bereich des Bahnhofes Scheiben.

Ottnang/Ortsteil Thomasroith - Adaptierung und ausstellungs-technische Gestaltung des ehemaligen Südfeldstollens auf einer Länge von 30 Metern samt Vermittlungsraum für Schulgruppen.

Wolfsegg/Ortsteil Kohlgrube - Einrichtung einer Multimedia-Schau in der ehemaligen Werkskantine mit einer dazu gehörigen "Bergknappenmatura" (Errichten einer Stollenzimmerung, Schienen legen durch Besucher etc.) im Bereich des historischen Brechers von Kohlgrube.

Zell am Pettenfirst/Ortsteil Kalletzberg - Aufschließung einer Geländekante, an der ein mächtiges Kohleflöz zu Tage tritt, verbunden mit einer kleinen Dokumentationseinheit zur Entstehung der Kohle.

Darüber hinaus wird derzeit in vielen Gemeinden im Hausruck an verschiedensten Veranstaltungen als Rahmenprogramm zur Landesausstellung 2006 gearbeitet.

Termin der Eröffnung
5. Mai 2006, 14 Uhr, Ampflwang
     
zurück