"125 Jahre Anker-Steinbaukasten"  

erstellt am
20. 03. 06

Sonderausstellung im Bezirksmuseum Traiskirchen
Traiskirchen (halik) - Die größte Ausstellung über Anker-Steinbaukästen seit Wiederaufnahme der Produktion 1995 läuft ab sofort im Stadtmuseum Traiskirchen vor den Toren Wiens. Auf 200 m² Ausstellungsfläche präsentieren über 150
verschiedene Exponate, darunter 50 Modelle, die 125jährige Geschichte dieses außergewöhnlichen Baukastens, welche auch mit Österreich verbunden ist: Über 40 Jahre lang wurden Anker-Steinbaukästen auch in Wien produziert.

Anker-Steinbaukasten
Als eine Erfindung der Brüder Lilienthal erlangten die Anker-Steinbaukasten durch das Vermarktungstalent des Unternehmers Friedrich Richter Weltruhm. Bestehend aus den natürlichen Rohstoffen Sand, Kreide und Leinöl kam der erste Steinbaukasten vor etwa 125 Jahren auf den Markt.

Aufbauend auf den Theorien Friedrich Fröbels, dem Gründer des ersten Kindergartens, schufen die beiden Flugpioniere 1875 die Grundlagen für einen Baukasten aus Stein. Die Rechte am Produktionsverfahren verkauften sie an den Unternehmer Friedrich Richter. Das von Richter entwickelte System an Grund- und Ergänzungskästen erlaubte allen Hobbyarchitekten verschiedenste Bauwerke ohne Klebstoff nachzubilden und beliebig zu variieren - das erste Systemspielzeug war entstanden. Präzise, dreidimensionale Zeichnungen und Schnittpläne lagen den Kästen bei, die vorwiegend Kirchen, Pavillons, Wachtürme, Brücken, Schlösser und Festungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zum leichten Nachbauen vorsahen.

Bereits 10 Jahre nach der Erstauflage bestanden weltweit Produktions-niederlassungen, unter anderem auch in Wien. Im Juli 1888 wurde die "Erste Öst. - Ung. Steinbaukastenfabrik" in Wien XIII eröffnet, sowie eine Verkaufsstelle in Wien I. Besonders hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang, dass "ausschließlich inländische Rohstoffe von inländischen Mitarbeitern" verarbeitet wurden. 1913 wurde das Werk zum k.u.k. Kammerlieferanten ernannt. Nach über 40jährigem Bestehen wurde die Fertigung in Wien 1931, inzwischen nach Wien XIII, übersiedelt, aufgelassen.

Vor genau zehn Jahren erlebten die Ankersteine ihre Renaissance und erobern jetzt wieder die Herzen kleiner und großer Baumeister. Nach der Einstellung der Produktion durch den staatlichen Eigentümer DDR im Jahr 1963 verhalf der Ankerfreund und Akustikprofessor Dr. Georg Plenge den Ankersteinen 1995 zum Comeback. Die heutigen Kästen sind ebenso aufwändig wie damals: 3-D-Zeichnungen und ausführliche Bauanleitungen liegen jedem Baukasten bei. Natursteine, verpackt in wunderschön nostalgisch anmutenden Holzkisten, die auch prompt das Gütesiegel "Spiel gut" und den "Oskar" der US-Spielwarenindustrie "Parent's Choice Award in Gold" verliehen bekamen.

Wer mit Ankersteinen bauen will, startet mit dem "Grundkasten Nr. 4" (65 Euro) mit 55 Steinen oder mit "Grundkasten Nr. 6" (113 Euro), der 105 Steine umfasst. Für all jene, die bereits mit Ankersteinen bauen, wird ab Ende April ein neuer Ergänzungskasten ("Nr. 28") mit 261 Steinen (285 Euro) im Fachhandel erhältlich sein. Insgesamt gibt es heutzutage wieder vierzehn Steinbaukästen, welche seit Gründung der Anker Steinbaukasten GmbH nach Originalvorlagen produziert werden. Das Spielzeug, das im 19. Jahrhundert in Deutschland erfunden wurde und Weltruhm erlangte, zählt zu den wenigen Spielwaren jener Zeit, die bis heute nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt haben.

Sonderausstellung im Museum Traiskirchen
Das Museum befindet sich am ehemaligen Gelände der Vöslauer Kammgarnfabrik im Ortsteil Möllersdorf / Traiskirchen. Seit der Eröffnung 1983 wurde in liebevoller Detailarbeit die Fabrik von 35 freien Mitarbeitern und mit Unterstützung der Gemeinde Traiskirchen renoviert und Stockwerk für Stockwerk zum Museum umgestaltet. Heute umfasst das Museum bereits eine Ausstellungsfläche von über 3.000m². Darunter befinden sich Schauobjekte aus Weinbau, Landwirtschaft, Handel, Gewerbe, Industrie, Feuerwehr, Vereins- und Schulwesen.

Jährlich werden zusätzlich Sonderausstellungen gezeigt. Am 17. März wurde im 2. Stock des Museums die einmalige Sonderausstellung "125 Jahre - Anker Steinbaukasten" eröffnet. Die bewegte Geschichte des Anker-Steinbaukastens, des ersten Systemspielzeuges der Welt, wird im Rahmen dieser Sonderausstellung präsentiert. Mit einer Fläche von 200 m² ist diese Ausstellung die größte seit Wiederaufnahme der Produktion 1995. Gezeigt werden 50 Großmodelle und über 100 Baukästen aus den letzten zwei Jahrhunderten, sowie Pläne und Bilder aus der Gründerzeit bis heute. Die historischen Exponate und einige der Modelle stammen aus den Sammlungen der österreichischen Mitglieder des "Club der Ankerfreunde", darunter Ing. Monika und Ing. Walter Klebesits sowie Univ. Prof. Dr. Gerhart Bruckmann.

Die Ausstellung kann bis 24 Dezember 2006 besucht werden. Das Museum ist von März bis Dezember 2006 sonn- und feiertags von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr geöffnet. Gruppenbesuch (ab 10 Personen) nach telefonischer Anmeldung ist jederzeit möglich: 02252/52611-116 (Gemeindeamt, Herr Skoda) oder 02252/55264 oder 0664/2024197 (Museumsleiter Reinhard Götz). Parkplätze - auch für Busse - sind im Hof vorhanden! Der Eintritt beläuft sich auf 2,50 Euro für Erwachsene und 1,50 Euro für Kinder. Nähere Informationen auch unter http://www.traiskirchen.gv.at
     
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