Arbeitslosigkeit steigt im Jänner vor allem witterungsbedingt um 3,4%  

erstellt am
02. 02. 06

34.035 Beschäftigte mehr, Lehrlingszahl steigt deutlich an
Wien (bmwa) - Der kalte und schneereiche Jänner wirkt sich auf die witterungsabhängigen Wirtschaftsbereiche aus und verzögert den Abbau der Saisonarbeitslosigkeit. Allein im Bausektor ist die Arbeitslosigkeit um vier Prozent (+ 3.432 Personen) höher als vor einem Jahr, in der Land- und Forstwirtschaft gibt es um etwas über sechs Prozent mehr Arbeitslose als Ende Jänner 2005.

Gesamt liegt der Bestand an vorgemerkten arbeitslosen Personen Ende Jänner 2006 mit 326.747 um 10.730 bzw. 3,4% über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Geschlechtsspezifisch differenziert ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Männern mit +3,7% (+7.776 auf 215.235) stärker ausgefallen als bei den Frauen mit +2,7% (+2.954 auf 111.512).Beinahe die Hälfte des Anstiegs (46%) sind dabei auf Branchen wie Bau, Land- und Forstwirtschaft, Holzverarbeitung und Transportwesen zurückzuführen, die besonders unter der derzeitigen Witterungslage leiden.

Mit 113.137 haben rund 35 % der vorgemerkten Personen eine Einstellzusage für einen (im Regelfall den alten) Arbeitsplatz. Mit einer Steigerung von nicht weniger als +13.393 bzw. +13,4% wird hier ein neuer internationaler Rekordwert von Personen erreicht, die zwar formal als arbeitslos geführt sind und auch Arbeitslosengeld beziehen, aber auf Grund der Einstellungszusage nicht arbeitssuchend sind.

Ende Jänner 2006 beträgt die Zahl der unselbstständig Beschäftigten nach Mitteilung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger 3.185.995 (1.674.541 Männer, 1.511.454 Frauen). Das bedeutet einen Anstieg von 34.035 (1,08%) gegenüber dem Vorjahr.

Seit Jänner 2005 können sich Personen, die auf Grund eines zu hohen Partnereinkommens keinen Anspruch auf Notstandhilfe haben, zur Wahrung von Pensionsversicherungszeiten beim Arbeitsmarktservice vormerken lassen. Da dieser Personenkreis vor dieser Änderung zum Großteil auf eine Vormerkung verzichtete, erhöht diese sozialpolitische Verbesserung allerdings auch die statistisch erfasste Arbeitslosigkeit. Erste Auswertungen zeigen, dass durch diese Maßnahme die Zahl der ausgewiesenen Arbeitslosen seit 2004 um ca. 1.000 Personen erhöht wurde.

Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat die Bundesregierung mit Anfang Jänner die große Qualifizierungs- und Beschäftigungsinitiative „Unternehmen Arbeitsplatz" gestartet und im Rahmen des Beschäftigungsförderungsgesetzes für Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für mehr als 60.000 Personen zusätzlich aus dem Budget 285 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieser Initiative nahmen im Jänner 2006 insgesamt 53.632 Personen an Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice teil, der Bestand der Teilnehmer/innen lag somit um +5.567 (+11,6%) über dem Jänner des Vorjahres. Die zusätzlichen Maßnahmen der Initiative "Unternehmen Arbeitsplatz" in den Schwerpunkten Jobchance Pflegeberufe, Frauensonderprogramm und „JOBS FOR YOU(TH)" haben mit Anfang Jänner begonnen. Das Kombilohnmodell steht ab Februar 2006 zur Verfügung. Der „Vollausbau" dieser Maßnahmen wird im 2. Quartal 2006 erreicht.

Ursachen für den Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahreswert sind neben dem bereits angeführten überdurchschnittlichen Zuwachs der Arbeitslosigkeit in den witterungsabhängigen Branchen den deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen und weiterhin den generellen Anstieg des Arbeitskräftepotentials sowie im Speziellen den anhaltenden Zustrom von Arbeitskräften aus Deutschland (Ende Dezember 2005 waren um 7.471 mehr Personen bzw. +17,3% gegenüber dem Vorjahr aus Deutschland beschäftigt).

Position Österreichs im internationalen Vergleich
Eine saisonbereinigte Fortschreibung der Arbeitslosenquote gemäß EUROSTAT-Berechnungsmethode des AMS-Österreich weist für Jänner 2006 eine Arbeitslosenquote von 5,1% aus.

Die österreichische Arbeitslosenquote lag im Dezember 2005 mit 5,2% nach Irland (4,3%; Dez. 05), Dänemark (4,4%; Dez. 05), den Niederlanden (4,7%; Dez. 05) und Großbritannien (4,9%; Okt. 05) an fünfter Stelle in der Europäischen Union. Die Arbeitslosenquote der EU-25 beträgt 8,5% (Nov. 05) und liegt damit weiterhin deutlich über dem österreichischen Wert. Der Jahresdurchschnittswert 2005 für Österreich beläuft sich nach der neuen Berechnungsmethode auf 5,2%.

Offene Stellen
Der positive Trend bei der Entwicklung der offenen Stellen hält weiter an: Ende Jänner 2006 liegt die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen mit einem Bestand von 23.833 um +11,1% (+2.387) über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Deutliche Zuwächse verzeichnen vor allem die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+1.797; +31,9%), der Fremdenverkehr (+501; +14,1%), der Handel (+260; +9,0%) und die sonstigen Dienstleistungen (+240; +21,4%).

Verweildauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode lag Ende Jänner 2006 bei 99 Tagen. Die aktuelle Verweildauer liegt somit acht Tage unter dem Wert vom Jänner 2005.

Langzeitarbeitslosigkeit
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit einer Vormerkdauer von über einem Jahr ist Ende Jänner 2006 gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres mit -6.239 bzw. -38,6% auf 9.940 kräftig zurückgegangen.

Entwicklung in den Bundesländern
Ende Jänner 2006 ist die Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern mit Ausnahme Salzburg, Tirol und Vorarlberg angestiegen. In Salzburg ging der Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen um -594 (-4,1%) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres auf 14.004 zurück, in Tirol konnte eine Abnahme von -193 (-1,0%) auf 19.086 verzeichnet werden, in Vorarlberg lag der Rückgang bei -61 bzw. -0,6% auf 10.504 im Vergleich zum Vorjahr. Die stärkste - relative - Zunahme verzeichnet Niederösterreich (+5,6%; +3.135) gefolgt von Kärnten (+5,1%; +1.309), Oberösterreich (+4,5%; +1.753), Wien (+4,2%; +3.752), dem Burgenland (+3,5%, +461) und der Steiermark (+2,4%; +1.168).

Jugendliche
Die Jugendarbeitslosigkeit hat im Jänner 2006 um +2,3% (+1.100 auf 49.940) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres zugenommen. In der Altersgruppe der bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit mit +0,4% (+44 auf 10.831) schwächer angestiegen als bei den 20- bis 24-Jährigen (+2,8% bzw. +1.056 auf 39.109). Die internationale Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) liegt mit 10,2% (Dezember 2005) nach wie vor deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (EU-25 im November 2005) von 18,4%. Österreich liegt damit nach Dänemark, Irland und den Niederlanden weiterhin an vierter Stelle in Europa.

Erstmals wieder steigende Lehrlingszahlen
Der Anstieg der Lehrstellensuchenden liegt Ende Jänner 2006 bei +682 (+15,0%) auf 5.243. Bei den gemeldeten offenen Lehrstellen ist mit +823 (+36,2%) auf 3.097 eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit werden bis zu 8.000 Ausbildungsplätze für Jugendliche, die keinen entsprechenden Lehrplatz bzw. Arbeitsplatz finden, zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus werden im Rahmen des so genannten "Blum-Bonus" Lehrstellen, die von Betrieben zusätzlich geschaffen werden, mit einem pauschalierten Zuschuss zu den Kosten der Lehrausbildung gefördert. Vor allem auf Grund dieser Initiative steigt nunmehr die Zahl der Lehrlinge und Lehranfänger erstmals seit Ende der 90er-Jahre wieder deutlich an. Ende Dezember 2005 waren in der Folge mit 122.378 um 3.307 (+2,8%) mehr Lehrlinge in Beschäftigung als im Vorjahr. Mit 38.552 haben um 7,3% mehr Personen mit einer Lehre begonnen.

Entwicklung der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen ist mit 59.326 im Vergleich zum Jänner 2005 angestiegen (+2.251; +3,9%). Die Arbeitslosigkeit ist sowohl in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen (+1.308 oder +4,3%) als auch bei den 55- bis 59-Jährigen (+1.448 oder +6,7%) gestiegen. Rückgängig ist weiterhin die Arbeitslosigkeit bei den über 59-Jährigen (-505 bzw. -9,5%).

Entwicklung nach Branchen
Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit ist insbesondere im Bauwesen (+3.432; +4,0%), bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+2.129; +9,5%), im Verkehr- und Nachrichtenwesen (+732; +5,4%), bei den sonstigen Dienstleistungen (+659; +4,4%), im Fremdenverkehr (+627; +2,0%), im Gesundheits- und Sozialwesen (+523; +7,1%) und in der Sachgütererzeugung (+522; +1,0%) zu verzeichnen.

Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Ende Jänner 2006 ist bei den vorgemerkten Arbeitslosen mit höherer Schulbildung ein Rückgang zu verzeichnen (-1,1%; -232). Die Arbeitslosigkeit von Personen mit akademischer Ausbildung (+0,9%; +82) sowie mit mittlerer schulischer Ausbildung (+2,5%; +377) und Lehrausbildung (+2,3%; +2.833) liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Stärker ausgeprägte Zuwächse der Arbeitslosigkeit gibt es hingegen bei der Gruppe von Personen ohne abgeschlossene Schulbildung (+18,2%; +2.529) und mit Pflichtschulabschluss (+3,9%; +5.054). Anteilsmäßig entfallen rund 86% des Bestandes aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule sowie Personen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss.

Schulungen und Förderungen des Arbeitsmarktservice
Mit 53.632 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im Jänner 2006 um +5.567 bzw. +11,6% über dem Vorjahresniveau. Die Schulungsaktivitäten steigen in allen Altersgruppen im Vergleich zum Vorjahr kräftig an. Besonders deutlich stiegen die Schulungsteilnahmen der über 50Jährigen an (+1.154; +23,0%). Die stärksten absoluten Zuwächse an Schulungsteilnahmen verzeichnet die Steiermark mit +1.554 (+23,8%), gefolgt von Niederösterreich mit +1.447 (+20,7%). Rückläufige Schulungsteilnahmen finden sich nur in Kärnten (-214 bzw. -7,9%).
     
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