Geschichte lernen – aber wie?  

erstellt am
05. 09. 05

Neue Ergebnisse eines Europa-Projekts bei Tagung in St. Virgil präsentiert
Salzburg (universität) - Nicht fertige Geschichtsbilder an junge Menschen weitergeben, sondern sie dazu befähigen, sich eigene Bilder von vergangenem und damit auch von gegenwärtigem Geschehen zu machen. Das ist das Ziel eines in seiner Art einmaligen Projekts im Rahmen des europäischen Comeniusprogramms: Einerseits arbeiten dabei VertreterInnen von Grundlagen- forschung und Schulpraxis besonders eng zusammen. Andererseits bringen die Wissen- schafterInnen und GeschichtslehrerInnen aus Österreich, Deutschland, Italien, Ungarn und Belgien unterschiedliche Erfahrungen aus ihren Regionen und Ländern ein. Bei der internationalen Tagung „Geschichte denken statt pauken“ vom 8. bis 10. September in St.Virgil werden bisherige Ergebnisse vorgestellt.

Im Rahmen des Projekts wird an neuen Methoden für den Geschichtsunterricht und Strategien für die (Selbst)Evaluation gearbeitet. Weiters gibt es Vorschläge für die Neugestaltung von Geschichte-Lehrplänen und Schulbüchern. Reinhard Krammer, Geschichtsdidaktiker an der Universität Salzburg, ist einer der Projektleiter und Mitorganisatoren der Salzburger Tagung. Wie er sagt, gehe es dabei darum, den Geschichtsunterricht von einem Fach, in dem es vor allem ums Pauken von Jahreszahlen und Fakten geht, zu einem „Denkfach“ zu machen. Geschichtsunterricht soll den SchülerInnen das Handwerkszeug dazu liefern, selbst Bezüge zwischen verschiedenen historischen Ereignissen herzustellen. Sie sollen lernen, nach Ursachen und Wirkungen von Ereignissen zu fragen und auch danach, was das alles für sie selber bedeutet. Denn erst durch solches Nachdenken über Vergangenheit werde diese zu Geschichte.

Krammer ist in der Projektleitung für Implementation der Forschungsergebnisse in den Geschichtsunterricht zuständig. Wie er sagt, ist durch das Projekt, das außer von der EU, vom Stifterverband der Wissenschaft sowie von den beteiligten Universitäten und Lehrerbildungseinrichtungen der verschiedenen Länder gefördert wird , bereits so etwas wie eine innere Schulreform das Fach Geschichte betreffend in Gang gekommen. Weitere Maßnahmen sind jedoch notwendig, wobei sowohl den SchülerInnen wie auch den LehrerInnen eine neue Rolle zukommt.

Bei der Tagung in St. Virgil werden rund 100 GeschichtslehrerInnen, WissenschaftlerInnen und SchulbuchverlagsvertreterInnen über Möglichkeiten für einen aktuellen und auf reflektiertes Geschichtsbewusstsein hin orientierten Geschichtsunterricht diskutieren. Das Projekt findet mittlerweile international große Beachtung. Den österreichischen GeschichtslehrerInnen wurde vom Bildungsministerium empfohlen, an der Salzburger Tagung teilzunehmen.
     
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