Steigende Arbeitslosigkeit bei steigender Erwerbstätigkeit  

erstellt am
03. 04. 06

Ergebnisse des Mikrozensus für das Jahr 2005
Wien (statistik austria) - Nach den Ergebnissen der Mikrozensus-Erhebung der Statistik Austria waren im Jahresdurchschnitt 2005 3,824.000 Österreicherinnen und Österreicher erwerbstätig und 208.000 arbeitslos. Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen (=Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung) lag bei 68,6 Prozent, die Arbeitslosenquote bei 5,2 Prozent. Diese Zahlen wurden nach internationalen Definitionen („EU-Quote“) ermittelt.

Im Vergleich zum Vorjahr ist sowohl die Erwerbstätigkeit als auch die Arbeitslosigkeit gestiegen. Im Jahresdurchschnitt 2004 belief sich die Erwerbstätigenquote auf 67,8 Prozent und war somit noch um 0,8 Prozentpunkte niedriger als im abgelaufenen Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im Jahresabstand von 195.000 auf 208.000, die Arbeitslosenquote von 4,9 auf 5,2 Prozent. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit erklärt sich etwa zur Hälfte aus der Zunahme der nach internationaler Definition als arbeitslos erfassten Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren. 2004 gab es durchschnittlich 54.000 Jugendliche ohne Arbeit, 2005 60.000, ein Anstieg von 12% gegenüber 7% über alle Altersgruppen. Allerdings stieg auch die Erwerbstätigkeit bei den Jugendlichen mit +4,4% stärker als die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt (+2,2%). Die Arbeitslosenquote für Jugendliche ist mit 10,3% (2004: 9,7%) weiterhin rund doppelt so hoch wie im Durchschnitt.

Zunahmen im Jahresabstand sowohl bei Arbeitslosigkeit wie auch Erwerbstätigkeit zeigen sich auch bei den ebenfalls heute veröffentlichten Werten für das 4. Quartal 2005. Das auffälligste Ergebnis ist hier eine Verlangsamung der Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit, die in den Quartalen zuvor besonders stark gestiegen war.

Nach den Ergebnissen des Mikrozensus-Jahresdurchschnitts liegt zwar die Arbeitslosenquote der Frauen weiterhin deutlich über jener der Männer, die Entwicklung im Jahresvergleich fällt aber für die Männer ungünstiger aus. 2005 waren 5,5% der weiblichen und 4,9% der männlichen Erwerbsbevölkerung ohne Arbeit, die Vergleichswerte 2004 lagen bei 5,4% (Frauen) und 4,5 % (Männer).

Regional gesehen war die Arbeitslosenquote 2005 in Wien (9,1%) am höchsten, gefolgt vom Burgenland (6,0%) und Vorarlberg (5,3%). Bereits unter dem Bundesdurchschnitt liegende Quoten werden für Kärnten (4,8%), Niederösterreich (4,3%), die Steiermark (4,1%) und Oberösterreich (4,0%) ausgewiesen. Die niedrigste Arbeitslosigkeit verzeichneten Tirol (3,5%) und Salzburg (3,2%). Besonders hoch ist die Arbeitslosigkeit weiterhin bei Ausländern (11,6% im Vergleich zu 4,4% bei österreichischen Staatsbürgern).

Die Beschäftigungszunahme um +80.000 bzw. 2,2% setzt sich aus einer Zunahme bei den Selbständigen und Mithelfenden Familienangehörigen um +30.000 und einem Zuwachs von +50.000 bei den Unselbständigen zusammen, wobei diese kräftige Zunahme zu einem gewissen Teil auf einer Unterschätzung der Erwerbstätigen im Vorjahr nach der Stichprobenumstellung beruhen dürfte. Der Zuzug in die Beschäftigung wird ganz wesentlich aus einem Anstieg der Teilzeitbeschäftigung gespeist. Die Teilzeitquoten erreichen neue Rekordwerte. Nimmt man die Angaben der Befragten auf die Frage, ob sie Teilzeit arbeiten, dann beträgt die Teilzeitquote 21,1% (Männe: 6,1%; Frauen 39,3%), während sie im Vorjahr noch unter 20 Prozent (19,7%) lag. Bezeichnet man Personen mit einer wöchentlichen Normalarbeitzeit bis 35 Stunden als Teilzeitbeschäftigte, dann sind es sogar 22,1% (2004: 21,4%). Mit diesen Quoten liegt Österreich im Spitzenfeld der EU.

Allerdings hat sich gegenüber 2004 auch die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze erhöht. Folgt man der Selbstzuordnung, dann lediglich um +9.000. In der Berechnung nach der Normalarbeitszeit entfällt rd. die Hälfte der Beschäftigungszunahme auf Vollzeitstellen. Die Teilzeitbeschäftigung ist schon seit längerem Motor des Beschäftigungswachstums. Dennoch gab es in absoluten Zahlen ständig etwas mehr Vollzeitarbeitsplätze. Von 1999 auf 2003 nahm die Zahl dieser Stellen etwa bei den Unselbständigen von 2,652.000 auf 2,676.000 zu. Der deutliche Rückgang von 2003 auf 2004 war wohl vor allem erhebungsbedingt und kann kaum einer tatsächlichen Entwicklung zugeschrieben werden.

