Debatte um Bilder von Gustav Klimt  

erstellt am
03. 02. 06

Cap: Riesen-Blamage zum 6. Jahrestag der Regierung Schüssel
Schüssel und Gehrer haben auf allen Linien versagt
Wien (sk) - "Pünktlich zum sechsten Jahrestag von Schwarz-Blau-Orange erleidet die Regierung Schüssel eine Riesen-Blamage: Fünf äußerst wichtige Werke für die Kulturnation Österreich werden unser Land verlassen, obwohl lange vor dem Schiedsspruch die Möglichkeit bestanden hätte, im Einvernehmen mit den Erben zu einer Lösung zu kommen", erklärte der gf. SPÖ- Klubobmann Josef Cap Donnerstag (02. 02.) gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

"Kunst-Kanzler" Schüssel und "Kulturministerin" Gehrer hätten auf allen Linien versagt. So haben sie trotz von außen geäußerter Bedenken einzig auf die Rechtsmeinung der Finanzprokuratur vertraut und es verabsäumt, rechtzeitig ein weiteres Gutachten einzuholen.

Der Wunsch der Erben nach einer außergerichtlichen Einigung wurde von Gehrer immer abgelehnt. Ein Brief von Maria Altmann wurde nicht einmal beantwortet.

Schüssel und Gehrer unternahmen keine Vorbereitungen für den Tag nach dem Schiedsspruch.

Die verbalen Äußerungen von Involvierten ließen eine dem Fall angemessene Rücksichtnahme und Sensibilität vermissen. Es entstand der Eindruck, dass die Republik durch juristische Winkelzüge den Erben ihr Recht vorenthalten will.

Nach dem Schiedsspruch verschlechterte Gehrer durch ihre Art des Umgangs mit dem Urteil die Chancen.

Die Suche nach Sponsoren habe sich äußerst zäh gestaltet, man habe den Eindruck gehabt, dass die Regierung überhaupt nie an Lösungen interessiert war. Außerdem habe man sich von Regierungsseite offensichtlich auch nie überlegt, zu welchem Preis und unter welcher Konstruktion die Bilder erworben werden könnten.

 

Molterer: Verstehe Entscheidung der Opposition nicht!
Wien (övp-pk) - Mit Unverständnis reagierte ÖVP-Klubobmann Molterer am Donnerstag (02. 02.) nach der Sondersitzung des Nationalrates auf das Abstimmungsverhalten der Opposition, die jenen Entschließungsantrag, der die Rückgabe der Klimt-Bilder an die Erbengemeinschaft begrüßt, am Ende der Sitzung abgelehnt hatte. "Ich bedaure diese Entscheidung, weil wir einen Antrag eingebracht haben, der den Konsens im Haus widerspiegelt. Leider verhallte mein Appell an die Opposition, die parteipolitische Brille abzulegen und der Republik Österreich ein gemeinsames Signal nach außen zu geben, ungehört."

Der Entschließungsantrag, der von den Regierungsparteien angenommen wurde, nochmals im Wortlaut:

"Der Nationalrat begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, insbesondere angesichts der genannten Preisvorstellung in Höhe von 300 Millionen US-Dollar diese Bilder nicht aus Steuergeldern anzukaufen, und ersucht die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur - angesichts des Umstandes, dass jedenfalls ein Teil der Erben einen Ankauf der Bilder durch österreichische private Sponsoren im Rahmen der zwischen der Republik Österreich und den Erben vereinbarten Kaufoption ablehnt, diese einseitige Entscheidung der Erben zur Kenntnis zu nehmen, - die Bilder im Sinne des Restitutionsgesetzes den berechtigten Erben zu restituieren."

 

Bleckmann: "Ankauf von Klimt-Bildern wäre unverantwortlich gewesen"
Wien (bzö) - Im Zuge einer Dringlichen Anfrage der SPÖ an Bundesministerin Gehrer, warf die BZÖ Wissenschaftssprecherin Dr. Magda Bleckmann der SPÖ am Donnerstag (02. 02.) ein Vorgehen vor, das einer Denunziation gleiche. "Im Gegensatz zu ihren Behauptungen, wird in diesem Bereich sehr gut gearbeitet", sagte Bleckmann.

