Von H. C. Artmann bis Salman Rushdie  

erstellt am
14. 03. 06

Aus den Sammlungen eines Fans. Autorenporträts des Karikaturisten und Malers Hubert Schorn – Ausstellung im Wiener Literaturhaus bis 12. April 2006
Wien (literaturhaus/öj) - Der Österreicher Hubert Schorn wurde 1948 in der Steiermark geboren und lebt als frei schaffender Grafiker und Maler mit Schwerpunkt Karikatur und Porträtmalerei in Wilhelmsburg/NÖ. Im Schaffenszentrum des "Legendenmalers" (Schorn über Schorn) stehen Poträts von Stars und Prominenten aus der Welt des Sports, der Mode, der Musik oder der bewegten Bilder.

Hubert Schorns Herz gehört aber auch der Literatur. Dabei sucht er stets die persönliche Begegnung mit den Porträtierten, um seine Bilder signieren zu lassen. Dieser Moment, von dem Fan und Sammler mitunter jahrelang erwartet, wird oft zu einem "unvergesslichen Ereignis" wie anläßlich des Treffens mit H. C. Artmann. Schorn erinnert sich an die Begeisterung


Der legendäre Schauspieler Leon Askin
© Hubert Schorn
der Fotografin Inge Morath und ihres Ehemanns Arthur Miller über das Doppelporträt des Künstlerpaares oder an die Beschimpfungen von Peter Handke - "nachdem er mein Bild signiert hatte". Mitunter wurden aus diesen kurzen Treffen auch Freundschaften - wie im Fall des Schauspielers und Autors Leon Askin.

Unter den Poträtierten finden sich zahlreiche österreichische Schriftsteller wie Wolfgang Bauer, Milo Dor, Barbara Frischmuth, Elfriede Gerstl, Wolf Haas, Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Michael Köhlmeier, Friederike Mayröcker, Felix Mitterer, Gerhard Roth, Gerhard Rühm und Peter Turrini. Aber auch AutorInnen wie Umberto Eco, Günther Grass, Vaclav Havel, Donna Leon, Pavel Kohout oder Salman Rushdie hat Schorn abgebildet.

Durch den Kontakt mit zahlreichen prominenten Literaten ist nicht nur eine umfangreiche Porträt-Galerie entstanden, sondern auch eine ansehnliche Sammlung von Autografen und Fotos gewachsen, die die Ausstellung im Literaturhaus ergänzen.

Öffnungszeiten der Ausstellung
Mo, Mi 9 - 17, Di 9 - 19, Fr 9 - 15 Uhr (Eingang: Seidengasse 13)
und während den Abendveranstaltungen (Eingang: Zieglergasse 26A)
Informationen zur Ausstellung:
http://www.literaturhaus.at
   



Anita Askin-Wicher, Witwe des legendären Schauspielers Leon Askin, und Hubert Schorn bei der Ausstellungseröffnung
Foto: Heinz Effenberg
Der Malerei und der Literatur – was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Anita Askin-Wicher, Witwe des legendären Schauspielers Leon Askin, hielt die Laudatio auf Hubert Schorn. An den Anfang ihrer Ausführungen setzte sie die Frage, was Malerei und Literatur gemeinsam hätten. "Mehr - als man auf den ersten Blick meinen möchte", so Askin-Wicher, die dafür auch entsprechende "Beweise" lieferte:

  • Man kann nicht nur in Büchern, sondern auch in Gesichtern lesen.
  • In einem reichen Leben schreiben sich Gedanken gewissermaßen in die Physiognomie eines Menschen
  • Und wer sagt denn, dass man eine Lebensgeschichte nur schreiben und nicht auch malen kann?
  • Außerdem kann man, wenn man ein Buch liest, auch zwischen den Zeilen lesen.
  • Und wenn man ein Bild sieht, hinter den Farben und Formen ebenfalls
  • Ein guter Literat schafft auch Bilder - sein "Material" dazu ist halt die Sprache
  • Und ein guter Maler erzählt auch eine Geschichte - er benützt dazu Farbe.

"Wenn Sie sich beispielsweise einen Rembrandt oder einen Vermeer anschauen, dann sehen Sie sicherlich in Ihrem Kopf mehr als nur ein Bild. Der Maler


Herbert "Schneckerl" Prohaska und Niki Lauda
© Hubert Schorn
lässt Sie durch seine Kunst auch den Charakter und das Temperament - vielleicht sogar die Lebenssituation des Abgebildeten erahnen", so die Laudatorin.