           
 

Jahresdurchschnitte

Quartale

2005

2004

4/2005

3/2005

4/2004

Erwerbstätigkeit nach EU-Konzept

         

Erwerbstätige insgesamt

3,824.400

3,744.000

3,845.200

3,893.100

3,771.400

Erwerbstätigenquote1) der 15- bis 64-Jährigen

68,6%

67,8 %

68,8

69,8%

68,1%

Männer

75,4%

74,9%

75,8

77,1%

75,2%

Frauen

62,0%

60,7%

61,8

62,7%

61,0%

Teilzeitquote2) insgesamt

21,1%

19,7%

21,8

21,1%

19,7%

Männer

6,1%

4,8%

6,4

6,2%

4,8%

Frauen

39,3%

37,8%

40,5

39,3%

38,0%

Teilzeit als Anteil der Personen mit bis zu 35 Stunden wöchentlicher Normalarbeitszeit

22,1%

21,4%

22,8

22,0%

21,4%

Arbeitslosigkeit nach EU-Konzept

         

Arbeitslose insgesamt

207.700

194.600

207.300

206.000

195.800

Arbeitslosenquote3) insgesamt

5,2%

4,9%

5,1%

5,0%

4,9%

Männer

4,9%

4,5%

4,8%

4,5%

4,4%

Frauen

5,5%

5,4%

5,5%

5,7%

5,5%

Inländer

4,4%

4,2%

4,3%

4,4%

4,2%

Ausländer

11,6%

11,6%

12,1%

10,1%

11,3%

Jugendliche (15-24 Jahre)

10,3%

9,7%

10,1%

11,1%

9,8%

Ältere (50 bis 64 Jahre)

3,7%

3,9%

3,5%

3,6%

3,5%

Q.: Statistik Austria: Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung. 3. Quartal 2005: revidierte Werte.

1) Erwerbstätige in % der Bevölkerung der jeweiligen Altersgruppe. 2) Erwerbstätige, die auf entsprechende Frager angeben, Teilzeit zu arbeiten, in Prozent der Erwerbstätigen. 3) Arbeitslose in Prozent der Erwerbsbevölkerung (Erwerbstätige und Arbeitslose). Bevölkerung in Privathaushalten ohne Präsenz- und Zivildiener - Die Definition des Erwerbsstatus erfolgt nach dem Labour Force-Konzept der Europäischen Union.

Bei den hier präsentierten Ergebnissen handelt es sich Daten aus dem Programm der „Europäischen“ Arbeitskräfteerhebung“, die in Österreich im Rahmen des Mikrozensus durchgeführt wird.

Die Europäische Arbeitskräfteerhebung findet in allen Mitgliedsländern der EU statt. Dabei werden in zufällig ausgewählten privaten Haushalten in standardisierter Form Informationen zu Erwerbstätigkeit und der Suche nach Arbeit erhoben. Diese Daten werden anschließend auf die jeweilige Bevölkerungszahl hochgerechnet. Als erwerbstätig gelten nach dem hier angewandten Labour – Force - Konzept Personen, die in der Referenzwoche mindestens eine Stunde gearbeitet haben oder zwar wegen Urlaub, Krankheit usw. nicht gearbeitet haben, aber normaler Weise einer Beschäftigung nachgehen. Als arbeitslos gelten Personen, die Im Sinne dieses Konzeptes nicht erwerbstätig sind, innerhalb der nächsten beiden Wochen nach der Referenzwoche eine Arbeit aufnehmen können und während der vier vorhergehenden Wochen aktiv eine Arbeit gesucht haben oder nur deshalb nicht gesucht haben, weil sie bereits eine Arbeit gefunden haben, die sie innerhalb von drei Monaten aufnehmen werden. Das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) verwendet diese Informationen u.a. um saisonbereinigte monatliche Schätzungen der Arbeitslosenquoten für die Mitgliedsländer durchzuführen.

In Österreich erfolgt die Erhebung – wie erwähnt - im Rahmen des Mikrozensus. Die Mikrozensus-Erhebungen früherer Jahre fanden in den ersten drei Wochen der Monate März, Juni, September und Dezember statt. Ab dem Jahr 2004 finden in allen Kalenderwochen des Jahres Befragungen statt. Weitere Änderungen betreffen u. a. die Auswahl der Stichprobe sowie die Organisation der Erhebung. Aus diesen methodischen Gründen (komplett neue Stichprobe, geändertes Erhebungsdesign) sind die Daten des Mikrozensus ab 2004 mit den Ergebnissen früherer Erhebungen daher nur bedingt vergleichbar.

Teilzeitarbeit wird nach zwei unterschiedlichen Konzepten definiert und in den Tabellen ausgewiesen: (1) Auf Basis der normalerweise pro Woche geleisteten Arbeitsstunden, einschließlich regelmäßig geleisteter Überstunden und Mehrstunden. Als teilzeitbeschäftigt gelten demnach jene, die weniger als 36 Stunden pro Woche arbeiten. (2) Auf Basis der direkten Frage nach Teilzeiterwerbstätigkeit. Aus Plausibilitätsgründen gelten dabei Personen, die normalerweise weniger als 30 Stunden pro Woche arbeiten immer als teilzeitbeschäftigt, Personen die 36 oder mehr Stunden arbeiten, immer als Vollzeitbeschäftigte.

     
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