Der Mut zu authentischem Mozart  

erstellt am
11. 04. 06

Festwochenintendant René Jacobs stellt Jahresprogramm und Magazin 2006 vor
Innsbruck (altemusik) - Im Rahmen einer Pressekonferenz stellten die Innsbrucker Festwochen am 10. 04. das neue Magazin und weitere Details zum Programm der Saison 2006 vor, das mit zwei Mozartopern und einem großen Schwerpunkt aus Symphonien, Kammermusik und Liedern ganz im Zeichen des Mozartjahres steht.

Nach Grußworten von Bürgermeisterin Hilde Zach und HR Dr. Christoph Mader, den Vertretern der Gesellschafter Stadt Innsbruck und Land Tirol, berichtete der künstlerische Leiter, René Jacobs, von seiner Arbeit. Dabei erklärte er, dass die historisch informierte Aufführungspraxis, die auch für Mozarts Musik bei den Festwochen zum Einsatz kommen wird, im Vergleich zu den gängigen nachromantischen Lesarten ein in vielen Punkten neuartiges und überraschendes Verständnis der Mozartinterpretation darstellt. Im Mittelpunkt stehen 2006 die beiden Opernproduktionen „Don Giovanni“ und „Il Re pastore“, beide von einem französischen Regieteam um Vincent Boussard betreut, das für Francesco Cavallis „Eliogabalo“ 2004 bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden ist. Die Kostüme für beide Produktionen stammen von Stardesigner Christian Lacroix.

Als ein Novum stellte Jacobs dabei heraus, dass Mozarts „Don Giovanni“ in Innsbruck heuer in den zwei unterschiedlichen Fassungen von Prag, 1787 (12./14. August), und Wien, 1788 (16./18. August) zu erleben sein wird. „Wir wollen Mozart auf andere Weise begegnen“, so Jacobs. „Es geht um das Authentische und nicht um das Gewohnte. Wenn ein Tempo beispielsweise authentisch ist, gibt es keinen Grund, das weniger schön zu finden, als das gewohnte Tempo. Und wir müssen den Mut haben, diesen Weg kompromisslos zu gehen.“ Abgerundet wird der Schwerpunkt durch große Konzerte mit Symphonien, Ouvertüren, vielfältiger Kammermusik und Liedern, bis hin zu Klaviersonaten des Salzburger Komponisten. Ein international besetztes Symposium wird sich daneben mit den Umbrüchen in der Mozartinterpretation der letzten Jahrzehnte beschäftigen.

Neben Mozart, vorgestellt von Künstlern wie dem Freiburger Barockorchester, der Sopranistin Rosemary Joshua oder dem Pianisten Andreas Staier, kommen bei den Festwochen 2006 auch andere Komponisten aus dem Bereich der Alten Musik zum Zug. So entführt das Ensemble Cantus Cölln die Festwochenbesucher zu einer Monteverdi-Vesper erstmals nach Stift Stams, während der englische Choir of Clare College Cambridge mit einem Konzert über Lamentationen von der Renaissance bis zum Barock den Innsbrucker Dom St. Jakob bespielt. Das Ensemble Sonnerie unter Monica Huggett stellt in einem Konzert auf Schloss Ambras den norddeutschen Kantor Nicolaus Bruhns und den süddeutschen Komponisten Heinrich Biber in einem musikalischen Kräftemessen gegeneinander.

Das Festwochenprogramm wird auch heuer wieder begleitet von zahlreichen Rahmenveranstaltungen, wie dem Renaissancefest am 15. August, den Lunchkonzerten im Hofgarten und einer Reihe von interessanten Führungen zu historischen Plätzen. Probenbesuche für Kinder, Opernworkshops für Jugendliche und Erwachsene und ein Schnupperkurs zur Alten Musik laden zum Mitmachen ein. Ein Jungjournalistenprojekt in Zusammenarbeit mit der Tiroler Tageszeitung wird unter dem Titel „Cooltur!“ erstmals den kulturjournalistischen Nachwuchs fördern.

Innsbrucker Festwochen 2006 (11. Juli - 26. August 2006)

Informationen: http://www.altemusik.at
     
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