Bodenschutz, Energie und Tourismus  

erstellt am
10. 01. 06

 Pröll: Unterzeichnung der Protokolle der Alpenkonvention ist wichtiger Schritt
EU-Kommissar Dimas unterzeichnet drei Protokolle zu Bodenschutz, Energie und Tourismus - Verkehrsprotokoll soll folgen
Wien (bmlfuw) - Am Montag (09. 01.) hat EU-Kommissar Stavros Dimas für die EU drei Durchführungsprotokolle der Alpenkonvention - zu Bodenschutz, Energie und Tourismus - in der Wiener Hofburg unterzeichnet. Umweltminister Josef Pröll, der gleichzeitig Präsident der Alpenkonvention ist, bezeichnete die Unterzeichnung während der Österreichischen Ratspräsidentschaft als weiteren wichtigen Schritt zur Absicherung einer nachhaltigen Entwicklung im Alpenraum.

Ziel der Protokolle ist, so Pröll, "ein fairer Ausgleich zwischen ökologischen und ökonomischen bzw. touristischen Interessen, bei dem der Schutz der Alpen als Lebens- und Naturraum gewahrt und die Bedeutung des Alpenbogens als Wasserschloss Europas gestärkt wird." Pröll sprach sich für eine rasche Vorlage der Vorschläge zur Ratifizierung durch die Europäische Kommission aus, um die Protokolle wirksam werden zu lassen.

Kern des Bodenschutzprotokolls ist die langfristige Erhaltung des Bodens und der sparsame Umgang mit Flächen. Im Fall bestimmter Großvorhaben, insbesondere des Verkehrs und Tourismus, sind nationale Raumwirksamkeits- und/oder Umweltverträglichkeitsprüfungen durchzuführen. Im Tourismusprotokoll werden Auflagen für die Tourismuswirtschaft als Begründungshilfe für nationale behördliche Entscheidungen beschrieben, ein zentraler Punkt ist die Verbesserung der Ferienstaffelung. Die Schwerpunkte des Energieprotokolls liegen im Bereich der Energieeinsparung sowie der Nutzung erneuerbarer Energieträger. Eine Hierarchisierung durch Einsparung, Revitalisierung, Effizienzsteigerung, dezentrale Versorgung und erst dann die Errichtung neuer Infrastrukturen wurde festgelegt.

Als nächste dringliche Aufgaben nannte Pröll die Behandlung des "Herzstückes" der Alpenkonvention, des Verkehrsprotokolls im Verkehrsministerrat. Gerade im Bereich des transalpinen Güterverkehrs, der sich während der letzten drei Jahrzehnte verdreifacht habe, gehe es um die Umsetzung einer "nachhaltigen und wirtschaftsverträglichen Verkehrsentwicklung im Alpenraum". Ziel ist die schrittweise Einführung verkehrsspezifischer Abgabensysteme, die es erlauben, im Sinn des Verursacherprinzips Kosten zu decken

Von den acht bisher vorliegenden Durchführungsprotokollen hat die EU bereits jene zu Raumplanung, Naturschutz und Berglandwirtschaft unterschrieben. Die Alpenkonvention ist das weltweit erste völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen zum Schutz einer Bergregion. Dem 1995 in Kraft getretenen Vertragswerk gehören alle acht Alpenstaaten (Deutschland, Österreich, Liechtenstein, die Schweiz, Frankreich, Monaco, Italien und Slowenien) sowie die EU an.

 

Rest-Hinterseer: BM Pröll muss Ratifizierung durchsetzen
EU-Unterzeichnung von 3 Alpenkonventions-Protokollen erster kleiner Schritt, aber nicht mehr Entscheidend ist Verkehrsprotokoll
Wien (sk) - "Die heutige EU-Unterzeichnung von drei Protokollen der Alpenkonvention ist ein erstes Alpenschutz-Signal der Ratspräsidentschaft Österreichs. So wichtig die Themen Tourismus und Bodenschutz sind: Erst am zentralen Verkehrsprotokoll wird sich erweisen, wie ernst BM Pröll und die Bundesregierung ihre Verantwortung bei der Alpenkonvention tatsächlich nehmen", so Heidi Rest-Hinterseer, Regionen- und Tourismussprecherin der Grünen.

Für die Unterzeichnung des Verkehrsprotokolls liege bereits seit Jahren ein Vorschlag der EU-Kommission auf Eis. Und dort drohe er offenbar auch unter Federführung von BM Pröll zu bleiben, denn zur heutigen Unterzeichnungszeremonie in Wien stünden nur vergleichsweise wenig umstrittene Themen auf der Tagesordnung, nicht aber das Verkehrsprotokoll. Rest-Hinterseer: "Das ist inakzeptabel: Das Verkehrsprotokoll, das u.a. einen Verzicht auf neue Transitachsen im Alpenraum festschreibt, ist ein Eckstein der Alpenkonvention und muss auch für die EU schleunigst verbindlich werden. Wir erwarten noch vor der Halbzeit der österreichischen Präsidentschaft entschiedene Schritte von Pröll. Nach den Transitniederlagen der Regierung ist das Verkehrsprotokoll noch wichtiger geworden. Keinesfalls darf Pröll wie schon mehrmals in letzter Zeit der umweltfeindlichen Politik von BM Gorbach, der auch Aktivitäten beim Verkehrsprotokoll bremst, die Vorfahrt lassen."

Um glaubwürdig zu sein, müsse Pröll zudem nach der heutigen Unterzeichnungszeremonie umgehend die Ratifizierung der Protokolle durch die EU-Gremien in die Wege leiten. "Denn Unterschriften alleine machen diese wichtigen Regelungen noch nicht verbindlich. Pröll muss durchsetzen, dass die Ratifizierung auf einer der nächsten Tagesordnungen des Ministerrats steht", so Rest-Hinterseer abschließend.
     

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