Standortbedingungen immer am Prüfstand  

erstellt am
03. 04. 06

Industrie: Welser fordert Entlastungen für den Faktor Arbeit
Wien (pwk) - „Wir haben die EU-Integration geschafft und sind unleugbar die größten Nutzer der EU-Osterweiterung“, betont der Obmann der Bundessparte Industrie, Wolfgang Welser, im Rahmen der erweiterten Spartenkonferenz in der WK Salzburg. „Wenn wir in der Globalisierung aber weiter bestehen wollen, müssen wir den Faktor Arbeit entlasten.“ Alle Maßnahmen müssten in Richtung einer Dämpfung der Gesamtarbeitskosten gehen. Welser will daher nicht locker lassen wenn es um die Flexibilisierung der Arbeitzeit (Motto: „Arbeiten, wenn Arbeit vorhanden ist, Weiterbildung, wenn Aufträge zurückgehen“) und die „Flexibilisierung der Löhne“ - Berücksichtigung der firmenindividuellen Ertragslage der Unternehmen bei KV-Modellen – geht.

Die soziale Versorgung größtenteils durch Beiträge auf Löhne und Gehälter zu finanzieren, so Welser, komme schon allein durch die demografischen Verschiebungen an ein Ende, von der Frage der Wettbewerbsfähigkeit ganz zu schweigen. Welser kann sich hier ein weitgehendes Ersetzen der Finanzierung weg von Lohnnebenkosten bzw. Beiträgen hin zu einer steuerbasierten Finanzierung vorstellen.

Angesichts zunehmender Alterung und dem bald zu erwarteten Rückgang der Jungen im Arbeitskräfteangebot bedarf es nicht nur neuer Modelle der Beschäftigung älterer Mitarbeiter im Unternehmen, sondern auch eine Renaissance der Lehrlingsausbildung in der Industrie: „Bilden Sie ja Lehrlinge aus“, mahnte Welser seine Kollegen, „denn sie werden uns in Kürze fehlen. Wir brauchen die Leute. Wir können noch so innovativ sein, wenn wir die Mitarbeiter nicht haben, die unsere Produkte produzieren.“ Welser erinnerte auch an die große soziale Verantwortung als Unternehmer. Diese Verantwortung wahrzunehmen, sei bestes Lobbying für die Industrie. „Und das brauchen wir, denn in Österreich hört man schon wieder Töne, dass Gewinne machen anrüchig ist. Gewinn ist aber die Voraussetzung für die soziale Sicherheit“.

Vor diesem Hintergrund wünscht sich Welser noch mehr Reform-Dynamik von der Regierung, wobei es aber auch wichtige Fortschritte wie die Senkung der KÖSt und andere Maßnahmen zu würdigen gelte. Die Bundessparte Industrie sei dabei, ein Forderungspapier zu erarbeiten, das sich schon an die nächste Bundesregierung wende. Besonders wichtig ist Welser dabei die Abschaffung der Benachteiligung von Familienunternehmen bei der Erbschaftssteuer im Falle der Betriebsweitergabe. Die Erbschaftssteuerbelastung schwäche in der Regel das Eigenkapital der Betriebe. Die Bundessparte hat daher Modelle einer verträglichen Belastung ausgearbeitet. „Wenn man auch in Zukunft noch Unternehmer aus Fleisch und Blut haben will, dann muss hier etwas geschehen. Es ist auch gesellschaftspolitisch problematisch, wenn die Flucht in die Stiftung zum allein seelig machenden Mittel wird.“

Sehr positiv stimmt den Industrieobmann, dass die österreichische Industrie die apostrophierten Hürden EU-Integration und EU-Osterweiterung geschafft hat.

Laut einer aktuellen Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) konnte die heimische Industrie in den vergangenen Jahren trotz härtesten internationalen Wettbewerbs durchaus reüssieren. So vermochten die Betriebe die Sachgüterproduktion, die Produktivität und die Exporte wesentlich zu steigern. Dass die Beschäftigung in der Industrie gleichzeitig nicht gewachsen sei, sei aber „kein schwarzer Punkt“. Die heimische Industrie kaufe in Österreich immerhin pro Jahr um rund 70 Mrd. € Produkte und Dienstleistungen und sorge so in vielen angelagerten Branchen für Arbeitsplätze. Welser: „Wir sichern das ganze Netzwerk der Wirtschaft.“

Bundesspartengeschäftsführer Wolfgang Damianisch verwies zudem auf die Problematik der sich verteuernden Energiekosten. Die früheren Preissenkungen aus der Liberalisierung seien Geschichte. Bedauerlich sei, dass die längst ausverhandelte Ökostromnovelle, obwohl beschlussreif, noch immer nicht im Parlament verabschiedet wurde. Hier will die Regierung noch das Einvernehmen mit der EU herstellen, um eine EU-konforme Lösung zu finden.
     
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