Wirtschaftspoltik / Ländliche Regionen  

erstellt am
18. 10. 05

 Gusenbauer: Bevölkerung lehnt Zusperrpolitik der Regierung ab
Jede Region soll gleiche Chance zur Entwicklung erhalten
Liebenau (sk) - "Das Ziel der SPÖ ist es, dass jede Region die gleiche Chance haben soll, um sich entwickeln zu können", sagte SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer im Rahmen seiner Startklar-Tour, die ihn am Montag (17. 10.) auf einen Bauernhof in Eibenberg im Mühlviertel (Bezirk Freistadt) führte. Das bedeute im ländlichen Raum, dass man nicht die gesamte öffentliche Infrastruktur zusperren dürfe, wie es die Bundesregierung in den letzten Jahren gemacht habe, so Gusenbauer. Denn die öffentliche Infrastruktur sei das Rückgrat der lokalen Wirtschaft. Hier im Bezirk Freistadt gebe es Landstriche, wo das nächste Postamt 30 Kilometer entfernt ist, da im Bezirk 12 Filialen zugesperrt wurden und weitere nun von der Schließung bedroht sind, veranschaulichte Gusenbauer die schwierige Situation am Land.

Nicht zuletzt deswegen sei die Stimmung für die SPÖ vor allem in ländlichen Regionen sehr gut, so der SPÖ-Chef. Er erinnerte daran, dass bei der Landtagswahl in der Steiermark die SPÖ vor allem in ländlichen Regionen stark zulegen konnte. "Da nützen auch die 'Heizdeckenfahrten' der ÖVP-Regierungsmannschaft nichts, die zwei Tage vor der Wahl aufs Land fahren, nachdem sie jahrelang alles zusperren ließen", unterstrich Gusenbauer. In der Steiermark habe sich ganz deutlich gezeigt, dass die Menschen die Politik der Regierung ablehnen und sich nicht mehr Sand in die Augen streuen lassen, sagte der SPÖ-Vorsitzende.

Kurswechsel in Agrarpolitik dringend erforderlich
Es müsse auch eine Veränderung in der Landwirtschaftspolitik erfolgen, denn in der EU werde fast die Hälfte des Budgets für die "vermeintliche" Landwirtschaft ausgegeben, "aber an vielen Bauern geht das spurlos vorbei", so Gusenbauer. "Wir haben enorme Geldmittel auf der einen Seite und Bauern, die nichts davon kriegen, auf der anderen", kritisierte der SPÖ-Chef. Profitieren würden Großbetriebe, die enorme Gewinne machen. "Der ÖVP-Bauernbund ist in Österreich auch nichts anderes als die Interessenvertretung der Großbauern, auch wenn er immer wieder Berg- oder Biobauern im Mund führt", sagte Gusenbauer.

Es sei auch nicht verwunderlich, dass Frankreich der EU-Staat mit den meisten EU-Förderungen sei, weil dort die Zentralisierung am weitesten fortgeschritten ist. "Ganze Landstriche haben nur noch einen Betrieb. Es gibt dort nichts mehr, weil dort niemand mehr ist", sagte Gusenbauer. Bei der Reform des europäischen Agrarförderwesens des früheren EU-Kommissar Fischler, mit der man von der reinen Flächenförderung wegkommen wollte, habe es zwei gegeben, die das verhindern wollten: der französische und der österreichische Landwirtschaftsminister, so Gusenbauer. "Es muss endlich einen Kurswechsel in der Landwirtschaftspolitik geben, sodass nicht mehr wie jetzt der Großbetrieb, sondern der kleine bäuerliche Betrieb vertreten wird", schloss Gusenbauer.

 

 Grillitsch: Wer sich am ländlichen Raum vergreift, gehört von unseren Höfen verjagt
Bauernbund arbeitet für Interessen der Bevölkerung im ländlichen Raum
Wien (övp-pk) - Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch wies am Montag (17. 10.) die Aussagen des SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer zum ländlichen Raum auf das Schärfste zurück: "Herr Gusenbauer spielt sich als Beschützer der Bauern und des ländlichen Raums auf, obwohl er von Landwirtschaft so viel versteht wie eine Kuh vom Eierlegen. Deshalb: Wer sich am ländlichen Raum vergreift, gehört von unseren Höfen verjagt. Während sich der SPÖ-Chef auf munterer Landpartie befindet, arbeitet der Bauernbund intensiv für die Interessen der Bevölkerung im ländlichen Raum. Und das mit großer Geschlossenheit, wie der Bundesbauernrat am Samstag eindrucksvoll verdeutlicht hat."

"Auch wenn Gusenbauer seine Landpartien 'Startklar-Tour' nennt, kann er nicht darüber hinwegtäuschen, dass er in Wahrheit nicht vom Fleck kommt. Wahrscheinlich stammt nicht einmal der dort ausgeschenkte Rotwein von heimischen Weinbauern, sondern aus der Toskana", so Grillitsch in Anspielung auf die önologischen Vorlieben des SPÖ-Chefs. "Der rote Gusenbauer kommt mit leeren Händen und verunsichert die Menschen im ländlichen Raum, ohne auch nur einen konkreten Lösungsvorschlag zu bringen. Das kann man aber auch nicht erwarten, denn immer wenn Gusenbauer mit Fachwissen glänzen will, zeigt sich ganz klar, dass er keinen Schimmer hat." Grillitsch verglich die Sozialisten mit einem Chaotenhaufen: "Jeder macht, was er will, keiner was er soll und alle machen mit!"

Abschließend wiederholte der Bauernbundpräsident seine Bitte an die Sozialisten: "Lasst die Hände vom ländlichen Raum! Statt Österreich ständig schlecht zu reden, sollten die Sozialisten auf ihre Parteifreunde wie etwa EU- Handelskommissar Mandelson einwirken, der derzeit die europäische Landwirtschaft am Altar der schrankenlosen Liberalisierung opfern will. Während unsere Minister in Brüssel für einen fairen Welthandel kämpfen, tingelt 'Red Fred' bequem im Land herum."
     

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