"Serbischer Bischofsvikar Govedarica war ein Vorbild"  

erstellt am
30. 12. 05

Wien (stephanscom.at) - Kardinal Schönborn gedachte mit anderen Repräsentanten der Ökumene des verunglückten Priesters - Metropolit Staikos: "Govedarica setzte sich ein für das einheitliche Zeugnis der Orthodoxen in Österreich"

Als herausragende Gestalt der Ökumene in Österreich und als "engagierten Seelsorger" hat Kardinal Christoph Schönborn den verunglückten serbisch-orthodoxen Bischofsvikar Drago Govedarica gewürdigt. An der Einsegnung Govedaricas in der serbisch-orthodoxen Auferstehungskirche in Wien-Leopoldstadt nahmen am Donnerstag auch Vertreter der Ökumene mit Kardinal Schönborn an der Spitze teil. Zu Beginn der Trauerfeier leitete der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos ein panorthodoxes Totengebet. Staikos würdigte besonders die vielen Aktivitäten Govedaricas für das "einheitliche panorthodoxe Zeugnis in Österreich".

Kardinal Schönborn erinnerte an die enge Zusammenarbeit zwischen katholischer Kirche und serbisch-orthodoxer Kirche in Österreich. Als Priester habe man von Govedarica viel lernen können, denn der Bischofsvikar habe sich unermüdlich für seine Gemeinde eingesetzt.

In ihren Abschiedsansprachen würdigten auch Metropolit Staikos und Oberin Christine Gleixner - die scheidende Vorsitzende des Ökumenischen Rats - Govedaricas große ökumenische Aufgeschlossenheit und sein Engagement im Ökumenischen Rat. Staikos erinnerte daran, dass sich Govedarica auch stark für die Integration von Flüchtlingen eingesetzt habe. Seiner Initiative sei der orthodoxe Religionsunterricht in Österreich zu verdanken. Ein einheitliches Zeugnis der Orthodoxen in Österreich - trotz unterschiedlicher nationaler Herkunft - sei ihm ein großes Anliegen gewesen. Govedarica sei "ein treuer Serbe" gewesen, aber er habe Wien geliebt und hoch geschätzt. Für seine Landsleute sei er zu einem lebenden Beispiel für Integration geworden. Auch in den schwierigen Zeiten für das serbische Volk und die serbisch-orthodoxe Kirche in den neunziger Jahren habe sich Govedarica "allein, aber sehr erfolg- und segensreich" für den Frieden und die Toleranz eingesetzt. Metropolit Staikos unterstrich besonders die "Menschlichkeit und Aufrichtigkeit" des Bischofsvikars.

Der serbisch-orthodoxe Bischof für Mitteleuropa, Konstantin Djokic, hob die kirchliche Aufbauarbeit Govedaricas in Österreich hervor. So sei Govedarica die Gründung der Kirche "Zur Entschlafung der Muttergottes" in Wien-Hernals zu verdanken, die lange Jahre die meist besuchte serbische Kirche Wiens war.

Auch in Govedaricas hercegovinischer Heimat werde des Bischofsvikars gedacht und für ihn gebetet, berichtete Bischof Djokic. Wörtlich sagte der Bischof: "Erzpriester Drago hat mutig und unerschütterlich gepredigt, seinen Glauben bezeugt, seiner Kirche treu bleibend, in Zeiten, als die Kirche im Vaterland ans Kreuz geschlagen war und in der freien Welt beschuldigt wurde, mit dem gottlosen Kommunismus zu kooperieren".

"Ein wahrer Friedensstifter"
Oberin Gleixner betonte, Govedarica sei "im wahrsten Sinn des Wortes" ein Friedensstifter gewesen. In seinem "tiefen Gottesglauben und seiner tiefen Frömmigkeit" habe er immer wieder nach "Schritten der Versöhnung" gesucht.

Drago Govedarica wurde am 5. Jänner 1938 im hercegovinischen Dubljevici geboren. Von 1960 bis 1964 studierte er in Belgrad Theologie. Anschließend war er bis 1967 als Stipendiat der Österreichischen Bischofskonferenz Theologiestudent an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät und an der Evangelisch-Theologischen Fakultät. 1969 wurde er in seiner Heimat zum Priester geweiht.

In Wien war er dann mit dem Aufbau der Muttergottespfarre in Hernals für Migranten aus Jugoslawien befasst. Er blieb bis 2004 dort Pfarrer. Von 1991 bis 2004 war er auch Bischofsvikar. Ein weiteres Verdienst Govedaricas ist der Aufbau von serbisch-orthodoxen Pfarren in allen österreichischen Landeshauptstädten sowie in Dornbirn, Enns, Gmunden, Kufstein, Saalfelden und Tulln. Auch bei der Erstellung des Ökumenischen Sozialworts der Kirchen in Österreich war Govedaricas Beitrag geschätzt.

Govedarica war verheiratet, Vater einer Tochter und zweifacher Großvater. Seine Witwe ist Wienerin. Er starb am 18. Dezember bei einem Verkehrsunfall in Niederösterreich.
     
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