Hohe Finanzinvestitionen privater Haushalte sind Spiegelbild der geringen Konsumnachfrage  

erstellt am
12. 01. 06

Finanzvermögen und Verpflichtungen der privaten Haushalte und Unternehmen in der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Wien (oenb) - Österreiche Haushalte investierten in den ersten drei Quartalen 2005 14,5 Mrd Euro in zusätzliche Finanzanlagen; das entspricht einem Plus von 18% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2004. Zusätzlich führte die positive Performance von Aktien und Investmentzertifikaten zu buchmäßigen Kursgewinnen in Höhe von 6,6 Mrd Euro, wodurch insgesamt das Geldvermögen seit Jahresanfang um 6,4% auf 351,1 Mrd Euro anstieg. Die Verschuldung des Haushaltssektors erhöhte sich vor allem auf Grund zusätzlicher Wohnbau- und Konsumkredite im selben Zeitraum um 5,9% (6,6 Mrd Euro) auf 126,4 Mrd Euro. Die Unternehmen in Österreich hatten trotz nach wie vor sehr günstiger Finanzierungskonditionen einen sehr geringen Nettofinanzierungsbedarf in Höhe von 1,5 Mrd Euro. Zum 30. September 2005 betrugen die Finanzaktiva des Unternehmenssektors 183,9 Mrd Euro und die Verpflichtungen 350,5 Mrd Euro.

Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte wuchs schneller als die – im langjährigen Vergleich – unterdurchschnittlichen Konsumausgaben, wodurch sich die Sparquote im Jahr 2005 weiter erhöht haben dürfte. Der größte Teil der verfügbaren Finanzmittel floss in den ersten drei Quartalen in die Geldkapitalbildung, die einen Wert von 14,5 Mrd Euro erreichte.

Im dritten Quartal 2005 dominierten Sichteinlagen, inländische Rentenfonds sowie Lebensversicherungen bei den Entscheidungen für zusätzliche Finanzinvestitionen in Höhe von 3,9 Mrd Euro. 1,6 Mrd Euro (40%) waren auf die Erhöhung der Einlagen- und Bargeldbestände zurückzuführen, wobei die höchsten Zuwächse bei Sichteinlagen festzustellen waren, während Spareinlagen nur noch durch die kapitalisierten Zinsen stiegen. Österreicher erwarben im dritten Quartal 2005 Wertpapiere um 1 Mrd Euro und damit deutlich weniger als im ersten Halbjahr 2005 (3,9 Mrd Euro). Drei von vier Euroo der gesamten Wertpapierinvestitionen im dritten Quartal 2005 flossen in inländische Investmentfonds, wobei – ungeachtet der anhaltend positiven Entwicklung auf den Aktienmärkten – vor allem Zertifikate von Rentenfonds erworben wurden. Der Besitz privater Haushalte von inländischen Investmentzertifikaten erreichte zum 30. September 2005 einen Wert von 37,1 Mrd Euro. Mehr als ein Viertel der Geldvermögensbildung (1,1 Mrd Euro) im dritten Quartal 2005 stammte aus der Erhöhung der Ansprüche gegenüber Lebensversicherungen, die zum aktuellen Stichtag einen Wert von 51,5 Mrd Euro hatten. Mit einem Anteil von rund 15% am gesamten Geldvermögen wird die seit einigen Jahren zunehmende Bedeutung der privaten Vorsorge der Haushalte sichtbar.

In Summe hatten die Österreicher zum 30. September 2005 ein Geldvermögen in Höhe von 351,1 Mrd Euro, das in den ersten neun Monaten um 6,4% anstieg. Von dem gesamten Vermögenszuwachs in Höhe von 21,2 Mrd Euro ging rund ein Drittel (6,6 Mrd Euro) auf buchmäßige Kursgewinne zurück. Bei möglicher Realisierung dieser Bewertungsgewinne steht den Privatinvestoren damit neben dem verfügbaren Einkommen ein zusätzliches Potenzial für Konsumzwecke oder Investitionen zur Verfügung.

Die Kreditaufnahmen der Haushalte waren wie im zweiten Quartal auch zwischen Juli und September 2005 mit einem Volumen von 2,7 Mrd Euro anhaltend hoch. In den ersten drei Quartalen 2005 stieg die Neuverschuldung um 6,6 Mrd Euro. Die zusätzlichen Mittel wurden zu 43% in Fremdwährungen aufgenommen. Private Haushalte stockten vor allem die Wohnbaukredite um 3,4 Mrd Euro (3.Quartal 2005: 1,4 Mrd Euro) und die Konsumkredite um 2,2 Mrd Euro (3.Quartal 2005: 900 Mio Euro) auf. Die Verschuldung der privaten Haushalte stieg seit Jahresanfang 2005 um 5,9% auf 126,4 Mrd Euro.

Die Investitionstätigkeit der Unternehmen belebte sich im Laufe des Jahres 2005 nicht zuletzt durch die lebhafte Exportkonjunktur. Auf Grund der guten Gewinnentwicklung benötigten die Unternehmen in Österreich netto weniger Kapital, trotz nach wie vor sehr günstiger Finanzierungskonditionen. In den ersten drei Quartalen 2005 machte der Nettofinanzierungsbedarf einen Wert von 1,5 Mrd Euro aus (Vergleichszeitraum im Jahr 2004: 4,1 Mrd Euro). Die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften erhöhten dabei im dritten Quartal 2005 ihre Verbindlichkeiten um 3,2 Mrd Euro. Insgesamt erreichte der Verpflichtungsaufbau in den ersten neun Monaten 12,6 Mrd Euro. Dem standen Investitionen in Finanzanlagen in Höhe von 11,1 Mrd Euro (3.Quartal 2005: 2,5 Mrd Euro) gegenüber.

Die Verpflichtungsposition der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften betrug zum 30. September 2005 350,5 Mrd Euro. Die Erhöhung um 11,5% (36 Mrd Euro) gegenüber dem Jahresultimo 2004 ist nur zu einem Drittel auf die Neuverschuldung zurückzuführen. Die gute Performance des inländischen Aktienmarktes erhöhte den Wert der Unternehmensbeteiligungen und damit die Verpflichtungen der Unternehmen in den ersten neun Monaten – allein aus Preiseffekten – um 18 Mrd Euro.
     
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