Kardinal Schönborn zelebrierte "Karlsamt" in Frankfurt   

erstellt am
30. 01. 06

Bei dem Gottesdienst im Kaiserdom der Main-Metropole erinnert die Kirche alljährlich an Kaiser Karl den Großen, den "Vater des Abendlandes"
Frankfurt/Wien (stephanscom.at) - Kardinal Christoph Schönborn hat am Samstag (28. 01.) im Frankfurter Kaiserdom das traditionelle "Karlsamt" zelebriert. Bei diesem Gottesdienst erinnert die Kirche in Frankfurt alljährlich an Kaiser Karl den Großen, den Erneuerer des weströmischen Kaisertums, der zugleich als "Vater des Abendlandes" und großer Europäer verehrt wird. Karl der Große (französisch: Charlemagne) starb am 28. Jänner des Jahres 814. Kardinal Schönborn wurde heuer als Wiener Erzbischof gebeten, das "Karlsamt" zu zelebrieren, weil vor genau 200 Jahren in Wien Kaiser Franz II. (als österreichischer Kaiser Franz I.) angesichts der napoleonischen Umwälzungen die Krone des "Heiligen Römischen Reiches" (Sacrum Romanorum Imperium/SRI) zurückgelegt hatte.

In seiner Predigt ging der Kardinal auch auf das 650-Jahr-Jubiläum der "Goldenen Bulle" in diesem Jahr ein. Dieses Reichsgesetz des römischen Kaisers Karl IV. sicherte von 1356 bis 1806 das Kaiserwahlrecht in Frankfurt. Die Reichsinsignien, Kaiserkrone, Reichsapfel und Zepter, liegen in der Schatzkammer in Wien. Das Historische Museum in Frankfurt besitzt wertvolle Kopien aus dem Jahr 1913. Im Oktober wird das Gedenken an das Ende des SRI in einer großen Ausstellung unter dem Thema "Die Kaisermacher" in gleich vier Frankfurter Museen begangen, im Historischen Museum, im Institut für Stadtgeschichte, im Jüdischen Museum und im Dommuseum.

Seit mehr als 600 Jahren gedenken die Frankfurter Katholiken alljährlich mit einem feierlichen Gottesdienst Kaiser Karls des Großen. Jeweils am letzten Samstag im Jänner wird im Frankfurter Bartholomäus-Dom, der Krönungskirche der römischen Kaiser, mit lateinischen Gesängen und Gebeten aus dem 9. Jahrhundert an Karl den Großen erinnert.

Kaiser Karl der Große starb am 28. Januar 814. Im Jahr 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt berufen und so für die erste schriftliche Erwähnung der heutigen Main-Metropole gesorgt. Frankfurt ist neben der Karlsstadt Aachen (Aix-la-Chapelle) die einzige heute deutsche Stadt, die Karl den Großen mit einem solchen Gottesdienst ehrt. Zum feierlichen Karlsamt gehören die "Karls-Sequenz", ein Lobgesang auf Kaiser und Stadt, und die "Kaiser-Laudes", in der Huldigungsrufe an Christus mit Bittrufen für Kirche, Papst, Bischof, das Volk und alle Regierenden verbunden werden. Die mittelalterlichen Gesänge werden während des farbenprächtigen Gottesdienstes vom Domchor in lateinischer Sprache vorgetragen.

Traditionell zelebriert ein Bischof aus einem europäischen Land, gekleidet in ein kostbares mittelalterliches Messgewand aus dem angrenzenden Dommuseum, den feierlichen Gottesdienst. Damit soll die europäische Bedeutung Kaiser Karls des Großen dokumentiert werden.

Das SRI umfasste bis zu seinem formalen Ende theoretisch die breite Mitte Europas mit den drei Hauptbestandteilen Germania, Italia und Lotharingia.
     
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