Weder Schönfärberei noch Schwarzmalerei  

erstellt am
14. 11. 05

Linz (diözese) - Die Situation der Kirche in Österreich sei beim Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom "sehr realistisch" zur Sprache gekommen, wobei Papst Benedikt XVI. "Defizite" durchaus angesprochen, aber diese Defizite "in die Klammer des Dankes für viel Gelungenes" gestellt habe. Das berichtete am Freitag (11. 11.) der stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari, bei der Wiener Pressekonferenz zum Abschluss der Herbstsession des Episkopats, die im Anschluss an den Ad-limina-Besuch erstmals im Vatikan stattgefunden hatte.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, war unmittelbar von Rom nach Lissabon gereist, um an der diesjährigen "Stadtmission" teilzunehmen.

Wie Bischof Kapellari sagte, habe der Papst mit seiner Rede bei der Gemeinschaftsaudienz der österreichischen Bischöfe und seiner Ansprache bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch zwei "komplementäre" Botschaften vermittelt, die man im Zusammenhang deuten müsse. Die Bischöfe hätten sich bei ihren Begegnungen mit dem Papst, der eine "väterliche Brüderlichkeit" ausstrahle, "daheim" gefühlt. Bei der Einschätzung der Lage der Kirche in Österreich sei es weder um "Schönfärberei" gegangen noch um "Schwarzmalerei".

Das vom Papst angesprochene Phänomen der Säkularisierung sei vor einem "Generalhorizont" zu sehen. Umso mehr warnte Bischof Kapellari davor, durch isoliertes Herausgreifen einzelner Passagen der Papstansprachen "unnötig Unfrieden" zu erzeugen.

Nach den Worten Kapellaris geht es darum, den "Brunnen des Glaubens" zu füllen, aus dem die Kirche ihre soziale Kraft schöpfe. Die Gesellschaft in Österreich wie in ganz Europa brauche die "Kraft zur Solidarität", die es in der Kirche gebe. Als Beispiele für die Dynamik der Kirche nannte Kapellari den Weltjugendtag in Köln, aber auch die in Wien begonnene "Stadtmission", die der Papst beim Ad- limina-Besuch ausdrücklich gewürdigt hatte.

Zur Frage, inwieweit beim Ad-limina Besuch auch soziale Fragen eine Rolle spielten, betonte Kapellari, dass in den Berichten der Bischöfen an den Vatikan diesem Bereich sehr viel Platz eingeräumt worden war. Benedikt XVI. seien soziale Fragen ein großes Anliegen, stellte der steirische Bischof fest und verwies auf die Rede des Papstes bei der Generalaudienz, in der er den österreichischen Bischöfen und der Kirche im Land für ihren Einsatz für Menschen in Not dankte. Ebenso betonte Bischof Kapellari das Gewicht der Ökumene im Pontifikat Benedikts XVI. Gerade im sozialen Bereichen könne sich die Ökumene auch in besonderer Form konkretisieren.
     
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