Frieden, Versöhnung und Wohlstand für Südosteuropa  

erstellt am
10. 03. 06

Kardinal Schönborn und Bischof Sturm zum Balkangipfel: Geduldige Arbeit an der "Heilung des historischen Gedächtnisses"
Wien (epd Ö) - Die christlichen Kirchen in Österreich unterstützen alle Bemühungen, um Südosteuropa schrittweise in eine Zone des "Friedens, der Versöhnung und des Wohlstands" umzuwandeln. Dies geht aus einer gemeinsamen Erklärung von Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Herwig Sturm, dem Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), im Hinblick auf das informelle Treffen der EU-Außenminister in Salzburg hervor. Zu diesem Treffen hat der Ballhausplatz auch die südosteuropäischen Außenminister eingeladen. Kardinal Schönborn und Bischof Sturm versichern zugleich, dass die Kirchen in Österreich auf der Grundlage ihrer engen Verbindungen mit den Kirchen im südosteuropäischen Raum ihrerseits alles tun wollen, um den Prozess der Versöhnung und der Überwindung alter und neuer Spannungen zu intensivieren.

Als vordringlich sehen es Schönborn und Sturm an, zwischen den konkreten Menschen des südosteuropäischen Raums "Brücken des Vertrauens" zu schlagen. Hier müsse insbesondere bei der Jugend und damit in den Schulen angesetzt werden. Dies sei eine gemeinsame Aufgabe für die Staaten, für die Zivilgesellschaft und für die Religionsgemeinschaften. So wichtig alle politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen sind, sei der Friede nur dann dauerhaft, wenn er in den Herzen der Menschen verankert ist.

Eine Voraussetzung dafür, dass Friede und Versöhnung tiefe Wurzeln schlagen können, sei die "Reinigung und Heilung des historischen Gedächtnisses", betonen der Kardinal und der evangelische Bischof. Die bewegte Geschichte des südosteuropäischen Raums werde allzu oft nur aus der Perspektive nationaler Vorurteile gesehen; immer noch würden geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen für Zwecke heutiger politischer Machtausübung instrumentalisiert. Zur geduldigen Arbeit an der "Heilung des historischen Gedächtnisses", an der Überwindung jener Bilder und Gegenbilder, die immer wieder zu Gefährdungen des friedlichen Zusammenlebens führen, seien insbesondere auch die Kirchen berufen. Die "Heilung des historischen Gedächtnisses" sei zugleich die Voraussetzung für die schrittweise Rückkehr der Vertriebenen in den Krisenzonen Südosteuropas.

Den weiten Weg konsequent gehen
In diesem Zusammenhang ist auch der Schutz des überaus reichen Kulturerbes des südosteuropäischen Raums zu sehen, erinnern Kardinal Schönborn und Bischof Sturm. Es sei viel zu wenig im Bewusstsein, wie viele Spitzenwerke europäischer Kunst und Kultur in diesem Raum zu finden sind. Die Menschen Südosteuropas seien keine "armen Verwandten, sie bringen vielmehr kostbare Schätze in das gemeinsame Haus Europa ein".

Die Kirchen in Österreich seien sich bewusst, dass der Weg zu Frieden, Versöhnung und Wohlstand in Südosteuropa noch weit sein wird, so Schönborn und Sturm. Aber dieser Weg müsse konsequent weitergegangen werden: "Österreich hat hier eine starke Verpflichtung aus der geographischen, historischen und kulturellen Nähe. Unser Land kann in diesem Bereich einen wertvollen Beitrag für die europäische Integration leisten."
     
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