Rieder: 5,3 Mio. Euro für neue High-Tech-Förderung  

erstellt am
28. 03. 06

"Vienna Spots of Excellence": Förderprogramm unterstützt gemeinsame Innovationen durch Wissenschaft und Wirtschaft
Wien (rk) - "Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind der Motor für Innovationen. Wir haben deswegen ein neues Programm ins Leben gerufen, das Wiener Unternehmen motiviert, in strategische Forschung zu investieren. Denn gerade in konjunkturell schwachen Zeiten orientiert sich die unternehmerische Forschung an der unmittelbaren ökonomischen Verwertbarkeit von Forschungsergebnissen. Mit den 'Vienna Spots of Excellence' wollen wir Wiener Unternehmen dabei unterstützen, langfristiger in die Zukunft zu blicken und die Grundlagen für Produktentwicklungen in den nächsten Jahrzehnten zu schaffen", erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Dr. Sepp Rieder bei der Präsentation des Programms "Vienna Spots of Excellence", gemeinsam mit WKW-Präsidentin KR Brigitte Jank und der ZIT-Geschäftsführerin Mag. Edeltraud Stiftinger. Anwesend waren weiters Vertreter der Siegerprojekte der ersten Ausschreibungsrunde: Mag. Harald Isemann (wirtschaftlicher Direktor Institut für Molekulare Pathologie - IMP), Dr. Bernhard Küenburg (Geschäftsführer onepharm) und Dr. Mathias Grote (Geschäftsführer pelias AG).

Das Förderprogramm wird vom Zentrum für Innovation und Technologie - ZIT abgewickelt. Die erste Runde der Ausschreibungen ist abgelaufen und die ersten "Vienna Spots of Excellence" können ihre Arbeit aufnehmen. Mit insgesamt 5,3 Millionen Euro werden drei von Wiener Unternehmen gemeinsam mit wissenschaftlichen Einrichtungen durchgeführte langfristige Forschungsvorhaben unterstützt. Alle geförderten Vorhaben sind im Bereich Life Sciences angesiedelt, ein Beweis für die hohe Dynamik dieses Sektors am Standort Wien.

Innovative Wiener Technologieförderung
Mit dem Programm Vienna Spots of Excellence (VSOE) hat die Wiener Technologieförderung eine neue Dimension bekommen: Gefördert werden 3 bis 5-jährige Forschungsvorhaben, die sich mit Plattformtechnologien auseinandersetzen und damit die Basis für zahlreiche zukünftige Produktentwicklungen und Verfahrensverbesserungen schaffen. Die Forschungsaktivitäten müssen in einer engen Kooperation zwischen Unternehmen und Universitäten oder anderen wissenschaftlichen Einrichtungen durchgeführt werden.

WKW-Präsidentin Jank dazu: "Die Wiener Forschungsquote liegt höher als 3 Prozent und damit im europäischen Spitzenfeld. In Zukunft werden unsere Stärken vor allem in den wissensbasierten Produkten und Dienstleistungen zu finden sein. Wissenschaftliches Know-how muss deshalb noch viel stärker in die Betriebe geholt werden, damit es dort in konkrete und innovative Projekte umgesetzt werden kann. Hier bedarf es eindeutiger Strategien. Deshalb bilden wir - Wirtschaftskammer und öffentliche Hand - das Bindeglied zwischen der Wirtschaft und dem F&E-Bereich. Die Wirtschaftskammer Wien begrüßt aus diesem Grund die Initiative "Vienna Spots of Excellence" vor allem deshalb, weil es sich um eine sehr zielgerichtete Maßnahme handelt. Die geförderten Unternehmen und ihre Partner aus der Forschung sind allesamt hervorragende Beispiele höchst erfolgreicher Kooperationen, die hoffentlich Schule machen werden."

