Von der Kulturverwaltung zur Kulturgestaltung  

erstellt am
03. 11. 05

Kulturenquete des Vorarlberger Landtages
Bregenz (vlk) - "Wir müssen danach trachten, bestimmte Entwicklungen in der Kultur möglichst frühzeitig zu erkennen, um sie zu begleiten und fördern zu können", sagte Kulturreferent Landesstatthalter Hans-Peter Bischof bei der Kulturenquete des Vorarlberger Landtages am Mittwoch (02. 11.) im Montfortsaal des Landhauses.

"Die Vorarlberger Kulturpolitik ist bemüht, die Entwicklung der breit gefächerten Szene sensibel zu verfolgen, dem Bewährten seinen Platz zu sichern, zugleich aber Raum für die Förderung des Neuen und Innovativen zu gewinnen. Aufgrund der rasanten Entwicklung im Bereich der öffentlichen Kulturförderung ist es notwendig, sich intensiv mit der Thematik zu befassen", betonte Landtagspräsident Gebhard Halder. Dies war auch Hintergrund der Kulturenquete, die den politischen Repräsentanten die Möglichkeit bot, sich mit fundierten Thesen und neuen Entwicklungen in der Kulturpolitik und Kulturförderung auseinander setzen zu können.

LSth. Bischof skizzierte in seinem Impulsreferat die Kulturpolitik und Kulturförderung des Landes. Besonders hob Bischof die Rolle des Landeskulturbeirates und der Kulturkommissionen hervor, die dank der Einbindung von Experten entscheidend zur Qualitätssicherung beitragen. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Kulturschaffenden und Kulturpolitik sei unabdingbar, um Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, sie zu begleiten und zu fördern. Nur so könne der hohe Standard gewährleistet werden.

Neue Finanzierungsansätze
"Kulturpolitik braucht Ziele", so Werner Heinrichs, Rektor der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Kulturpolitik müsse auch den "Mut zur Strukturierung" haben. Heinrichs nannte hier die Basisebene mit Vereins- und Jugendkultur, die mittlere Ebene mit Weiterbildungseinrichtungen, Musikschulen, Museen, Theater und Konzerten und an der Spitze der Pyramide ökonomische und Marketingziele sowie kulturelle Highlights und Kultur-Events. Kultur präge ganz wesentlich die "Marke Vorarlberg" und solle daher stärker als bisher für das Landesmarketing eingesetzt werden, so Heinrichs. Konkret schlug er dabei die beiden Konzepte "Spezifität des Ortes" und "Tor zum Süden" vor.

In der Kulturfinanzierung sprach Heinrichs sich für "Matching Funds" aus. Nach diesem Konzept der Komplementärfinanzierung zahlt die öffentliche Hand jenen Beitrag hinzu, der von Kulturinstitutionen privat durch Eintrittserlöse und Merchandising erwirtschaftet wird. Dieses Konzept könne mit einer Grundfinanzierung gekoppelt werden und der Beitrag der öffentlichen Hand ließe sich dann auch als "Gütesiegel" einsetzen. "Wir müssen von der Kulturverwaltung zur Kulturgestaltung kommen", so Heinrichs abschließend, der empfahl, den Kulturbegriff des Kulturförderungsgesetzes zu reformieren.

Stefan Hagen, Geschäftsführer der startup euregio Management GmbH, skizzierte den Ist-Zustand der Vorarlberger Kulturpolitik anhand eines für das Land erstellten Wirkungsbildes. Reinhard Kannonier, Rektor der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz befasste sich mit Leitbildern in der Kulturpolitik und Susanne Tanner, Leiterin der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich, informierte über das Verständnis von Kulturpolitik und Förderung in der Schweiz anhand des Filmförderwesens.
     
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