Europäischer Tag der Sprachen  

erstellt am
23. 09. 05

Übersetzer und Dolmetscher in der Europäischen Kommission arbeiten für die sprachliche Vielfalt in Europa
Brüssel (europarl) - Jedes Jahr begeht die Europäische Union gemeinsam mit dem Europarat und vielen Staaten den Europäischen Tag der Sprachen. Am heutigen 26. September wird europaweit mit hunderten von Veranstaltungen für das Sprachenlernen geworben. Zudem soll der Öffentlichkeit bewusst gemacht werden, welchen Reichtum die in den 45 Ländern Europas gesprochenen Sprachen darstellen.

Von Beginn an war die Mehrsprachigkeit ein Grundprinzip der Europäischen Union. Bei jedem Beitritt wird die Amtssprache des jeweiligen Landes auch EU?Amtssprache. Bei der letzten Erweiterungsrunde im Jahr 2004 kamen gleich neun Amtssprachen auf einmal hinzu.

Als Exekutivorgan der EU und Hüterin der Verträge setzt sich die Europäische Kommission besonders für die Wahrung und Förderung der sprachlichen Vielfalt in Europa ein. Die EU arbeitet als einzige internationale Organisation in 20 Amtssprachen. Daher ist sie in der Lage, mit jedem Unionsbürger in seiner Sprache direkt zu kommunizieren und die Menschen auf diese Weise über ihre Rechte und Pflichten zu informieren. Pro Bürger und Jahr fallen dafür Kosten von 2,5 Euro an.

An der Wahrung der Sprachenvielfalt wird das ganze Jahr über gearbeitet. In der Kommission setzen Tag für Tag nahezu 2 500 professionelle Übersetzer und Dolmetscher das Prinzip der Mehrsprachigkeit in die Tat um. So unterstützen sie die Kommission dabei, ihre Anliegen und Botschaften der Öffentlichkeit, den Medien, den Unternehmen und Regierungen in jedem Mitgliedstaat zu vermitteln. Die Kommission kommuniziert in Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Lettisch, Litauisch, Maltesisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Slowakisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch. Ab 2007 wird auch Irisch Amtssprache sein.

Die professionellen Übersetzer und Dolmetscher in der Kommission erfüllen somit eine unverzichtbare Aufgabe. Sie ermöglichen es der Kommission, jeden Unionsbürger in seiner Sprache zu erreichen. Dafür werden etwa 1 650 Übersetzer für die Übertragung schriftlicher Texte sowie 500 fest angestellte und täglich ca. 300 bis 400 freiberufliche Dolmetscher für die mündliche Kommunikation beschäftigt, allesamt hochqualifizierte Mitarbeiter mit Universitätsabschluss. Die durchschnittliche Jahresproduktion der Übersetzer liegt bei über 1,3 Mio. Seiten. Die Dolmetscher werden täglich bei 50 bis 60 Sitzungen eingesetzt und kommen so pro Jahr auf über 10 000 Sitzungstage.

Die Kommission bereitet sich schon jetzt auf die nächste EU-Erweiterung vor und hat erste Schritte zur Einstellung von Übersetzern und Dolmetschern aus Bulgarien und Rumänien eingeleitet. Gleichzeitig wird das derzeitige Personal darin geschult, aus den Sprachen dieser Länder zu übersetzen und zu dolmetschen. In der gesamten Kommission und nicht nur innerhalb der Sprachendienste werden pro Jahr über 900 Kurse für 28 Sprachen veranstaltet, an denen über 13 500 Kommissionsbedienstete aller Kategorien teilnehmen. Das Kursangebot umfasst neben den 20 derzeitigen EU-Amtssprachen auch Irisch, Bulgarisch, Arabisch, Kroatisch, Japanisch, Rumänisch, Russisch und Türkisch.

Die kommissionsinterne Kommunikation läuft in den drei Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch ab, was Zeit und Steuergelder sparen hilft. Bei allen Kontakten mit der Außenwelt bedient sich die Kommission aber den jeweils erforderlichen Amtssprachen. Im Falle eines Schreibens an einen einzelnen Bürger oder an eine Behörde eines Mitgliedstaats ist dies nur eine einzige Sprache. Die Rechtsvorschriften hingegen werden in allen 20 EU?Sprachen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.

Die Generaldirektion Übersetzung der Kommission hat in den meisten Mitgliedstaaten Außenstellen eingerichtet, die dazu beitragen sollen, die Botschaften der Kommission den Bürgern in der jeweiligen Landessprache zu vermitteln. Sie stehen damit für das Bekenntnis der Kommission, die Kommunikationsarbeit der Europäischen Union stärker auf den Bedarf vor Ort zuzuschneiden und bürgernaher zu gestalten. Genau dieses Ziel wurde kürzlich auch in dem Aktionsplan der Kommission für eine bessere EU?Öffentlichkeitsarbeit festgeschrieben.

Anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen erklärte Karl-Johan Lönnroth, Generaldirektor für Übersetzung in der Europäischen Kommission: "Wenn wir mit den Regierungen und Bürgern in ihrer Sprache reden und ihnen in ihrer Sprache zuhören, fördern wir Transparenz, Demokratie, Legitimität und Effizienz bei den Einrichtungen der Europäischen Union."

Der Generaldirektor für Dolmetschen in der Europäischen Kommission, Marco Benedetti, unterstrich: "Unsere Aufgabe ist es sicherzustellen, dass die Mitgliedstaaten ihre besten Fachleute und nicht zwangsläufig die Mitarbeiter mit den besten Sprachkenntnissen zu den Sitzungen nach Brüssel schicken können."

Die materiellen Ressourcen und die Zahl der Mitarbeiter, die insbesondere die Europäische Kommission für das Übersetzen und Dolmetschen bereitstellt, zeugen von ihrer Entschlossenheit, die europäischen Sprachen lebendig zu erhalten, und zwar nicht nur am Europäischen Tag der Sprachen, sondern auch an allen übrigen Tagen des Jahres.
     
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