Hubert Schorn lade durch seine Kunst und Interpretation ein, Bilder der Persönlichkeit, des Charakters, des Temperamentes, der Besonderheit jedes einzelnen Autors und jeder einzelnen Autorin in im Kopf und in den Gefühlen des Betrachters entstehen zu lassen und die Geschichten zu lesen, die diese Bilder sagen, so Askin-Wicher, die Hubert Schorn als ganz ungewöhnlichen Menschen bezeichnet. Seit seiner Jugend sei Zeichnen sein Weg, sich auszudrücken, weshalb es nicht verwunderlich sei, daß er Graphiker geworden sei. Und Fotograf. Und Maler. Dass er mit verschiedensten Mal-Techniken und Ausdrucksmitteln experimentiert. Und dennoch täglich mit dem Zeichenstift arbeitet, um die Balance und den Bezug zum Handwerk nicht zu verlieren.

"Hubert Schorn liebt Menschen. Er beobachtet sie, er fotografiert sie, er porträtiert oder karikiert sie. Stets bemüht, die Persönlichkeit des Einzelnen zu erfassen und einen Weg zu finden, das Einzigartige dieser Persönlichkeit mit Stift oder Farbe zum Ausdruck zu bringen.
Als Hubert Schorn im Jahr 1961 13 Jahre als ist, beginnt eine Leidenschaft, die ihn seither nicht mehr loslässt: Er sammelt Autogramme. Diese Leidenschaft bringt


Der Bildhauer Alfred Hrdlicka
© Hubert Schorn
ihn mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten zusammen: Sein erstes Autogramm war von Rex Gildo. Es folgen Autogramme von Fußballern, Musikern, Schauspielern, Politikern, Sportlern und und und.

Hubert Schorn sammelt nicht Autogramme so wie die anderen. Nein. Er zeichnet oder malt die Person und lässt sich dann diesen "Schorn" signieren. Das unterscheidet einen echten "Schorn" von den Bildern anderer Maler. Denn auf einem echten Schorn ist nicht nur die Signatur des Malers sondern auch die Signatur des Gemalten.

Hubert Schorns Leidenschaft, Autogramme zu sammeln, hat ihm sogar das Leben gerettet. In der Stunde, als Peter Alexander "seinen Schorn" signiert hat, ist das Wohnhaus der Familie Schorn in Wilhelmsburg in die Luft geflogen. Von dem dreistöckigen Gebäude war mit einem Schlag die Hälfte weg. Eine schreckliche Katastrophe mit 9 Toten. Auch Schorns 30.000 Autogramme von den 60er Jahren bis 1999, unter ihnen das von John F. Kennedy, waren weg.

   

Ich persönlich habe Hubert Schorn bei einem Fest zu Ehren von Hohoe König von Ghana, kennengelernt. Hubert Schorn ist ja bereits seit vielen Jahren königlicher


Kino-"Terminator" Arnold Schwarzenegger und Ski-"Herminator" Hermann Maier
© Hubert Schorn
Hofmaler von Hohoe Ghana. Bei diesem Fest hat Hubert Schorn meinen Mann Leon Askin gebeten, das Porträt zu signieren, das er von ihm als "Kaiser" in der Fernsehserie "Kottan ermittelt" gezeichnet hatte.
Seit damals hat sich eine Freundschaft zwischen Hubert Schorn und uns entwickelt. Anlässlich unserer Hochzeit hat er ein Porträt von Leon und mir gezeichnet. Seit damals besitzen wir einen echten Schorn.

In der Vorbereitung dieses Abends habe ich Hubert Schorn gefragt, an welche Begegnungen er sich besonders erinnert: Ganz spontan antwortete er: Ich zitiere: ,An meine Begegnung und das Gespräch mit Kardinal König, der mich sogar in seine Privatwohnung eingeladen hat. Und an Bischof Kreutler, der in Brasilien lebt und täglich damit rechnen muss, dass er wegen seines Engagements für die Unterdrückten umgebracht wird. Und auch an Arthur Miller‘. Zitat Ende

Schorn war mit der Fotografin Inge Morath auf einer Ausstellung und Inge sagte "Du musst unbedingt Arthur Miller treffen" Und tatsächlich: Sie hat die


Marktidyll – eines der Aquarelle von Hubert Schorn
beiden Herren miteinander bekannt gemacht. Schorn hat später ein Doppelporträt dieses Künstlerehepaares geschaffen und sowohl Arthur Miller wie auch Inge Morath haben es unterzeichnet.

