Geburten: 30.000 Menschen in 14 europäischen Ländern befragt   

erstellt am
20. 02. 06

Wirtschaftliche Faktoren und Sorgen um die Zukunft lassen Europas Geburtenrate sinken
Brüssel (eu-int) -Ein von der Europäischen Kommission unterstütztes Projekt zum Geburtenverhalten hat ergeben, dass die Hälfte der Befragten sich durchschnittlich mindestens zwei Kinder wünscht. Allerdings haben viele Paare aufgrund von Sorgen um die Zukunft und angesichts der Kosten für die Kindererziehung tatsächlich weniger Kinder. Im Rahmen des DIALOG-Projekts wurden Daten von 30.000 Menschen in 14 europäischen Ländern erhoben, die zu ihrem Verhalten und ihren Einstellungen in Sachen Familiengröße, Geburtenverhalten und demographischer Wandel befragt wurden. Mit 1,5 Millionen Euro aus dem 6. Forschungs- rahmenprogramm gefördert bietet das Projekt eine für nationale und europäische politischen Entscheidungsträger nützliche Momentaufnahme des Geburtenverhaltens in Europa.

Die Studie zeigt, dass im Durchschnitt der Kinderwunsch in Europa sich nach wie vor auf die Zwei-Kind-Familie orientiert. Über die Hälfte der befragten Frauen und Männer wünschten sich zwei oder mehr Kinder. Allerdings gab es auch Unterschiede zwischen der tatsächlichen und der gewünschten Kinderzahl in Ländern wie Zypern, Polen, Finnland, Estland, Litauen, Ungarn und den Niederlanden. Auch fiel der Kinderwunsch in Deutschland, Italien, Österreich, Belgien und der Tschechischen Republik unter die Zahl von zwei Kindern.

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Länder mit einem niedrigen Kinderwunsch vor der Aufgabe stehen, nach Konzepten zu suchen, die zu familienfreundlicheren Einstellungen führen. Die in einigen Ländern hohe gewünschte Kinderlosigkeit (hier liegen Deutschland und die Niederlande an erster Stelle), wirft das Problem auf, ob Familienpolitik noch in der Lage ist, geburtenfördernd zu wirken.

Gefragt nach ihren Erwartungen an die Familienpolitik zeigen die Unterschiede in den Antworten zwischen den Mitgliedstaaten, dass es kein allgemeingültiges Rezept für Familienpolitik gibt. So befürworteten die Befragten in westeuropäischen Ländern eher eine Kombination von finanzieller Unterstützung und flexiblen Arbeitszeiten, während in den osteuropäischen Ländern eher die Vereinbarkeit von Vollzeitbeschäftigung und Familie im Vordergrund steht.

Der Bedeutungsrückgang der Institution Ehe und der Anstieg der Scheidungsraten schlagen sich nicht unbedingt in einem Rückgang der Geburten nieder. Die Geburtenrate blieb in den letzten zehn Jahren mit 1,2-1,4 Kindern durchaus konstant, wobei der Anteil unehelich geborener Kinder auf 30-40 % stieg. Allerdings ist die auch weiterhin bevorzugte Lebensform bei Kinderwunsch die Ehe, vor allem in Süd- und Osteuropa, wo die Zustimmungsraten in Italien, Litauen und Polen bei 80 % lagen. Andererseits erfährt das Zusammenleben ohne Kinder eine immer größere Akzeptanz, etwa mit 26-31 % in Ländern wie der Tschechischen Republik, Deutschland und den Niederlanden.

Weitere von dem Projekt behandelte Fragen betreffen berufstätige Frauen, geschlechtsspezifische Rollen und die Verteilung der Hausarbeit innerhalb der Familien. Die Umfrage beleuchtet auch die Situation der älteren Menschen in Europa und zeigt, dass ältere Menschen als ein Wert für die Gesellschaft geschätzt werden und jüngere Generationen bereit sind, bei Bedarf den Älteren zu helfen.

Die Kommission wird im März eine Mitteilung zur Demographie vorlegen, die sich auf die im März 2005 mit dem Grünbuch „Angesichts des demografischen Wandels - eine neue Solidarität zwischen den Generationen“ angestoßene Diskussion und den Gipfel in Hampton Court im Oktober 2005 stützt.
     
zurück