Exzellente Wiener Projekte eingereicht: Budget aufgestockt
Die Stadt Wien unterstützt mit den Vienna Spots of Excellence Forschungsvorhaben, die von mindestens einem Wiener Unternehmen und einem wissenschaftlichen Partner realisiert werden. Die Rolle der Stadt ist in diesem Programm so einfach wie überzeugend: Für jeden Euro, den die Forschungspartner für ihr Vorhaben investieren, erhalten sie von der Stadt Wien einen Euro zusätzlich, der in zusätzliches Personal und Infrastruktur (wie etwa teure Geräte) investiert werden kann. Bis zu 2 Millionen Euro können für einen Vienna Spot of Excellence vergeben werden.

Den hohen Anforderungen dieses Programms wurden drei Forschungsvorhaben aus dem Bereich der Biotechnologie gerecht. Der Entscheidung ging ein anspruchsvoller internationaler wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Begutachtungsprozess voraus, der in enger Kooperation mit der Christian Doppler Forschungsgesellschaft und dem ERP-Fonds durchgeführt wurde.

Aufgrund der ausgezeichneten Beurteilung der Projekte wurde das ursprünglich vorgesehene Budget von 4 Millionen Euro um ein knappes Drittel auf 5,3 Millionen Euro erhöht. Die drei geförderten Vorhaben weisen ein Investitionsvolumen von insgesamt mehr als 13 Millionen Euro auf.

Folgende Vorhaben werden Unterstützt:

* CMCN - Center of Molecular and Cellular Nanostructure Vienna
Partner: Forschungsinstitut für molekulare Pathologie (Wien),
      Institut für Molekulare Biotechnologie (Wien)

Mit Hilfe von Molekularer Mikroskopie unter Anwendung hoch entwickelter Elektronenmikroskopie bei ultratiefen Temperaturen werden dreidimensionale Strukturen sowohl auf zellulärer als auch auf molekularer Ebene sichtbar gemacht. Diese Information ist ein Schlüssel zum Verständnis fundamentaler biologischer Prozesse. Im Speziellen werden molekulare Komplexe untersucht, die eine Rolle in der Kontrolle der Zellteilung spielen, oder im Lauf von Infektionen durch pathogene Keime bzw. auch in der Fortbewegung von Zellen entstehen. Durch diese Arbeiten werden beispielsweise neue Erkenntnisse über Infektionsmechanismen und die Ausbreitung von Tumorzellen erhofft.

Die wissenschaftliche Leitung des "CMCN" übernimmt Dr. Thomas C. Marlovits von der Yale School of Medicine.

* PAVC - Pseudomonas Aeruginos Vaccine Consortium
Partner: Pelias AG (Wien), Universität Freiburg (Chirurgische
      Universitätsklinik, Prof. Specht)

Im Krankenhaus vorkommende Bakterien sind zunehmend gegen verschiedene Antibiotika resistent und entsprechend ein immer virulenter werdendes Problem. Das Hauptziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung neuartiger Impfstoffe gegen schwere, in der Klinik erworbene Infektionen, die durch Pseudomonas aeruginosa verursacht werden. Dies sind besonders aggressive, im Krankenhaus vorkommende Keime, die in Leitungswasser, Waschbecken, Spülmaschinen und auch in Desinfektionsmitteln vorkommen können. Sie verursachen lebensbedrohliche Blutvergiftung und Sepsis sowie schwere Pneumonie (Infektion der Lunge). Aufgrund der unterschiedlichen Krankheitsausprägungen müssen unterschiedliche Formen eines Impfstoffes entwickelt werden, um sowohl Schutz gegen systemische (Sepsis) als auch Schleimhauterkrankungen (Pneumonie) zu induzieren.

Wissenschaftlicher Leiter des "PAVC" ist Prof. Dr. Bernd- Ulrich von Specht von der Chirurgischen Universitätsklinik der Universität Freiburg in Deutschland.

