Postgesetz-Novelle beschlossen  

erstellt am
13. 10. 05

 StS Mainoni: "Neues Postgesetz sichert Versorgung im ländlichen Raum"
Postgesetz-Novelle im Verkehrsausschuss beschlossen
Wien (stf) - Die Mitte September im Ministerrat beschlossene Postgesetz-Novelle wurde in der Sitzung des Verkehrsausschusses vom Mittwoch (12. 10.) behandelt und beschlossen.

"Durch das Vetorecht des Ministers werden weitere willkürliche Schließungen von Postämtern verhindert und die Aufrechterhaltung der Postdienstleistungen sichergestellt. Insbesondere im ländlichen Raum müssen wir auf die Versorgung der Bevölkerung mit Infrastrukturleistungen achten." sagte Infrastrukturstaatssekretär Mag. Eduard Mainoni nach dem Verkehrsausschuss.

Neben dem Vetorecht für den Minister gegen drohende Postämterschließungen hält das neue Postgesetz erstmals fest, dass eine weitergehende Einschränkung des reservierten Bereiches im Einklang mit der EU-Richtlinie, jedenfalls nicht vor dem 1.1.2009 erfolgen wird.

In Vorbereitung auf die weitere Liberalisierung von Postdienstleistungen ist vorgesehen, dass ab 1.1.2008 eine unabhängige Post-Regulierungsbehörde geschaffen wird, welche bei der RTR GmbH angesiedelt sein soll.

"Die enthaltene Konstruktion einer unabhängigen Regulierungsbehörde stellt allerdings nur einen Zwischenschritt dar. Im Hinblick auf die 2007 erwartete EU-Richtlinie muss das nationale Gesetz jedenfalls den Vorgaben dieser Richtlinie angepasst werden." erläutert Staatssekretär Mainoni die Regelung.

Die Postgesetz-Novelle war von 22. Juli bis 22. August 2005 in Begutachtung und wurde am 13. September 2005 im Ministerrat beschlossen. Nach der heutigen Genehmigung durch den Verkehrsausschuss ist eine Beschlussfassung im Plenum des Nationalrates am 19. Oktober 2005 vorgesehen.

 

 Eder: SPÖ lehnt geplante Post-Privatisierung strikt ab – Weiteren Postämtern droht Schließung
Postgesetz-Novelle im heutigen Verkehrsausschuss – SPÖ kündigt Widerstand an
Wien (sk) - "Strikte Ablehnung" bekundete SPÖ-Verkehrssprecher Kurt Eder am Mittwoch (12. 10.) gegenüber dem SPÖ-Pressedienst hinsichtlich der im Verkehrsausschuss zum Beschluss vorliegenden Novelle zum Postgesetz. "Die Regierungsparteien wollen so rasch wie möglich die Grundlage für die Privatisierung der Post AG im Frühjahr 2006 schaffen. Damit droht nach den Schließungswellen 2002 und 2005 die Schließung von weiteren Postämtern. Eine weitere Ausdünnung der Postinfrastruktur bedeutet eine massive Verschlechterung der Lebensqualität, insbesondere im ländlichen Raum. Die SPÖ wird sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Privatisierung stemmen, die nicht ohne Grund von 80 Prozent der Bevölkerung abgelehnt wird", unterstrich Eder.

"Die Österreichische Post AG ist ein funktionierendes, positiv bilanzierendes Unternehmen, das in der Vergangenheit hohe Sonderdividenden an den Finanzminister abführen musste und so ohne Not unter Druck gesetzt wurde", erklärte der SPÖ-Abgeordnete. Zur Erinnerung: im Vorjahr lieferte die Post AG eine Sonderdividende von 40 Mio. Euro an Grasser ab, deutlich mehr als etwa durch die letzte Schließungswelle "eingespart" wurde (25 Mio. Euro). Was im Falle einer Privatisierung der Post AG passieren werde, liege für Eder auf der Hand: "Aktionäre wollen Geld sehen wollen, was fast zwangsläufig weitere Rationalisierungsmaßnahmen nach sich ziehen wird. Experten gehen davon aus, dass damit österreichweit weitere 400 Postämter vor dem Aus stehen. Die SPÖ befürchtet weiteren schweren Schaden für den Wirtschaftsstandort und den ländlichen Raum."

