Qualmen schadet klugen Köpfen  

erstellt am
15. 02. 06

Innsbruck (universität) - Wissenschaftler um Dr. David Bernhard vom Biozentrum Innsbruck untersuchten das Rauchverhalten von Medizinstudierenden und analysierten dabei deren Blut. Das Ergebnis ist erschreckend: Im Blut der rauchenden Studenten haben die Forscher zahlreiche Metalle gefunden, die vom Zigarettenrauch herrühren und die die Blutgefäße der jungen Menschen nachweislich schädigen.

Mehr als ein Drittel der Innsbrucker Medizinstudierenden sind Raucher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Dr. David Bernhard von der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie am Biozentrum Innsbruck. Österreich ist europaweit die Nummer eins, wenn es um die Zahl der Raucher in der Bevölkerung geht. Die Alpenrepublik hat den vormals führenden südeuropäischen Staaten, wie Portugal oder Griechenland, längst den Rang abgelaufen. Rund 47 % der erwachsenen Österreicherinnen und Österreicher greifen täglich zum Tabak. Die Studierenden an der Medizinischen Universität Innsbruck wollen hier offensichtlich um nichts nachstehen: In einer Umfrage haben sich mehr als ein Drittel der Medizinstudenten (35 %) als Raucher deklariert. Von den Nichtrauchern gaben 71 % an, dass sie regelmäßig Zigarettenrauch ausgesetzt sind. Bei der Untersuchung der Blutproben der rauchenden Studenten wurden deutlich erhöhte Werte für Metalle wie Cadmium und Strontium gemessen. Selbst bei den Passivrauchern gab es einen Trend zu erhöhten Werten. Dieser war allerdings nicht signifikant, weshalb die Forscher derzeit an einer weiteren, größeren Studie arbeiten. Die während eines Praktikums durchgeführte erste Untersuchung umfasste 56 Probanden. "Dass so viele angehende Medizinerinnen und Mediziner rauchen, hat uns schon etwas überrascht", sagt David Bernhard. "Schließlich sind rauchende Ärzte keine besonders guten Vorbilder."

Schädigung der Blutgefäße
Die Arbeitsgruppe um Dr. David Bernhard beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Folgen von Rauchinhaltsstoffen für die Blutgefäße. In entsprechenden Zellkulturexperimenten konnten die Wissenschaftler bereits nachweisen, dass Metalle aus dem Zigarettenrauch zur Oxidation von zellulären Eiweißstoffen führen. Durch diesen oxidativen Stress werden zelluläre Strukturen, wie das Mikrotubulussystem und in weiterer Folge verschiedenste Komponenten des Zytoskeletts, zerstört. Die Rauchinhaltsstoffe fungieren in gleicher Weise wie andere klassische Risikofakten bereits im frühesten Stadium der Arteriosklerose als Stressfaktoren für die gefäßauskleidenden Zellen. Die Daten der aktuellen Untersuchung werden in wenigen Wochen in der Zeitschrift ‚Atherosclerosis Thrombosis and Vascular Biology' publiziert. "Wir wollen nun in mehreren Diplomarbeiten erheben, inwiefern das Rauchen im Curriculum des Medizinstudiums thematisiert wird und ob es Möglichkeiten für einen eindringlicheren Umfang mit diesem Thema während dem Studium gibt", so Dr. Bernhard abschließend.
     
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