Vor 50 Jahren starb der "Retter der Wiener Sängerknaben"  

erstellt am
27. 09. 05

Prälat Joseph Schnitt ermöglichte durch seinen persönlichen Einsatz das Fortbestehen der Wiener Sängerknaben nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg
Wien (stephanscom.at) - Am Montag, 26. September, jährte sich zum 50. Mal der Todestag des "Retters der Wiener Sängerknaben", Prälat Joseph Schnitt. Schnitt ermöglichte durch seinen persönlichen Einsatz das Fortbestehen der Wiener Sängerknaben nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Bei einem Gedenkgottesdienst am Sonntag in der Wiener Hofburgkapelle würdigte Msgr. Viktor Krätzl das Wirken Schnitts. "Ohne Prälat Schnitt würde es heute mit Sicherheit keine Wiener Sängerknaben geben", so Viktor Krätzl wörtlich. Er hatte als junger Kaplan Schnitt in seiner Arbeit für die Sängerknaben unterstützt.

An dem Gottesdienst nahmen u.a. auch der griechisch-katholische Generalvikar Prälat Alexander Ostheim-Dzerowycz und der Rektor der Burgkapelle, Prälat Rudolf Schwarzenberger, teil. Ostheim-Dzerowycz hatte nach dem Zweiten Weltkrieg als junger Geistlicher Schnitt als Dolmetscher gegenüber den sowjetischen Besatzungsbehörden unterstützt. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den Wiener Sängerknaben.

Nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie 1918 übernahm die Republik die Hofoper, das Orchester und den Erwachsenenchor, nicht aber den kaiserlichen Knabenchor, dessen Ursprünge bis in Zeiten Kaiser Maximilians I. Ende des 15. Jahrhunderts zurückreichten. Josef Schnitt, der 1921 Rektor der Burgkapelle wurde, wandelte in der Folge den Knabenchor in einen privaten Verein um: Aus den Hofsängerknaben wurden 1924 die Wiener Sängerknaben, die Kadettenuniform mit Degen wich dem Matrosenanzug.

Schnitt verpflichtete sich zur künstlerischen und pädagogischen Leitung des neuen Sängerknabenkonvikts und steckte auch seine gesamten persönlichen finanziellen Mittel in das Projekt. Chronischer Geldmangel zwang den Chor dazu, Konzerte außerhalb der Burgkapelle zu geben - mit überwältigendem Erfolg: innerhalb eines Jahres sangen die Wiener Sängerknaben in Berlin, Prag und Zürich. Es folgten Auftritte in Griechenland, Lettland, Spanien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Schweden. Sogar in die USA, Australien und nach Südamerika führte Schnitt seine Sängerknaben. Schon in der Ersten Republik galten sie als "singende Botschafter Österreichs".

Von den Nationalsozialisten wurde Schnitt seines Amtes enthoben und musste sich u.a. als Kassier bei einem Fleischhauer seinen Unterhalt verdienen. Nach Kriegsende gelang ihm schließlich erneut der Aufbau der Sängerknaben als national und international erfolgreicher Knabenchor.

Schitt wurde 1885 im niederösterreichischen Mailberg geboren und 1909 zum Priester geweiht. Er starb am 26. September 1955 nach langer schwerer Krankheit. Bis zuletzt war er unermüdlich für seine Sängerknaben tätig.
     
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