Kardinal Schönborn segnet neues Kloster Kleinmariazell  

erstellt am
23. 09. 05

Geistliches Haus für Brüder der "Samaritanischen Gemeinschaft" im Pilgerzentrum ist fertig gestellt
Wien (stephanscom.at) - Kardinal Christoph Schönborn segnet am kommenden Sonntag, 25. September, im niederösterreichischen Wallfahrtszentrum Kleinmariazell das neue geistliche Haus der Brüder der "Samaritanischen Gemeinschaft". Damit wird mehr als 200-jähriger Unterbrechung die klösterliche Tradition von Kleinmariazell wieder aufgenommen. Der Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche beginnt um 16 Uhr.

Innerhalb eines Jahres wurden auf den Fundamenten der alten, in den sechziger Jahren abgerissenen Klosteranlage sechs Wohneinheiten mit Priesterwohnungen errichtet. Die Kosten in der Höhe von 2,2 Millionen Euro werden durch Spenden aufgebracht. "Kleinmariazell ist als ein spirituelles Herz wiedererstanden", freut sich Diakon Prof. Franz Eckert, "spiritus rector" der Revitalisierung des traditionsreichen Wallfahrtsortes. "Mehr als 50.000 Pilger besuchen jedes Jahr Kleinmariazell. Durch die Mitglieder der 'Samaritanischen Gemeinschaft' ist jetzt auch die ständige geistliche Begleitung der Pilger gesichert", betont Eckert.

Vor dem Gottesdienst wird Kardinal Schönborn in Kleinmariazell eine europaweite Novität besichtigen: den neuen "elektronischen Reliquienschrein" - ein PC, der Informationen über 500 Heilige zum Mitnehmen bietet. Der im Jahr 2002 gesegnete "echte" Kleinmariazeller Reliquienschrein - er steht in der Mönchshalle aus dem 12. Jahrhundert - enthält 680 Reliquien von 500 Heiligen und Seligen aus fast allen Jahrhunderten der Kirchengeschichte. "Es ist dies Österreichs größte Sammlung ihrer Art, die öffentlich zugänglich ist", betont die Wiener Diözesankonservatorin Hiltigund Schreiber. Mit dem neuen "elektronischen Reliquienschrein", der in den Schriftenstand der Basilika integriert ist, wird der umfangreiche Reliquienschatz der Wallfahrtskirche den Besuchern auf zeitgemäße Weise präsentiert - und sie können sich über jeden der 500 Heiligen und Seligen eine Dokumentation in Bild und Text ausdrucken.

Der "elektronische Reliquienschrein" ist mit einem Sensorbildschirm ("Touchscreen") ausgestattet, über den allerlei Wissenswertes (wie Bilder und Lebensgeschichten zu den Heiligen und Seligen) abgerufen und in Form eines Papierausdrucks auch mitgenommen werden kann. Rund drei Jahre lang haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referats für Kunst- und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien unter der Leitung von Diözesankonservatorin Schreiber an der Aufbereitung der Informationen über den Kleinmariazeller Reliquienschatz gearbeitet und die Informationen dann zusammen mit einem Computerunternehmen umgesetzt. Nach Angaben der Hersteller ist der "elektronische Reliquienschrein" in Kleinmariazell bisher europaweit einzigartig.

Kloster mit Tradition
Kleinmariazell wurde 1136 von Markgraf Leopold als "Mariazell in Österreich" gegründet. Benediktinermönche aus dem bayrischen Kloster Altaich wurden ins niederösterreichische Voralpenland berufen. Vom 12. bis 18. Jahrhundert waren Kirche und Kloster Kleinmariazell Anziehungspunkt für Wallfahrer, die auf der "Via Sacra" nach Mariazell unterwegs waren. Kleinmariazell wurde zum spirituellen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. 1782 verfügte Kaiser Joseph II. die Aufhebung des Klosters. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden große Teile der Anlage abgerissen.

Prof. Franz Eckert, als ehrenamtlicher Diakon für Kleinmariazell zuständig, war über den Zustand der ihm anvertrauten Kirche und des noch erhaltenen Prälaturgebäudes tief betroffen. In mühsamen Verhandlungen wurde unter seiner Regie ein Rettungspaket geschnürt. 1994 nahmen die Pfarrgemeinde Kleinmariazell, die politische Gemeinde Altenmarkt, die Erzdiözese Wien, die niederösterreichische Landesregierung und das Bundesdenkmalamt die umfassenden Renovierungsarbeiten in Angriff. Im Zuge der Arbeiten entpuppte sich die Wallfahrtskirche von Kleinmariazell als einzigartiges Zeugnis der Geschichte Österreichs, dessen Spuren zu Kelten, Römern, Babenbergern und Habsburgern zurückreichen. In vierjähriger Arbeit wurden die Kirche und die noch verbliebenen Anlagen renoviert. Am 29. November 1998 fand die Neueinweihung der Wallfahrtskirche durch Kardinal Christoph Schönborn statt. Mit dem Veranstaltungszentrum "St. Leopold" und einem eigenen Beherbergungs- und Gastronomiebetrieb hat die Bedeutung von Kleinmariazell als Wallfahrtszentrum weiter zugenommen.

Die Grundsteinlegung des neuen Klosters erfolgte 2004. Die "Samaritanische Gemeinschaft" wurde vom polnischen Priester Andrzej Michalek gegründet. Die Gemeinschaft hat heute drei Zweige: Männer, Frauen, Familien. Diese neue Gemeinschaft apostolischen Lebens setzt sich besonders für die Verbreitung des Evangeliums in Mittel- und Osteuropa, für die Jugendseelsorge und die Behindertenbetreuung ein. Seit 2003 ist die Gemeinschaft offiziell in die Erzdiözese Wien aufgenommen.

Informationen: http://www.kleinmariazell.at
     
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