Zunahme der Einzelhandelsumsätze stützt die Konjunktur  

erstellt am
09. 03. 06

Wien (wifo) - In den letzten Monaten hat sich die Stimmung der Wirtschaft und der Verbraucher weiter verbessert. Die niedrige Inflation trägt zur Stärkung der Kaufkraft bei, und die Unternehmen beabsichtigen, ihre Investitionstätigkeit auszuweiten. Die Konjunkturerholung lässt die Beschäftigung vor allem im Teilzeitbereich kräftig wachsen, der Anstieg der Arbeitslosigkeit lässt nach.

Die Verlangsamung der Inflation im Jänner steigert die reale Kaufkraft der privaten Haushalte und gibt dem privaten Konsum neue Impulse. Im IV. Quartal lagen die realen Einzelhandelsumsätze (ohne Pkw) um 2% über dem Vorjahresniveau. Im Jänner dürfte der Geschäftsgang im Einzelhandel nach vorläufigen Meldungen lebhaft gewesen sein. Die Schwäche des Pkw-Handels drückte jedoch das Gesamtergebnis. Die Zunahme des privaten Konsums sollte sich heuer beschleunigen. Aufgrund des WIFO-Investitionstests ist auch mit einer Ausweitung der Investitionstätigkeit zu rechnen: Die Unternehmen der Sachgütererzeugung wollen um 7,7% mehr investieren als im Vorjahr. Die Exporte wiesen im IV. Quartal mäßige Zuwächse gegenüber dem Vorjahr auf, die Unternehmen schätzten jedoch ihre Auslandsaufträge zu Jahresbeginn relativ günstig ein.

Die positive Beurteilung der Auslandsbestellungen hängt mit der Belebung der Konjunktur im Euro-Raum zusammen. Vor allem in Deutschland hat sich die Stimmung spürbar verbessert. Diese Aufhellung wird nach wie vor hauptsächlich von einer Steigerung der Exporte getragen, aber auch die Investitionstätigkeit erholt sich. Rohölpreise und Euro-Kurs haben sich stabilisiert und damit die Unsicherheit verringert.

In Österreich zeigen die Industrieumfragen seit Monaten eine Aufwärtstendenz. Die Sachgüterunternehmen rechnen mit einer Ausweitung der Produktion und beurteilen ihre Auftragslage günstiger als in den Monaten davor. Die Bauunternehmen bezeichneten ihre Geschäftslage bisher als besonders gut, in den letzten Monaten trübte sich die Stimmung jedoch wegen des schneereichen Winters ein.

Die Inflationsrate ging von 1,6% im Dezember auf 1,2% im Jänner zurück. Preisdämpfend wirkte die Verbilligung von Computern, Mobiltelefonen und Kameras. Darüber hinaus wurde die Teuerungsrate durch eine statistische Umstellung gedrückt: Ab Jänner 2006 werden die Durchschnittspreise nicht mehr als arithmetisches, sondern als geometrisches Mittel errechnet. Dies dürfte die gemessene Inflationsrate um etwa 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte verringert haben.

Die Konjunkturerholung und vor allem die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes hatten einen hohen Anstieg der Beschäftigung zur Folge. Im Februar nahm die Zahl der aktiv Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um fast 39.000 zu. Große Zuwächse verzeichneten die Branchen mit hohem Anteil der Teilzeitbeschäftigung: unternehmensnahe Dienstleistungen, Handel, Tourismus und Gesundheitswesen. Rund die Hälfte der Beschäftigungssteigerung ging auf die äußerst heterogene Wirtschaftsklasse der unternehmensnahen Dienstleistungen zurück: Sie reicht von technischen Diensten, Unternehmens- und Steuerberatungsbüros bis zu Reinigungsdiensten und Arbeitskräfteüberlassung. Mangels statistischer Daten aus der Sozialversicherung lässt sich derzeit schwer abschätzen, ob auch die Vollzeitbeschäftigung zugenommen hat. In der Sachgüterproduktion verringerte sich der Beschäftigungsabbau im Zuge der Konjunkturerholung deutlich, im Verkehr und im öffentlichen Dienst hält er jedoch an.

Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im Februar gegenüber dem Vorjahr nur noch leicht (+1.700). Eine gewisse Rolle spielte dabei die Zunahme der Schulungen (+7.800). Allerdings stieg auch die Zahl der Arbeitslosen mit Wiedereinstellungszusage um rund 8.000. In den nächsten Monaten ist angesichts der Konjunkturbelebung und der starken Ausweitung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen (Schulungen, Eingliederungsbeihilfen) eine weitere Stabilisierung der Arbeitslosenzahlen zu erwarten. Insbesondere sollte die Verlagerung des Wirtschaftswachstums vom Export zur beschäftigungsintensiveren Inlandsnachfrage der Vollzeitbeschäftigung zugute kommen, deren Entwicklung für die Eingliederung von Arbeitslosen entscheidend ist.

Quelle: WIFO
Autor: Ewald Walterskirchen
     
zurück