Bildungspolitik – Das neue Schulpaket  

erstellt am
08. 11. 05

BK Schüssel: "Impulse für Bildungsbereich"
Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel informierte am Montag (07. 11.) im Rahmen des Pressefoyers nach dem Ministerrat für das beschlossene Schulpaket II. „Dieses Schulpaket spricht treffsicher die aktuell auch auf europäischer Ebene diskutierten Aspekte der Wachstumsstrategie an und legt den Schwerpunkt auf Bildung und Fortbildung“, so der Bundeskanzler.

In diesem Schulpaket enthalten sind gesonderte Sprachförderkurse für außerordentliche Schüler, die deutsch noch nicht ausreichend beherrschen. Zudem hob Schüssel die sprachliche Frühförderung hervor, die schon im Kindergarten beginnen wird und gewährleisten soll, dass Kinder erst nach einem entsprechenden Sprachtest in den Schulunterricht eintreten. Als weitere Eckpunkte des neuen Schulpaktes nannte Schüssel die Ausweitung der Begabtenförderung, eine Unterrichtsgarantie und die Vorverlegung des Aufnahmeverfahrens für angehende Schüler, damit bereits im Frühjahr, spätestens im Sommer, Klarheit darüber besteht, welche Schule ab Herbst besucht wird.

Ebenso führte der Bundeskanzler die Vorverlegung der Notenkonferenz auf die vorletzte Schulwoche an, damit der Schulunterricht bis zum Schuljahresende genützt werden kann. „Mit Unterrichtsbeginn für alle Schüler mit Montag der ersten Schulwoche gewährleisten wir außerdem die optimale Nutzung eines neuen Schuljahrs“, so der Bundeskanzler.

Weiters enthalten im neuen Schulpaket ist auch eine Reform der Pädagogischen Hochschulen, die gemäß der EU-Bologna- Ziele auf Bakkalaureatsebene verbessert werden, wodurch eine Lehramtsausbildung auf akademischem Niveau für sechs Semester sichergestellt werde, so Schüssel.

 

 Niederwieser zu Schulpaket II: ÖVP back to the Fifties
Völlig überholte Lehrerausbildung bleibt - Gehrer bei Nachprüfungen umgefallen
Wien (sk) - "Back to the Fifties" – so kommentiert SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser das Gehrer'sche Schulpaket II, das "bedauerlicherweise" am Montag (07. 11.) den Ministerrat passierte. Hauptkritikpunkte Niederwiesers: Die ÖVP belebt mit ihrem Konzept zur Lehrerausbildung die alten Lehrerbildungsanstalten der 50-er Jahre wieder und ignoriert sämtliche wissenschaftlichen Kommentare dazu. Außerdem ist die Bildungsministerin in Sachen Vorverlegung der Nachprüfungen umgefallen – "auch hier bleibt alles beim Alten", so der SPÖ-Bildungssprecher Montag gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

Niederwieser erinnerte daran, dass 1999 die wissenschaftliche Begleitung der Umwandlung der Pädagogischen Akademien beschlossen worden war. Konkret sollte die Planungs- und Evaluierungskommission (PEK) mit renommierten WissenschafterInnen und PraktikerInnen für die wissenschaftliche Begleitung sorgen. Gehrer habe sich damals verpflichtet, die Empfehlungen der PEK zu berücksichtigen. "Die Ministerin hat aber diese Vereinbarung nicht eingehalten! Sie geht sogar so weit, die Stellungnahmen der PEK, die sie seit Wochen in Händen hält, nicht an das Parlament weiterzuleiten, sondern unter Verschluss zu halten", so Niederwieser, für den dies ein Grund ist, warum die SPÖ diesem Schulpaket nicht zustimmen wird. Ein weiterer Grund für die Ablehnung: Nachdem ÖVP und FPÖ 1999 Studiengebühren - nach anfänglichen gegenteiligen Beteuerungen – eingeführt haben, sollen diese nun auch auf die Pädaks ausgedehnt werden.

Bedauerlich ist für den SPÖ-Bildungssprecher auch, dass bei der Vorverlegung der Nachprüfungen in die letzte Ferienwoche alles beim Alten bleibt und es zu keiner konstruktiven Lösung gekommen ist. "Es wäre ein Leichtes gewesen, zu einem vernünftigen Modus zu kommen, damit der Schulalltag vom ersten Schultag an für Schüler, Lehrer und Eltern planbarer wird. Kreative Lösungen sind aber die Sache dieser Regierung nicht. Lieber lässt man alles wie gehabt und bescheidet sich mit Schein-Reformpaketen. Kreativität verlangt diese Regierung nur den Werbeagenturen ab, sie sich um teures Steuergeld den Kopf darüber zerbrechen, wie diese 'Jausensackerln' als Schulpakete verkauft werden können", so Niederwieser abschließend.

 

 

 

 Brosz: Pädagogische Hochschulen werden zu Sackgassengesetz
Wien (grüne) - „Der Ministerrat beschließt heute wissentlich ein Sackgassengesetz“, so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz am Montag (07. 11.). Für neu ausgebildete PflichtschullehrerInnen gibt es in den nächsten Jahren auf Grund stark rückläufiger Schülerzahlen kaum Beschäftigungsmöglichkeiten. "Dennoch besteht Bildungsministerin Gehrer auf einer getrennten LehrerInnenausbildung an Pädagogischen Hochschulen und Universitäten. „Die betroffenen LehrerInnen werden die Sturheit Gehrers ausbaden müssen, wenn sie nach Abschluss ihrer Ausbildung keinen Job bekommen,“ so Brosz.

„Die inhaltlichen Veränderungen sind mehr als enttäuschend. Eine Verpflichtung zur Vorbereitung auf interkulturellen Unterricht ist ebenso wenig vorgesehen wie für jahrgangsübergreifenden Unterricht in Volksschulen, die nicht mehr vierklassig geführt werden. Der Austausch von Türschildern führt zu keiner Verbesserung. Merkbar steigen wird der politische Einfluss der Bildungsministerin bei den Personalentscheidungen,“ so Brosz.

Beim Versuch, den Unterricht mit dem ersten Schultag beginnen zu lassen, werde es wieder einmal zu einer skurrilen Regelung kommen. Es soll zwar laut Gesetz der Unterricht an Höheren Schulen zwei Tage früher beginnen. Wenn es der Schulgemeinschaftsausschuss beschließt, finden die Nachprüfungen aber wie bisher an den ersten beiden Schultagen statt. Dann bleibt alles beim Alten. „Das ist ein klassisches Beispiel für die Scheinreformen der Bildungsministerin ohne Substanz,“ so Brosz.
 

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