"Flash Estimate": Belebung der Wirtschaft im II. Quartal  

erstellt am
05. 09. 05

Wien (wifo) - Neben der laufenden Quartalsrechnung führt das WIFO seit kurzem im Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen auch Schnellschätzungen zum BIP durch. Die Berechnungen ergaben für das II. Quartal 2005 ein Wirtschaftswachstum von 0,3%. Gegenüber dem I. Quartal (revidiert + 0,1%) bedeutete dies eine leichte Beschleunigung.

Nach einem revidierten Wachstum von 0,1% im I. Quartal 2005 stieg das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte reale BIP im II. Quartal um 0,3%. Den größten Beitrag zum Wachstum lieferte der gesamtwirtschaftliche Export, der sich nach dem Rückgang in den zwei Quartalen zuvor erholte (+0,7%). Auch der öffentliche Konsum belebte sich (I. Quartal +0,1%, II. Quartal +0,3%), während der private Konsum sich leicht abschwächte (I. Quartal +0,3%, II. Quartal +0,1%). Die gesamtwirtschaftlichen Investitionen waren im II. Quartal neuerlich rückläufig, allerdings verringerte sich die Rate von –1,2% auf –0,1% gegenüber der Vorperiode. Der deutliche Rückgang der Investitionsnachfrage im 1. Halbjahr 2005 ist aber nicht auf die Konjunkturlage zurückzuführen, sondern entspricht einer plausiblen Reaktion auf den Wegfall der Steuerbegünstigung (Investitionszuwachsprämie).

Auf der Entstehungsseite des BIP war der stärkste Anstieg mit jeweils +0,6% in der Sachgütererzeugung (einschließlich Bergbau und Energieversorgung) sowie im Finanz- und Realitätenwesen zu verzeichnen. Überdurchschnittliche Wachstumsraten wiesen auch die Wirtschaftsbereiche Handel, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Verkehrs- und Nachrichtenwesen (+0,5%) sowie das Bauwesen (+0,4%) auf.

Rasche Bereitstellung von gesamtwirtschaftlichen Daten
Die rasche Bereitstellung von gesamtwirtschaftlichen Daten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Grund bieten mittlerweile viele Länder zu einem recht frühen Zeitpunkt vorläufige Ergebnisse zum Bruttoinlandsprodukt auf Vierteljahresbasis an. Um diesem Bedarf der wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger und Unternehmen auch national gerecht zu werden, hat das Bundesministerium für Finanzen das WIFO beauftragt, Schnellschätzungen zum BIP-Wachstum durchzuführen. Diese auch als "Flash Estimates" bezeichneten Berechnungen sollen künftig bereits rund 40 Tage nach Ablauf eines Quartals einen Überblick über die aktuelle gesamtwirtschaftliche Entwicklung geben.

Da die wirtschaftsstatistische Datenbasis zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht den für die Erstellung einer vollständigen Quartalsrechnung notwendigen Umfang aufweist, muss sie mit statistischen Methoden vervollständigt werden. Daraus ergibt sich ein etwas höherer Revisionsbedarf. Auch sind die Flash Estimates nicht so detailliert wie die laufende Quartalsrechnung, und sie können, da sie unmittelbar auf den Veröffentlichungstermin der neuen Jahreszahlen durch Statistik Austria folgen, diese noch nicht berücksichtigen.

"Flash Estimates": Ergebnisse der Schnellschätzung der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Quelle: WIFO, Autor: Marcus Scheiblecker
     
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