Plassnik: "Vom Nebeneinander zum Miteinander kommen"  

erstellt am
17. 02. 06

Treffen des dänischen Außenministers mit führenden Vertretern der islamischen Glaubensgemeinschaften in Wien auf Einladung der österreichischen Außenministerin
Wien (bmaa) - Auf Einladung der Außenministerin Ursula Plassnik sind der dänische Außenminister Per Stig Møller, das Oberhaupt der islamischen Religionsgemeinschaft in Bosnien-Herzegowina, Reis-ul-Ulema Mustafa Ceric, der Großmufti von Syrien, Ahmed Bader Eddin Hassoun, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Professor Anas Schakfeh, und der Bischof von Lolland-Falster, Steen Skovsgaard (Dänische Volkskirche) am Donnerstag (16. 02.) zu einem informellen Meinungsaustausch im Wiener Außenministerium zusammengekommen.

Ziel dieses informellen Gespräches war es, gemeinsam nach Mitteln und Wegen zu suchen, um die Spannungen der vergangenen Tage abzubauen und dem Dialog zwischen den Religionen in Europa sowie zwischen Europa und der islamischen Welt neue Impulse zu verleihen. „Wir haben mit diesem Treffen praktische Brückenbauer des interkonfessionellen und interkulturellen Dialogs um einen Tisch vereint. Damit haben wir einen konkreten Schritt gesetzt, der glaubhafter Ausdruck unseres Willens ist, vom Nebeneinander zum Miteinander zu kommen. Mit dem heutigen Treffen haben wir eine Brücke von Wien über den Balkan bis zum Nahen Osten geschlagen“, erklärte die Außenministerin.

„Nach den Bildern der Gewalt und der Zerstörung besteht nun ein klarer Wunsch nach Bildern des Gesprächs und des Zusammenhalts. Wir müssen als Strategie gegen den Extremismus denjenigen Stimmen Gehör verschaffen, die Mäßigung, Besonnenheit und Versöhnung wollen“, sagte Plassnik.

Die Außenministerin verwies auf die langerprobten Kontakte Österreichs mit der muslimischen Welt, die Österreich als EU-Vorsitz nun einsetzt, um den notwendigen Dialog zwischen den Kulturen und Religionen zu unterstützen. „Mit rund 350.000 muslimischen Bürgern in Österreich ist uns bewusst, dass der Islam Teil unserer Lebenswirklichkeit ist. Österreich hat sich bereits mit der Europäischen Imamekonferenz in Graz im Juni 2003 und der Konferenz ‚Islam in einer pluralistischen Welt’ im November 2005 als Ort der Begegnung und des Dialogs bewährt. Das laufende Gespräch der verschiedenen Religionsgemeinschaften in diesem Land mit den staatlichen Stellen dient der praktischen Problemlösung und fördert das gegenseitige Verständnis. Insofern ist das österreichische Modell – ohne selbstzufrieden sein zu wollen – durchaus beispielgebend“, erklärte Plassnik.

„Der Karikaturenstreit hat den Schleier weggezogen von einem tiefersitzenden Unbehagen, mit dem wir besser umgehen sollten. Europa streckt daher zwei Hände zum Dialog aus; nach innen zu den islamischen Gemeinschaften in unseren Ländern und nach außen zu den muslimischen Gesellschaften in der Welt. Unsere Toleranzarbeit hatte sicher auch Fehler und war zum Teil wohl auch Tarnung für Gleichgültigkeit. Wir suchen nun die Verständigung und wollen auf einer festen Wertebasis Brücken bauen. Statt einem Kampf der Kulturen brauchen wir eine Allianz gegen die Gewalt und für gegenseitigen Respekt. Dabei können gerade die autochthonen islamischen Gemeinschaften in Europa eine wichtige vermittelnde Rolle spielen“, sagte Plassnik.
     
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