Hubert Schorn nimmt viele Strapazen und Unannehmlichkeiten in Kauf, um seine Zeichnungen signieren zu lassen. Er reist z.B. ins Fahrerlager der Formel 1. Dort ist es wirklich hektisch.. Die Fahrer sind jeweils nur kurz da. Und man muss daher immer auf der Lauer sein, damit man dem richtigen Fahrer im richtigen Moment das richtige - nämlich sein Bild - vorlegen kann und der es dann auch wirklich unterschreibt. Die Bilder sind ja nicht so klein, dass man sie einfach in der Jackentasche stundenlang herumtragen und dann im richtigen Moment herausziehen könnte. Sie sind wegen ihrer Größe doch ziemlich unhandlich. Man kann sie nicht einfach irgendwo hinlehnen. Denn der nächste, der daran stößt, sie umwirft, etwas darüber schüttet, würde sie ja ruinieren. Und dabei muss man trachten, dass man den normalen Ablauf nicht stört. Sonst fliegt man mitsamt den Bildern hochkant hinaus. Dass ist wirklich Stress.

Am schlimmsten ist es mit Musikern. Als Beispiel möchte ich Ihnen die Geschichte mit Little Richard erzählen: Little Richard war zu einem Open Air-Konzert auf der Burg Klamm. Einem riesigen Auto entstiegen 9 Bodyguards und Little Richard. Hubert Schorn bat Little Richard, dass er sein Bild signiert. Doch Little Richard herrschte ihn an, was er sich denn einbilde. Wenn er jetzt das Bild signiert, wird das Bild durch diese Unterschrift sooo wertvoll. Da will er jedenfalls zuerst Geld sehen. Sprachs und ging.

Weil Hubert Schorn selbstverständlich nicht dort hinein gelassen wurde, wo Little Richard verschwunden war, sondern sich mit seinem Bild erst rund um die Burg herum durcharbeiten


Little Richard
© Hubert Schorn
musste, ist er zum Konzert zu spät gekommen. Und man durfte nur während der ersten 3 Nummern fotografieren. Hubert Schorn fragte daher einen der Bodyguards, ob er noch fotografieren dürfe, weil er ja zu spät gekommen sei. Der sagte "Ja" Doch während Schorn fotografierte kam ein anderer Bodyguard und haute Schorn von hinten derart, dass er mitsamt dem Bild im Morast landete. Auf dem Bild waren Chuck Berry, Jerry Lee Louis und Little Richard. Little Richard hat bis heute nicht unterschrieben.

Die nächste Ausstellung von Hubert Schorn wird ab 1. Mai auf der Burg Klamm bei Grein/Donau sein zum Thema MUSIK

Ein anderer Künstler, der nicht unterschrieben hat, ist David Copperfield. Er hat Hubert Schorn seine Zeichnung weggenommen. Sie sind bis heute verschwunden.

Es gäbe noch viele solcher Anekdoten z.B. vom Welt Sports Award im Imperial in Wien mit Mohammed Ali, di Stefano, Edi Merx und vielen anderen Oder von seiner Begegnung mit dem "Man of the Year", dem Firefighter Jerry Jordan. Oder von Mario Simmel, der wollte, dass Hubert Schorn ihn anruft aber seine Telefonnummer nicht hergegeben hat. Fragen Sie Hubert Schorn bei Gelegenheit danach. Kann sein, dass er aus seinem Mähkästchen plaudert.

Die angenehmsten Begegnungen hat Hubert Schorn - wie er mir sagte - mit Schriftstellern. Da gibt es keine Anekdoten zu erzählen - außer vielleicht über seine Begegnung mit Peter Handke, der nicht nur sein Publikum, sondern auch Hubert Schorn beschimpft hat - nachdem er sein Bild signiert hatte. Im Zusammentreffen mit Schriftstellern gibt es kaum Stress. Sie sind stets offen und freundlich.

Vielleicht spüren Sie diesen Respekt, den es zwischen ihnen und dem Maler Hubert Schorn gibt, auch in den Bildern. Lassen Sie sich bei der Betrachtung der Werke ein auf die Geschichten, die Ihnen Hubert Schorn über die Persönlichkeit der Autorinnen und Autoren erzählt."

Informationen: http://www.schorn-hubert.at/
     
zurück