Klein und schnell weg – Handy-Diebstahl boomt  

erstellt am
08. 06. 05

Meistens kosten sie 0,- Euro, doch wenn sie weg sind, wird’s teuer: Alle 20 Minuten wird in Österreich ein Handy gestohlen
Wien (kfv) - Vor zehn Jahren war ein Mobiltelefon noch eine Investition, die man sich gut überlegen musste. Heute buhlen Netzbetreiber mit 0-Euro-Angeboten um die Gunst der Kunden. “Auf den ersten Blick könnte man deshalb meinen, dass ein Handy nicht sehr viel wert ist. Wenn es gestohlen wird, merkt man aber, dass da einiges an Wert drin steckt”, gibt DI Bernhard Noll, Leiter des Instituts für technische Sicherheit, zu bedenken. 2003 wurden in Österreich 26.379 Diebstähle von Mobiltelefonen gemeldet, 2004 kam es zu einer Steigerung um 9,8 Prozent auf 28.974. Noch stärker fiel die Steigerung beim Raub – also dem Entwenden durch körperliche Gewalt – von Handys aus: 2003 kam es zu 420 Übergriffen, ein Jahr später waren es bereits 609, was einem Plus von 45 Prozent entspricht. Insgesamt wurden 2004 pro Tag 81 Mobiltelefone gestohlen – also eines alle 20 Minuten! Die Aufklärungsquote ist verschwindend gering, nur 4,9 Prozent der Fälle konnten 2004 gelöst werden. (Quelle: BM für Inneres)

Ein Drittel der Täter: männliche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren
Von den 1.280 im Jahr 2003 ermittelten, des Handydiebstahls verdächtigen Personen waren etwa 30 Prozent zwischen 14 und 18 Jahren alt, wiederum 84 Prozent davon waren männliche Jugendliche. Noch weniger scheint diese Bevölkerungsgruppe vor körperlicher Gewalt zurück zu schrecken: Beim Raub von Mobiltelefonen waren 2003 sogar 52 Prozent der Tatverdächtigen zwischen 14 und 18 Jahre alt und 91 Prozent davon männlich. “Jugendliche klauen Handys hauptsächlich, um bis zur Sperre des Telefons auf fremde Kosten zu telefonieren”, sagt Noll. “Bei den restlichen 70 Prozent der Täter steht aber durchaus die kommerzielle Verwertung in Form von Weiterverkauf im Vordergrund. Nicht selten werden die Geräte auch für Planung und Umsetzung anderer Verbrechen genutzt.”

Wenn das Handy weg ist, kommen die Kosten
Das 0-Euro-Handy kann einen Schaden von mehreren 100 Euros verursachen, wenn es abhanden kommt. Das Sperren der SIM-Karte ist teilweise nur kostenlos, wenn die Diebstahlsanzeige vorgelegt wird, die Grundgebühr ist auf jeden Fall bis zum Vertragsende zu bezahlen. Eine neue SIM-Karte kann mit bis zu 20 Euro zu Buche schlagen und ein neues Handy ist meist nicht kostenlos zu bekommen. Dazu kommen Gesprächskosten, die entstehen, bis der Handyklau entdeckt wird. Ganz zu schweigen vom Verlust privat oder beruflich wichtiger Telefonnummern oder des aktuellen Terminkalenders.

Was tun, wenn der Diebstahl bemerkt wirkt?
Sofort nachdem der Diebstahl entdeckt wurde, sollte bei der Polizei Anzeige erstattet werden. Wichtig ist die 15-stellige IMEI-Nummer: Nur anhand dieser Seriennummer (am Akku und der Originalverpackung angebracht oder mit *#06# abrufbar), die nicht so wie die SIM-Karte gelöscht oder entfernt werden kann, lässt sich ein Handy zweifelsfrei identifizieren. Die IMEI-Nummer wird zentral gespeichert und kann europaweit überprüft werden, was vor allem für die Kontrolle verdächtiger Personen beim Grenzübertritt wichtig ist. Beim Netzbetreiber muss die SIM-Karte sofort gesperrt werden, um teuren Mißbrauch zu verhindern.

Vorbeugen ist besser als jammern
“Dort wo viel Gedränge herrscht, können Handys ganz einfach aus Jacken oder Taschen gezogen werden. Deshalb das Mobiltelefon möglichst körpernah und nicht in Außentaschen tragen”, rät Noll. Im Pkw offen liegende Telefone verleiten Diebe dazu, auch gleich das Auto zu demolieren und noch andere Sachen mit zu nehmen. Selbst wenn es unbequem ist, sollte man das Handy mit der bei jedem Start einzugebenden PIN-Nummer schützen, damit niemand das Gerät unbefugt in Betrieb nehmen kann. Für teurere Handys empfiehlt sich außerdem eine Versicherung, die zum Teil direkt von den Netzbetreibern angeboten werden. Zumindest das Gerät wird dann gratis ersetzt, für auflaufende Gesprächskosten durch Unbefugte sind allerdings Selbstbehalte zu zahlen.

“Auch die Exekutive hätte die Möglichkeit, wenigstens den oft jugendlichen Gelegenheitsdieben ein schlechtes Gewissen zu machen. In den Niederlanden und Großbritannien werden Diebe zum Beispiel alle drei Minuten mit SMS bombardiert”, weiß Noll. “Australien ist Vorreiter bei der Blockierung der IMEI-Nummer, was den Weiterverkauf der Beute verhindert.” Im EU-Raum solle daher möglichst rasch das “Central Equipment Identity Register” der GSM-Association ausgebaut werden, um eine europaweite IMEI-Blockierung durch alle Netzbetreiber zu ermöglichen.
     
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