Tania Bruguera "Portraits"  

erstellt am
29. 03. 06

5. April - 28. Mai 2006 in der Kunsthalle Wien
Wien (kunsthalle) - Der Diskurs ist nicht bloß das, was die Kämpfe oder die Systeme der Beherrschung in Sprache übersetzt: er ist dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht, derer man sich zu bemächtigen sucht.

Tania Brugueras Arbeiten nähern sich dem großen Thema von Masse und Macht aus der Perspektive politischer Kommunikation und ihrer Wirkung auf Denken und Wahrnehmung. Wie das Zitat Michel Foucaults bereits andeutet, hat der politische Diskurs nicht nur eine inhaltliche Komponente. Er mobilisiert Emotionen, aus denen er seine massenpsychologische Energie bezieht. Diesen emotionalen Reaktionen spürt Tania Bruguera in ihrer Klanginstallation Portraits nach, die sie in Chicago für die Ausstellung im project space der Kunsthalle Wien produzierte. Die kubanische Künstlerin portraitiert dabei politische Größen allein über die rezeptiven Effekte, die sie im Publikum auslösen. Sie wählt eine Reihe politischer Personen (John F. Kennedy, Martin Luther King, Adolf Hitler), die Einfluss auf die Weltgeschichte hatten. Deren Schlüsselreden - die Worte, der Rhythmus, die Intensität und die Geschwindigkeit werden mit Hilfe eines Musikers und eines Informatikers in Noten übertragen. Die so geschaffene Partitur wird von einem Chor geklatscht und somit direkt in Zuhörerreaktionen transformiert.

Der zweite Teil ihrer Arbeit in Wien ist eine öffentliche Intervention im Außenbereich, die nur im Rahmen der Eröffnung stattfindet. Die Performance The dream of reason (in Anlehnung an Goyas berühmte Radierung "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer", 1797) suggeriert politische Repressionsmechanismen, die einen Gegenpol zur emotionalen Wahrnehmung politischer Kommunikation im Inneren des Ausstellungsbereiches darstellen.

Die in Havanna und Chicago lebende Künstlerin reflektiert in ihren Arbeiten das Verhältnis von Politik und Macht, thematisiert Migration und Postkolonialismus und setzt sich mit religiösen Fragestellungen sowie ihrem eigenen kulturellen Lebenskontext auseinander. Mit ihren Performance-, Videoarbeiten und Rauminstallationen war Tania Bruguera (*1968) unter anderem auf der documenta 11 (2002) in Kassel und der Biennale in Venedig (2005) vertreten.
KuratorInnen: Silvia Höller, Gerald Matt

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Interview von Gerald Matt mit Tania Bruguera und einem Text von Silvia Höller, deutsch/englisch

Ein Lateinamerika-Projekt der Kunsthalle Wien im Rahmen des Festivals Onda Latina.

Informationen: http://www.kunsthallewien.at
     
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