Klar sei, dass die Post AG "nicht irgendeine Firma" sei, sondern ein zentrales Infrastrukturunternehmen im Dienste der Österreicherinnen und Österreicher. Eder vermutet "vornehmlich ideologische Motive der Regierungsparteien", deren Privatisierungswut jeden Rahmen sprenge: "Nicht einmal in den USA ist die Post privatisiert." Die Vorbereitung des Post-Börsegangs zum gegenwärtigen Zeitpunkt komme so oder so zur absoluten Unzeit: die weitere Liberalisierung des Postwesens in der EU sei äußerst unsicher geworden, so Eder, die Europäische Kommission werde erst 2006 eine Studie (!) zu diesem Thema erstellen. "So lange die Liberalisierung der Rahmenbedingungen unklar ist, bedeutet jeder Verkauf äußerst schlechte Konditionen für den Verkäufer", unterstrich der SPÖ-Abgeordnete.

Abschließend betonte Eder, dass auch die bereits beschlossene Umrüstung der Briefkastenfächer von der SPÖ massiv abgelehnt werde. "Die Bevölkerung lehnt auch diese Maßnahme stark ab. Weil erst 20 Prozent der Hausbrieffächer umgerüstet wurden, beschließt die Regierung heute absurd hohe Strafen bis zu 30.000 Euro für Hausbesitzer, die nicht umrüsten wollen. So agiert eine Koalition in den allerletzten Atemzügen."

 

Miedl: Nicht genügend, Herr Eder!
ÖVP-Verkehrssprecher: "Es geht nicht um Privatisierung, sondern um die Vorbereitung auf neue Bedingungen in der EU"
Wien (övp-pk) - "Vergleicht man die SPÖ-Aussagen zur Verkehrspolitik mit Schulnoten, so kann ich nur sagen: Nicht Genügend, Herr Eder", meinte ÖVP-Verkehrssprecher Werner Miedl am Mittwoch (12. 10.) anlässlich des Verkehrsausschusses in Reaktion auf die Aussendung des SPÖ-Verkehrssprechers. "Bei der vorliegenden Novelle des Postgesetzes geht es darum, einen weiteren Schritt in Richtung Liberalisierung des Marktes für Postdienstleistungen zu setzen. Es geht nicht um eine Privatisierung, sondern darum, dass sich die Post mit ihren rund 25.000 Mitarbeitern schon jetzt auf die neuen Umstände vorbereiten kann", verwies Miedl die SPÖ auf eine EU-Richtlinie. Der Abgeordnete stellte zudem fest, dass keine Region Österreichs unversorgt bleibe. Im Gegenteil: Der Verkehrsminister habe in Zukunft die Post über künftige Schließungen zu informieren, damit rechtzeitig entsprechend gehandelt werden kann.

"Nicht nur in den Ballungszentren, sondern auch im ländlichen Raum müssen die Bürgerinnen und Bürger weiterhin kundenorientiert und flächendeckend mit Postdienstleistungen versorgt sein. Eine ersatzlose Streichung von Postämtern ist derzeit und wird auch in Zukunft nicht möglich sein", verwies Miedl auch auf einen entsprechenden Entschließungsantrag der Regierungsparteien.

"Da ein Datum für eine vollständige Öffnung des Marktes für Postdienstleistungen in der EU und die damit verbundenen Rahmenbedingungen derzeit noch nicht feststehen, ist es sinnvoll, vorerst einen weiteren Zwischenschritt in Form einer Novelle des Postgesetzes 1997 zu machen und noch kein grundlegend neues Postmarktgesetz vorzulegen", begründet der Abgeordnete diese Vorgangsweise.

Die geltende EU-Richtlinie sieht folgendes Szenario vor: Die Europäische Kommission ist verpflichtet, bis Ende 2006 eine Studie vorzulegen. In dieser Studie hat sie darzulegen, ob und unter welchen Voraussetzungen eine völlige Öffnung des Postmarktes möglich ist. Dabei ist vor allem darauf Bedacht zu nehmen, wie der Universaldienst auf einem liberalisierten Markt sichergestellt und finanziert werden kann. Als Zieldatum für die Liberalisierung nennt die Richtlinie den 1. Jänner 2009. Aufgrund dieser Studie wird 2007/2008 zu beraten und schließlich zu beschließen sein, ob und unter welchen Rahmenbedingungen der europäische Postmarkt ab 1. Jänner 2009 vollständig liberalisiert wird.

Weitere Änderungen dieser Novelle im Detail

  • Einführung einer Anzeigepflicht für alle Postdienstleister
  • Einführung bestimmter Pflichten für alle Postdienstleister (Allgemeine Geschäftsbedingungen, Beschwerdemanagement etc.)
  • bessere Eingriffsmöglichkeiten der Behörde bei Verstößen gegen die Universaldienstverpflichtung
  • verbesserte Aufsichtsmaßnahmen der Regulierungsbehörde

Um die Rahmenbedingungen für die weitere Liberalisierung vorzubereiten, wird ab 1. Jänner 2008 ein bei der RTR (Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde) angesiedelter unabhängiger und weisungsfreier Regulator eingerichtet, hob Miedl abschließend hervor.

     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

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