"Wir stehen dazu, dass wir nicht bereit waren, mehr als 250 Millionen Euro für die Klimt-Bilder zu bezahlen. Das wäre unverantwortlich gewesen, nicht zuletzt den vielen Kunstschaffenden und Nachwuchskünstlern gegenüber, die keine Möglickeiten haben von öffentlichen Geldern in dieser Form zu profitieren", sagte Bleckmann. Es sei ja mit den Erben verhandelt worden, um diese Bilder doch noch in Österreich halten zu können, aber mit jeder Verhandlung sei der Preis für die Bilder gestiegen.

"Sie fragen heute auch, warum nichts unternommen wurde, um die Folgen des drohenden EuGH-Urteils betreffend den Zugang ausländischer Studenten an österreichischen Universitäten abzuwenden? Sie wissen ganz genau, dass wir bereits am nächsten Tag hier im Parlament eine neue Regelung beschlossen haben", sagte die Wissenschaftssprecherin. Hier sei den Universitäten die Möglichkeit gegeben worden, in ihrer Autonomie zu handeln. "Wir arbeiten auch jetzt gerade an einer Regelung, damit österreichische Studenten nicht benachteiligt werden", so Bleckmann weiter. "Die jetzige Situation an den Medizin-Unis ist jedenfalls unhaltbar und wir werden auch hier rasch eine Lösung auf den Tisch legen", sagte Bleckmann abschließend.

 

Strache: "Schluß mit dem lächerlichen Theater!"
Erben sollen fällige Erbschaftssteuer abführen - Groteske Phantasiepreise
Wien (fpd) - Ein Ende des Theaters um die Klimt-Bilder forderte FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache am Donnerstag (02. 02.). Die Diskussion habe mittlerweile ein Ausmaß an Lächerlichkeit erreicht, das nicht mehr tragbar sei.

Allein die diskutierten Phantasiepreise seien grotesk. "Das teuerste Bild der Welt ist Picassos "Junger Mann mit Pfeife", das von Sotheby"s New York im Jahr 2004 um 104,17 Millionen Dollar versteigert worden ist", sagte Strache. Experten der internationalen Kunstmesse TEFAF (The European Fine Art Fair) in Maastricht hätten erklärt, daß es nicht vorstellbar sei, daß ein Klimt mehr wert sei als ein Picasso. Auch der renommierte Kunstsammler Herbert Liaunig habe die genannten Preise als "skurril bis zum Exzeß" bezeichnet und gemeint, daß ein Klimt-Bild auf dem internationalen Markt keine zehn Millionen Euro wert sei.

Die österreichische Regierung solle unverzüglich allen Ankaufsplänen eine Absage erteilen, forderte Strache. Und die Erben der Bilder sollten die fällige Erbschaftssteuer abführen. "Dann sollen sie die Bilder behalten. Denn bei aller Wertschätzung für Gustav Klimt muß uns klar sein, daß die Republik wirklich andere Sorgen hat. Wäre der Preis für die Bilder realistisch, könnte man darüber reden. Aber frotzeln und abzocken lassen wir uns nicht."

 

Zinggl: Gehrer war an Rückkauf nie ernsthaft interessiert
Verzicht auf Klimt-Ankauf unrühmlicher Schlusspunkt von unwürdigem Umgang mit Erben
Wien (grüne) - "Der Verzicht der Regierung auf den Ankauf der Klimt-Bilder ist der unrühmliche Schlusspunkt eines unwürdigen Umgangs der Regierung mit den rechtmäßigen Erben. Die Minsterin hat die ausgestreckte Hand von Frau Altmann zurückgewiesen. Damit hat sie zum einen die Gelegenheit versäumt, ohne Spruch des Schiedesgerichts die Rechtmäßigkeit des Erbes anzuerkennen. Zum anderen hat sie damit auch die Gelegenheit verpaßt, mit Frau Altmann zu einer Einigung zu kommen und damit die Bilder der österreichischen Öffentlichkeit zu erhalten", so Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen.

Dass Gehrer nach dem Schiedsspruch am Kauf interessiert war, kann wohl niemand mehr behaupten. Entsprechende Beteuerungen der Ministerin waren reine Show.
     
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