Bildungspolitik zum Jahresausklang  

erstellt am
27. 12. 05

Niederwieser: Gehrer hat nicht einmal mehr gute Neujahrsvorsätze
Regierung Schüssel hat Modernisierung der Schule aufgegeben
Wien (sk) - "Bildungsministerin Gehrer und die gesamte Regierung Schüssel haben die Verwirklichung einer neuen Schule aufgegeben. Seit heute ist die Katze endgültig aus dem Sack: Schüssel, Gehrer und Co. lassen es bei ein paar kosmetischen Aktionen bewenden; diese Regierung wird keine neue Schule ermöglichen", erklärte SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser am Dienstag (27. 12.) gegenüber dem Pressedienst der SPÖ zu Aussagen Gehrers, wonach die neue Schule angeblich verwirklicht wäre und es keine neuen Schulpakete geben werde. "Gehrer hat damit die Schulpolitik endgültig aufgegeben. Jetzt hat die Ministerin nicht einmal mehr gute Neujahrsvorsätze, obwohl sie sogar noch ein paar Tage Zeit dafür hätte", so Niederwieser.

Der SPÖ-Bildungssprecher betonte, dass die ÖVP mit ihrer Bildungspolitik auch international auf verlorenem Posten stehe. Qualitätssicherungsmaßnahmen, eine gute LehrerInnenausbildung und Bildungsstandards seien international üblich - in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Die Gegner der Gemeinsamen Schule in der ÖVP seien mittlerweile "einsame Verteidiger des Strukturkonservativismus". "Es ist wirklich common sense, dass in Österreich die Trennung der Schüler in die verschiedenen Schultypen zu früh stattfindet, soziale Unterschiede verstärkt werden und die Kinder stärker gemeinsam gefördert werden müssen", so Niederwieser.

Für den SPÖ-Bildungssprecher trägt Bildungsministerin Gehrer die "volle Verantwortung" für jene 20 Prozent der Jugendlichen - demnächst werden es 25 Prozent sein -, die nicht ausreichend schreiben, lesen und rechnen können und für das Berufsleben nicht gerüstet sind. "Damit zu leben und behaupten zu können, wie es jetzt ist, ist es gut, muss sich Gehrer mit sich selbst ausmachen", betonte Niederwieser.

Der SPÖ-Bildungssprecher empfahl der Ministerin abschließend, darüber nachzudenken, wie es sein kann, dass Schüler und Lehrer ordentlich arbeiten, aber die Gesamtleistungen dennoch zu wünschen übrig lassen. "Kann es sein, dass es am Schulsystem hapert? Können Sie sich das nicht doch irgendwie vorstellen, Frau Ministerin?", so Niederwieser abschließend.

 

Amon: Autonomie bedingt Ressourcensicherheit
ÖVP-Bildungssprecher begrüßt Gehrer-Vorschlag nach mehr Flexibilität bei Klassenschülerzahlen
Wien (övp-pk) -
Die Aussagen von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer zu einer Weiterentwicklung des Schulsystems begrüßte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon. "Vor allem Gehrers Idee, die Eigenständigkeit der Schulen auf selbständiges Regeln der Eröffnungs-, Teilungs- und Klassenschülerhöchstzahlen auszuweiten, halte ich für einen hervorragenden Ansatz", so der ÖVP-Bildungssprecher. Eine derartige Regelung eröffne den Schulen wesentlich mehr Bewegungsspielraum und ermögliche es, noch flexibler und zielgerichteter auf die individuellen Fähigkeiten und Schwächen der Schülerinnen und Schüler sowie auf deren individuelle Schulsituation einzugehen.

Durch eine derart flexible Handhabung der Klassengrößen werde es etwa möglich, von Schule zu Schule selbst zu entscheiden, in welchen Bereichen Klassen geteilt würden, um mehr Möglichkeit für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler zu haben, und in welchen Bereichen größere Gruppen möglich seien. "In Finnland ist so ein Modell bereits jetzt mit großem Erfolg gang und gebe", so Amon. Wesentlich für ein solches Modell sei Ressourcensicherheit für die Schulen, um nicht den Eindruck einer "Mangelverwaltung" zu erwecken.

Auch die Frage der Verknüpfung des 9. Schuljahres mit einem Bildungsziel sei, wie von Gehrer erwähnt, eine Herausforderung, der es sich in den kommenden Monaten und Jahren zu stellen gelte. "In den Polytechnischen Schulen wird zu einem überwiegenden Teil hervorragende Arbeit geleistet. Daher ist zu überlegen, wie durch neue Organisation der Schwerpunkt Berufsorientierung dieses Schultyps besser in unser Schulsystem integriert werden kann", schloss Amon.

 

Brosz: Gehrer entlarvt sich als Ankündigungspolitikerin
Gehrer setzte 2005 Kapputtsparen unbeirrt fort
Wien (grüne) - "Die heutige Bekanntgabe Bildungsministerin Gehrers, wonach es 2006 entgegen allen bisherigen Aussagen keine weiteren Reformmaßnahmen im Bildungsbereich geben werde, entlarvt sie als klassische Ankündigungspolitikerin. Bereits im Frühjahr hat sie für heuer eine Dienstrechtsreform mit den seit langem notwendigen höheren Einstiegsgehältern und die Verleihung eines Gütesiegels für besonders innovative Schulprojekte versprochen. Umgesetzt wurde davon nichts," kritisiert der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz.

"Gehrer versuchte im letzten Jahr den Anschein zu vermitteln, sie wolle wichtige Vorschläge der Zukunftskommission umsetzen. Dieses Vorhaben musste schon deshalb scheitern, weil entgegen deren Vorschlägen keinerlei zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Das jetzt auch die Idee entsorgt wird, besonders innovative Projekte zu fördern ist ein starkes Stück," so Brosz weiter.

Während es im Schulsystem im Gebälk kracht, setzte Gehrer im Jahr 2005 ihren radikalen Bildungssparkurs unbeirrt fort. Heuer wurden mehr als 2000 Dienstposten im Pflichtschulbereich gestrichen. 2006 soll dieser Kurs mit der Kürzung weiterer 1000 Dienstposten fortgesetzt werden. "Ihren Zynismus, wonach anstatt Klassen in Englisch zu teilen, Chinesisch als Freifach angeboten werde, kann sich Gehrer sparen. Solange die Bildungsministerin nicht erkennt, dass ihre Sparmaßnahmen in eine bildungspolitische Sackgasse führen, ist keine Besserung zu erwarten," so Brosz abschließend.
     

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