Europas Hotel- und Gastronomieverbände gegen europaweites Klassifizierungssystem  

erstellt am
21. 10. 05

Hotrec-Tagung in Wien beschließt Qualitätsreferenzprogramm – „Flugticketsteuer“ wird abgelehnt
Wien (pwk) - Gegen eine Überregulierung ihrer Branche sprachen sich die Mitglieder des Europäischen Hotel- und Restaurantverbandes Hotrec („Hotels, restaurants & cafés in Europa“) bei ihrer jüngsten Generalversammlung in Wien aus. An der Tagung nahmen Vertreter von 36 nationalen Verbänden aus 22 Ländern teil. Österreich war durch die Fachverbände Hotellerie und Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich sowie durch den Veranstalterverband vertreten. Die Eröffnung der Tagung hatte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein vorgenommen.

Die Hotrec fürchtet, dass die derzeit auf freiwilliger Basis durchgeführten Standardisierungen künftig de facto vorgeschrieben werden könnten. Als Beispiel wurden in Konferenzkreisen die geplanten EU-Standards für Swimmingpools genannt, die völlig an der Realität der Hotellerie vorbeigehen. Wären sie ohne vernünftige Anpassungen allgemein verbindlich, könnte dies beispielsweise auch vor Gericht zu Problemen führen. Die Mitglieder sind demgegenüber der Meinung, „dass Standards, auch wenn sie nützlich sind, nur auf Initiative der Wirtschaft und nach einem vollkommen transparenten und beratenden Prozess entwickelt werden sollten“, heißt es in einem von der Hotrec verabschiedeten Kommunique.

Die Mitglieder des Europäischen Hotel- und Restaurantverbandes Hotrec sprachen sich gegen eine Überregulierung ihrer Branche aus Die Mitglieder des Europäischen Hotel- und Restaurantverbandes Hotrec sprachen sich gegen eine Überregulierung ihrer Branche aus

Die Generalversammlung bestätigt darin nochmals ihre Ablehnung gegenüber jedem Versuch der öffentlichen Hand und der Normungsinstitute, der Branche ein europaweites Hotel-Klassifizierungssystem aufzuerlegen. Einige sind sich die Hotrec-Mitglieder jedoch darin, im Interesse der Konsumenten die Transparenz zu erhöhen. Dies soll beispielsweise durch die Darstellung der Bedeutung der verschiedenen Klassifizierungssysteme auf den nationalen und auf den Hotrec-Homepages geschehen. Die Generalversammlung billigte außerdem eine Reihe von Empfehlungen, die in Richtung einer Vereinheitlichung der nationalen Klassifizierungssysteme gehen.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Erarbeitung eines Hotrec-Qualitätsmanagementprogramms, das als Referenzmodell auf europäischer Ebene gelten soll. Dieses soll nicht die zahlreich bestehenden nationalen und regionalen Programme ersetzen, sondern eine bessere Evaluierung dieser Programme ermöglichen. Nationale und regionale Qualitätsprogramme, die die Kriterien erfüllen, werden als Hotrec-Qualitätsprogramme anerkannt.

Erfreut zeigten sich die Teilnehmer an der Generalversammlung über die jüngsten tourismuspolitischen Aussagen von EU-Kommissar Günter Verheugen, wonach die Tourismuswirtschaft auf europäischer Ebene nicht zu mehr verbindlichen Richtlinien und Standards verpflichtet werden sollte. In ähnlichem Sinne hatte sich auch Wirtschafts- und Tourismusminister Martin Bartenstein in seiner Eröffnungsrede geäußert. „Wir möchten den Tourismus auf nationaler Ebene halten, entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip. Es gibt wenig, was Brüssel regeln sollte“.

Begrüßt wurden von den Hotrec-Mitgliedern die Bemühungen der britischen EU-Präsidentschaft, die Diskussion über eine Reduktion der Mehrwertsteuer für die Gastronomie aller Mitgliedsstaaten neu zu beleben. In einer Neuauflage der Broschüre „Ein reduzierter Mehrwertsteuersatz für die Tourismuswirtschaft in Europa“ werden die Argumente zusammengefasst.

Ablehnend stehen die Hotel- und Gastronomieverbände der diskutierten Einführung einer Flugticket-Steuer zur Finanzierung einer erhöhten Entwicklungshilfe gegenüber. Das Ziel einer steigenden Entwicklungshilfe sei ohne Frage lobenswert, doch sollte es, da es im Interesse der gesamten Gesellschaft liegt, nicht eine einzelne Branche, den Tourismus, belasten. Eine solche Steuer würde die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Tourismus auf dem Weltmarkt gefährden.
     
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