Regionale Stärken fördern, Arbeitsplätze sichern  

erstellt am
04. 04. 06

Salzburger Landeskonferenz: Ist uns der ländliche Raum noch etwas wert?
Salzburg (gemeindebund) - "Wir müssen die in jedem Bundesland vorhandenen regionalen Schätze heben und bestehende Stärken des ländlichen Raums fördern", erklärt der Präsident des Österreichischen und des Salzburger Gemeindebundes, Bgm. Helmut Mödlhammer. Ein zentraler Punkt dabei sei der Erhalt der infrastrukturellen Einrichtungen im ländlichen Raum. "Zur Infrastruktur gehören nicht nur Verkehrswege oder Postämter, sondern zum Teil ganz simple Dinge, wie etwa der Erhalt der Dorfwirtshäuser oder die Bereitstellung von genügend Kinderbetreuungsplätzen", so Mödlhammer.

"Ein existentiell wichtiger Schritt zur Verbesserung bzw. zum Erhalt der Infrastruktur im ländlichen Raum ist aber zu allererst auch die Erstellung eines ‚Masterplans für Infrastruktur", so Mödlhammer. "Das steht auch in unmittelbarem Zusammenhang mit der Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen. KMUs werden nur dort neu entstehen oder expandieren, wo die Infrastruktur vorhanden ist."

Mödlhammer warnt auch davor nur Verkehrswege oder Gendarmerieposten zur Infrastruktur zu zählen. "Es gibt hier eine breite Palette an Einrichtungen, die die Ansiedlung und die Existenz von KMUs begünstigen und dauerhaft sicherstellen. Dazu zählen selbstverständlich auch Einrichtungen der Kinderbetreuung, ein für alle erreichbares Netz an Schulen, aber natürlich auch Dinge wie die flächendeckende Versorgung des ländlichen Raums mit Breitband-Anschlüssen.

Gerade im Bereich der Einzel-Personen-Unternehmen seien dies relevante Kriterien für eine mögliche Expansion und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. "Ein guter Teil dieser EPUs ist im IT-Bereich, Gewerbe und Handwerk, sowie im Handel tätig. Solche Unternehmen können nur dann wachsen, wenn wir sicherstellen, dass die dafür notwendigen und schon erwähnten Rahmenbedingungen stimmen." Hier kämen auf die Gemeinden große Aufgaben und Herausforderungen zu. "Wir müssen uns ehrlich fragen, was wir dazu beitragen können, um diese Rahmenbedingungen zu verbessern", erklärt Mödlhammer. Die österreichischen Gemeinden seien in erster Linie Dienstleister für den Bürger. "Wir setzen beispielsweise große Anstrengungen in die Vereinfachung von Verwaltungsabläufen, die schnelle Genehmigung von Betriebsansiedlungen und das Bürgerservice generell. Hier sind die Gemeinden Vorreiter, diese Rolle müssen und werden wir weiter ausbauen, dazu gibt es schon eine Unzahl an erfolgreichen Beispielen."

Ärgerlich sei der aktuelle Stillstand der Debatte rund um die infrastrukturell notwendigen Einrichtungen. "Wir haben diesen Masterplan für Infrastruktur schon vor einigen Monaten gefordert, passiert ist bisher leider nichts. Wir nehmen immer nur wahr, was alles geschlossen oder zusammengelegt werden soll. Wir haben nicht den Eindruck, dass es hier ein Konzept gibt." Dieser Masterplan für Infrastruktur müsse zuerst die notwendigen Einrichtungen definieren und dann einen Plan vorgeben, der nicht ausschließlich nach wirtschaftlichen, sondern auch nach sozialen und gesellschaftlichen Kriterien festlegt, welche Einrichtungen wo gebraucht werden. "Wenn man ständig danach bewertet ob ein Postamt rentabel ist oder nicht, dann wird es bald sehr viele weiße Flecken auf Österreichs Landkarte geben", so Mödlhammer.
NÖ-Modell der Wohnbauförderung übernehmen

