Kardinal Stickler wird 95  

erstellt am
22. 08. 05

Der langjährige Leiter der Vatikanischen Bibliothek wurde 1985 in das Kardinalskollegium berufen
Wien (stephanscom.at) - Der aus Österreich stammende langjährige Leiter der Vatikanischen Bibliothek, Kardinal Alfons Maria Stickler, vollendet am 23. August sein 95. Lebensjahr. Stickler wurde 1910 in Neunkirchen (Niederösterreich) geboren. Nach der Matura trat er in das Noviziat der Salesianer Don Boscos ein, nach dem Studium der Philosophie und Theologie wurde er am 27. März 1937 in der römischen Lateranbasilika zum Priester geweiht. Anschließend studierte er kirchliches und weltliches Recht an der Lateran-Universität. Danach lehrte er an der kirchenrechtlichen Fakultät der römischen Salesianer-Universität, wurde Dekan dieser Fakultät und schließlich Rektor der Hochschule.

Den nach eigener Aussage bedeutendsten "Wechsel seines Lebensgleises" erlebte Kardinal Stickler am Aschermittwoch 1971, als er von seiner Bestellung zum Leiter der Vatikanischen Bibliothek durch Paul VI. erfuhr. Im Zuge dieser Tätigkeit wurde Stickler Konsultor mehrerer vatikanischer Kongregationen. Am 9. September 1983 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum "Pro-Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche" und ernannte ihn gleichzeitig zum Erzbischof mit dem Titularsitz Bolsena. Am 7. Juli 1984 übertrug ihm der Papst außerdem die Leitung des vatikanischen Geheimarchivs, im April 1985 wurde er ins Kardinalskollegium berufen.

Während seiner Amtszeit setzte sich Stickler unermüdlich für die Erhaltung und Modernisierung der Vatikan-Bibliothek ein, die nicht nur als Aufbewahrungsort der "weltweit reichsten Sammlung an Handschriften" (rund 70.000) gilt, sondern auch eine Million gedruckter Bücher, rund 150.000 Kupferstiche und eine überaus wertvolle Münzsammlung beherbergt. Unter anderem wurde unter der Leitung des österreichischen Kardinals ein großer Bunker errichtet, in dem die wichtigsten Schätze der Bibliothek (unter anderem der "Codex Vaticanus") atombombensicher untergebracht sind. Im Sommer 1988 trat Stickler aus Altersgründen von seinem Amt als Leiter der Vatikanbibliothek und des Geheimarchivs zurück. Er lebt auch im Ruhestand in Rom.
     
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