* ASPEX - Antiviral Spot of Excellence
Partner: Onepharm GmbH (Wien), Universität für Bodenkultur Wien
(Institut für Chemie, Prof. Kosma), Technische Universität Wien
      (Institut für angewandte Synthesechemie, Prof. Jordis)

Ziel des Vorhabens ist die Identifizierung eines oder mehrerer pharmazeutischer Wirkstoffe (so genannte Lead Kandidaten) durch chemische Modifikation des Naturstoffes Glycyrrhizin. Diese Lead Kandidaten dienen als Basis für die Entwicklung von Medikamenten gegen virale Erkrankungen, wie SARS, AIDS, Influenza und Vogelgrippe und sollen in die präklinische und klinische Entwicklung der Onepharm übernommen werden.

Geleitet wird das "ASPEX" von Prof. Dr. Paul Kosma, Leiter des Instituts für Chemie an der Universität für Bodenkultur und Leiter des Christian Doppler Labors "Pulp Reactivity".

Dominanz des Life Sciences-Bereichs
Die Dominanz des Life Sciences-Bereichs bei dieser - für alle Technologiefelder offenen - ersten Ausschreibung ist zum einen in der dynamischen Entwicklung des Sektors, zum anderen auch in seinen spezifischen Gegebenheiten begründet. Denn vergleichbare Förderprogramme - wie etwa jenes zur Unterstützung sogenannter Kompetenzzentren - fordern stets die Kooperation mehrerer Unternehmen und wissenschaftlicher Einrichtungen. Mit den Vienna Spots of Excellence wird eine Förderlücke geschlossen, da hier Kooperationen zwischen einem Unternehmen und einem Forschungsinstitut unterstützt werden. "Bilaterale Kooperationen sind gerade für den Life Sciences-Bereich entscheidend", erklärt die Geschäftsführerin des ZIT, Mag. Edeltraud Stiftinger. "Denn Forschungsprojekte mit mehreren Unternehmen als Kooperationspartner sind hier insofern problematisch, als etwa die Entwicklung von patentierfähigen hochwirksamen Substanzen das zentrale Asset eines Unternehmens bildet. Aufgrund der betriebswirtschaftlichen Rationalität sind der Kooperation mit anderen Marktteilnehmern daher enge Grenzen gesetzt", so Stiftinger weiter. Dem gegenüber können etwa Applikationen im IKT- Bereich für viele Akteure einen Wert darstellen. Dies erklärt auch die Unterrepräsentanz des Life Sciences-Bereichs im Rahmen traditioneller Kooperationsprogramme.

Stadt Wien: Mehr als 10 Millionen Euro jährlich in den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Neben den Vienna Spots of Excellence investiert die Stadt Wien auch in anderen Programmen in den gelebten Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft: Gemeinsam mit dem Bund fördert Wien zehn Kompetenzzentren, bei denen mindestens fünf Unternehmen gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern forschen und das universitäre Gründerservice INiTS, eine Anlauf- und Förderstelle für Wissenschafter, die ein Unternehmen gründen möchten. Insgesamt stehen für diese Aktivitäten zusätzlich rund 5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung.

Vienna Spots of Excellence stärken die Wiener Strategie der Schaffung hochwertiger Forschungseinrichtungen
Die Stadt Wien hat bereits in der Vergangenheit den Aufbau von Forschungsstätten massiv unterstützt. Dies reicht von der Etablierung des Instituts für Molekulare Pathologie und der Errichtung des Instituts für molekulare Biotechnologie über die Ansiedlung von Teilen der Austrian Research Centers bis zur substantiellen finanziellen Unterstützung der Kompetenzzentren. Insgesamt wurden in den letzten Jahren dafür rund 52 Mio. Euro aufgewendet. Mit den Vienna Spots of Excellence wurde die Angebotspalette um ein Programm erweitert, das vor allem auch für kleinere und mittlere Unternehmen attraktiv ist.

* Info: Das Förderprogramm "Vienna Spots of Excellence" wird
auch 2006 weitergeführt: Anträge für die nächste Runde der "Vienna
Spots of Excellence" können bis zum 23. November 2006 beim ZIT
eingereicht werden.

Informationen: http://www.zit.co.at/
     
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