Entwicklung und Formen der Arbeitslosigkeit in Österreich seit 1990  

erstellt am
25. 07. 05

Wien (wifo) - Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den neunziger Jahren ist Ausdruck einer Zunahme der Beschäftigungsfluktuation und einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit. Zugleich verstärkt sich die Destandardisierung von Arbeitsplätzen, die Zahl atypischer Beschäftigungsformen steigt. Dies stellt die sozialen Sicherungsmechanismen von Markt, Staat und Gesellschaft vor eine neue Herausforderung.

Der Strukturwandel löste eine Dynamisierung und Fragmentierung der Beschäftigung aus, die sich in steigenden Bewegungen in und aus dem Arbeitsmarkt niederschlug. Am Höhepunkt der Entwicklung 1996/97 wuchsen die Zugänge in die Beschäftigung um 12,1% gegenüber dem Vorjahr, die Abgänge um 12,2% (2003/04 jeweils rund +4%). Der Teilzeitanteil an der Gesamtbeschäftigung gemäß Labour-Force-Konzept erreichte im Jahr 2003 18,5%.

Zugleich nahmen die Bewegungen in und aus der Arbeitslosigkeit zu. Trotz dieser Tendenz erhöhte sich die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit betrifft besonders jüngere und ältere Arbeitskräfte. Die Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit seit 2000 ist insbesondere die Folge ds Fehlens von "Eintrittspforten" in den Arbeitsmarkt (Jugendarbeitslosenquote 2000/2004 +2,2 Prozentpunkte auf 7,3%). Die Altersarbeitslosigkeit war in den neunziger Jahren auf einen verstärkten Abbau von älteren Arbeitskräften im sekundären Bereich zurückzuführen.

Die Arbeitslosigkeit konzentrierte sich bis 2000 auf Personen mit geringer und mittlerer Qualifikation. Seither sind alle Qualifikationsebenen von zunehmendem Wettbewerbsdruck betroffen, weil die Beschäftigung im tertiären Sektor schwächer ausgeweitet wird (kumuliertes Beschäftigungswachstum im Tertiärsektor 2000/2004 +3,1% nach +7,0% 1995/2000).

Weil sich die ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen ändern und eine soziale Absicherung gegen Arbeitslosigkeit für prekäre und niedrig entlohnte Beschäftigungsformen fehlt, weitet sich der Kreis der Bezieherinnen und Bezieher offener Sozialhilfe laufend aus (2002/03 +4,7% auf 96.100).

Autorin: Julia Bock-Schappelwein
Quelle: WIFO
     
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