Mödlhammer brachte auch einen weiteren konkreten Vorschlag in die Debatte ein. "Ich würde es für sinnvoll halten, wenn man das niederösterreichische Modell der Wohnbauförderung auch in anderen Bundesländern übernimmt", so Mödlhammer. "Dieses Modell sieht vor, dass Regionen, in denen ein größerer Rückgang der Bevölkerungszahlen prognostiziert wird, bei der Wohnbauförderung bevorzugt behandelt werden. Damit schafft man Anreize, diese Rückgänge zu stoppen." Unter dem Motto "Arbeit sicher, Zukunft leben, Gemeinde stärken" begann der Österreichische Gemeindebund, in Zusammenarbeit mit seinen Landesverbänden und der Kommunalkredit Austria, am vergangenen Freitag seine Serie an Landeskonferenzen in den Bundesländern. Die Landeskonferenz in Lannach (Steiermark) war der Auftakt dieser Serie. Die Salzburger Landeskonferenz in Schloss Klessheim ist der zweite Teil dieser Serie, die ihren Höhepunkt im September beim Österreichischen Gemeindetag in Wien finden wird.

"Das Thema der Arbeitsplätze ist für den ländlichen Raum von elementarer Bedeutung", so Gemeindebund-Präsident Bgm. Helmut Mödlhammer. "Nur wenn man dafür sorgt, dass die Arbeitsplätze auch dort sind, wo die Menschen auch leben, können wir die Landflucht und die Ausdünnung des ländlichen Raums dauerhaft stoppen."

Stärkere Förderung von KMUs und EPUs
Daher, so Mödlhammer, sei die Förderung und Unterstützung von Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ein Gebot der Stunde. Insgesamt gibt es in Salzburg rund 28.000 KMUs. Nur rund 100 Betriebe haben mehr als 250 Mitarbeiter. "Der Großteil der Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze liegt also in der KMU-Kategorie", so Mödlhammer. 75 % des Beschäftigungszuwachses der letzten 10 Jahre entfielen auf die KMUs, die Gesamtzahl der KMUs hat sich in den letzten 10 Jahren um 11,6 % erhöht.

Von den 28.000 Salzburger KMUs sind rund 12.800 Betriebe reine Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Die Anzahl der EPU hat sich zwischen 1995 und 2005 verdoppelt. "Es muss uns gelingen, dazu beizutragen, dass diese Einzel-Personen-Unternehmen wachsen und zu Mehr-Personen-Unternehmen werden", so der Gemeindebund-Präsident. "Wenn nur jedes dieser EPUs einen Mitarbeiter einstellt, dann halbieren wir damit die Arbeitslosigkeit in der Steiermark." Derzeit gibt es in Salzburg rund 13.300 vorgemerkte Arbeitslose.

Weitere Fakten zu den KMUs: Mehr als 99 % der österreichischen Betriebe sind KMUs, zwei Drittel aller Arbeitnehmer sind in einem KMU beschäftigt. KMUs liefern 80 % der Ertragssteuern und 70 % des Umsatzsteueraufkommens. 84 % der Lehrlinge werden in KMUs ausgebildet. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2003 meinten 70 % der Unternehmer und 86 % der Politiker, dass die Bedeutung von KMUs künftig noch mehr wachsen wird.

"Die österreichischen Gemeinden", so Mödlhammer weiter, "unterstützen die jüngst auf europäischer Ebene vereinbarten Maßnahmen und Ziele zur Förderung von KMUs uneingeschränkt." Unter österreichischem EU-Ratsvorsitz wurde vereinbart, dass man 10 Millionen zusätzliche Jobs durch die Förderung von Klein- und Mittelbetrieben schaffen will. "Die Bedeutung der KMUs, vor allem in ländlichen Regionen, hat der Gemeindebund ja schon früh erkannt, wir haben daher schon vor mehreren Monaten eine hochkarätige Studie in Auftrag gegeben, die die Möglichkeiten der Gemeinden, die KMUs zu unterstützen, aufzeigen soll." Die Studie wird vom Vorstand des KMU-Instituts an der Wirtschaftsuniversität Wien, Prof. Dr. Josef Mugler, und seinem Team erarbeitet und soll noch vor dem Sommer vorliegen.
     
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