Modulare Lehrlingsausbildung bringt mehr Chancen für die Jugend  

erstellt am
28. 11. 05

Vier Parteien-Beschluss über neue Ausbildungsvorschriften im Wirtschaftsausschuss des Nationalrats
Wien (bmwa) - "Mit einer Neuorganisation der Lehrlingsausbildung in der Form eines modularen Aufbaus reagiert die Bundesregierung sowohl auf die Anforderungen der Wirtschaft als auch jenen der jungen Menschen. Angesichts der zunehmenden Spezialisierung der Betriebe kann damit jungen Menschen viel besser ein umfassendes Wissen vermittelt sowie Übersichtlichkeit bei den Lehrberufen sichergestellt werden." Das sagte Arbeitsminister Martin Bartenstein anlässlich der Beschlussfassung der Novelle zum Berufsausbildungsgesetz im Wirtschaftsausschuss des Nationalrats am Freitag (25. 11.). Das Paket wurde von allen Parteien einstimmig beschlossen.

Die neue Organisation der Lehre trägt dem Umstand Rechnung, dass wegen der zunehmenden Spezialisierung manche Unternehmen heute nicht mehr in der Lage sind, das gesamte Berufsbild eines Lehrberufes zu vermitteln. Weiters wird bei Lehrberufen mit großen inhaltlichen Überschneidungen das Ausbildungsangebot transparenter und übersichtlicher. Und, drittens, wird dadurch eine Fachausbildung in jenen zukunftsweisenden Berufen möglich, die für sich gesehen keine ausreichend breite Basis an Fertigkeiten und Kenntnissen bieten, wie etwa die Zweiradtechniker.

Nach dem neuen System werden in einem mindestens zwei Jahre dauernden Grundmodul jene Fertigkeiten und Kenntnisse vermittelt, die die grundlegenden Tätigkeiten eines Lehrberufes oder mehrerer Lehrberufe eines Berufsbereiches bilden. Das darauf aufbauende einjährige Hauptmodul setzt sich aus Fertigkeiten und Kenntnissen zusammen, die den in einem Beruf erforderlichen Qualifikationen entsprechen. Schließlich werden während eines halben oder ganzen Jahres in einem Spezialmodul weitere Fertigkeiten und Kenntnisse erworben, die dem Qualifikationsbedarf eines Berufs oder Berufszweiges im Hinblick auf seine speziellen Produktionsweisen und Dienstleistungen entsprechen. Bartenstein: "Mit diesen Spezialmodulen wird auch in jenen Berufsbereichen eine duale Ausbildung möglich, in denen eine zu dünne Basisausbildung die Einführung eines Einzellehrberufes nicht rechtfertigen würde. Durch ein gemeinsames Grundmodul, das die Basis für mehrere Einzellehrberufe bildet, kann die duale Ausbildung auch in neuen und wachsenden Dienstleistungsbranchen besser etabliert werden, etwa bei Informations- und Beratungsdiensten, Sport und Kultur oder im Wellnessbereich."

Vorteile sieht Bartenstein sowohl für die Jugendlichen, die eine flexiblere Gestaltung der Ausbildung, verbesserte Kombinationsmöglichkeiten, größere Berufsmobilität und eine leichtere Anerkennung bereits erworbener Qualifikationen bekommen, als auch für die Wirtschaft, die auf der Basis einer breiten Grundausbildung mit speziellen Lehrinhalten aufbauen und die Ausbildung besser an Branchenbedürfnisse anpassen kann.

Ein Beispiel: Bisher bestehen folgende verwandte Lehrberufe nebeneinander: Karosseriebautechnik, Kraftfahrzeugelektriker, Kraftfahrzeugtechnik, Landmaschinentechniker, Metalltechnik – Fahrzeugbautechnik und Baumaschinentechnik. Sie alle könnten dank der Reform künftig zu einem Modullehrberuf „Fahrzeugtechnik“ vereint werden. Damit wäre folgende Modulstruktur denkbar:

  • In 2-jährigen Grundmodul Fahrzeugtechnik könnten künftig alle Lehrlinge die gleichen grundlegenden Fertigkeiten und Kenntnisse aller bisherigen Lehrberufe erlernen
  • Darauf aufbauend könnten die unterschiedlichen Hauptmodule(1,5-jährig) Kraftfahrzeugtechnik, Karosseriebautechnik, Landmaschinentechnik, Fahrzeugbautechnik sowie Baumaschinentechnik gewählt werden. Aber auch ein völlig neues Modul z.B. die Zweiradtechnik wäre denkbar. (bisher gibt es diese Ausbildung nicht, da sie nach Ansicht von Sozialpartnervertretern keine ausreichend breite Basis an Fertigkeiten und Kenntnissen für einen Einzellehrberuf hat)
  • Nach Wunsch von Betrieb und Lehrling könnte danach noch ein Spezialmodul, das einerseits als Vertiefung der Ausbildung zu sehen ist und auf der anderen Seite speziellen Branchenbedürfnissen entspricht, gewählt werden. Ein Beispiel hierfür wäre die Fahrradtechnik.

„Alles in Allem ein weiterer, wichtiger Beitrag der Bundesregierung zur Hebung der Attraktivität der für Wirtschaft und Jugend so wichtigen und weltweit beachteten österreichischen Lehrausbildung“, so Bartenstein abschließend.

     
zurück