Biomarker für Alzheimer-Demenz  

erstellt am
20. 12. 05

Innsbruck (universität) - Mit der sich verändernden Altersstruktur der Bevölkerung wird in Zukunft auch die Zahl der Demenz-Patienten stark steigen. Für die Diagnose standen bisher vor allem psychologische Tests und bildgebende Verfahren zur Verfügung, zuverlässige Biomarker aber fehlten. Forscher um A. Univ. Prof. Mag. Dr. Christian Humpel vom Psychiatrischen Labor an der Medizinischen Universität Innsbruck etablierten und verbesserten nun ein Diagnoseverfahren, das an der von Prof. Hartmann Hinterhuber geleiteten Universitätsklinik für Psychiatrie seit Anfang 2005 bereits routinemäßig zum Einsatz kommt.

Demenzen gewinnen zunehmend an Bedeutung in der klinischen Praxis. Die schwerste Form, die Alzheimer-Demenz, ist mit starkem Erinnerungsverlust und Wahrnehmungsstörungen verbunden. Bei den Medizinern besteht großes Interesse an aussagekräftigen biochemischen Verfahren zur Diagnose der Erkrankung. Das Team im Labor für Experimentelle Alzheimerdemenz um Prof. Christian Humpel ist deshalb in Kooperation mit der Gedächtnisambulanz unter Leitung von Prof. Josef Marksteiner darum bemüht, entsprechende Biomarker für die Alzheimer-Demenz zu identifizieren. In einer Studie wurden dazu 13 unterschiedliche Marker in der Rückmarkflüssigkeit untersucht. Drei Kandidaten waren dabei von besonderem Interesse: beta-Amyloid lagert sich um die Nervenzellen ab und ist besonders toxisch, das tau-Protein spielt eine essentielle Rolle beim Transport der Moleküle in der Nervenzellen und kommt auch in phosphorylierter Form vor. Die Wissenschaftler konnten in einer einjährigen Studie mit Vergleichsgruppen zeigen, dass die Kombination dieser drei Biomarker hochsignifikante Ergebnisse liefert und eine klare Differenzierung der Alzheimer-Patienten von anderen Demenz-Patienten sowie von gesunden Kontrollgruppen zulässt.

Im Routinebetrieb im Einsatz Seit Anfang dieses Jahres ist das Verfahren nun im Routinebetrieb der Universitätsklinik im Einsatz. Die Untersuchungen werden auch den Krankenhäusern in ganz Westösterreich angeboten. Das Ergebnis wird dabei in einer fünfstufigen Skala angegeben: Während die erste Stufe Werte im Normalbereich anzeigt, weist die Stufe fünf einen starken Hinweis auf Demenz vom Alzheimertyp aus. In Zukunft wollen die Innsbrucker Wissenschaftler weitere mögliche Biomarker für andere Formen der Demenz identifizieren. Außerdem soll überprüft werden, ob solche Biomarker auch im Blut gefunden werden können, da dies das Verfahren weiter vereinfachen würde. Unterstützt wurde die Forschungsarbeit vom österreichischen Wissenschaftsfonds.
     
zurück