Industrie: Stabiles Konjunkturhoch  

erstellt am
24. 04. 06

IV-Konjunkturumfrage: Konjunkturbarometer klettert auf 41 Punkte - Dynamische Entwicklung geprägt durch außerordentlich hohen Auftragbestand aus Aus- und Inland
Wien (PdI) - „Die gegenwärtige Industriekonjunktur zeigt sich der Jahreszeit angemessen in dynamischer, frühlingshafter Hochstimmung. Einmal mehr beweist die Industrie damit ihre Rolle als Wachstums- und Konjunkturmotor der gesamten Volkswirtschaft“, bewertete der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Markus Beyrer, die Ergebnisse der aktuellen IV-Konjunkturumfrage.

Zudem gewinnt der Aufschwung an Breite. Darauf deuten Indikatoren wie aktuelle Zahlen zur Konsumnachfrage in Österreich zur Jahreswende: Die realen Einzelhandelsumsätze (ohne Pkw) lagen im Dezember 2005 gegenüber dem Vorjahr bei +3,3%. Im Jänner 2006 lagen die realen Einzelhandelsumsätze (ohne Pkw) um 5% über jenen des Vorjahres. Zuletzt zeigte der Consumer Confidence Index, der von Fessel-GfK im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführt wird, im März deutlich nach oben: 23% der Österreicher planen größere Anschaffungen (im Herbst 2005 lag dieser Wert bei 16%). „Das heißt: wenn der Konjunkturfaden jetzt nicht durch einen exogenen Schock zerschnitten wird, stehen die Chancen gut, dass wir einen sich selbst tragenden Aufschwung sehen, der von allen drei Hauptnachfragekomponenten (Konsum, Investitionen, Export-Import) gespeist wird“, so der IV-Generalsekretär.

Die Ergebnisse der IV-Konjunkturumfrage im Detail
Gegenüber dem 4. Quartal 2005 ist das IV-Konjunkturbarometer, das als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in 6 Monaten gebildet wird, nochmals kräftig von 29 Punkten auf 41 Punkte - und damit noch über das Spitzenniveau des ersten Quartals des Jahres 2000 hinaus - gestiegen. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als sich die Rahmenbedingungen wirtschaftlicher Aktivität zunehmend weniger günstig darstellen: hohe Preisniveaus auf den Energie- und Rohstoffmärkten, latente Problematik der Versorgungssicherheit, fehlende Fortschritte bei der Liberalisierung des Welthandels im Bereich der Industriegüter und Dienstleistungen und der beginnende Zyklus von Zinsanhebungen im Euroraum.

Diese kräftige Verbesserung des Barometers resultiert aus einem stärkeren derzeitigen Geschäftsverlauf (Saldo +58 nach +47 im Vorquartal) bei einer gleichzeitigen Aufwärtsrevision der Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate (Saldo +25 nach +11). „Damit wurde die positive Saldendrehung des Vorquartals bei letzterem Indikator bestätigt, sodass aus heutiger Sicht ein prolongierter Aufschwung zumindest bis weit in die zweite Jahreshälfte hinein zu erwarten ist“, betonte der Chefökonom der Industriellenvereinigung, Dr. Christian Helmenstein. Wie schon im Vorquartal ist die Verbesserung des letzteren Indikators nur zum geringeren Teil auf eine Abnahme des (beschäftigungsgewichteten) Anteils der befragten Unternehmen zurückzuführen, welche die Geschäftsaussichten auf Sicht von 6 Monaten negativ beurteilen (Rückgang von 12% auf 10%). Vielmehr hat der Anteil der Unternehmen mit positiven Geschäftserwartungen deutlich zugenommen: erwartete im Vorquartal nur etwa jedes fünfte Unternehmen (21%) eine solche Geschäftsentwicklung, trifft dies nunmehr auf nahezu jedes dritte Unternehmen (30%) zu.

Auftragsbestände auf außerordentlich hohem Niveau
Anlass zu einer optimistischen Einschätzung des weiteren Verlaufs der Industriekonjunktur bietet insbesondere das außerordentlich hohe Niveau der Gesamtauftragsbestände (Saldo von +55 nach +50 im Vorquartal). „Nach einer zuvor noch im Wesentlichen durch das internationale Geschäft getriebenen Auftragsdynamik (Saldo +54 nach +49), hält der Auftragseingang aus dem Inland inzwischen mit“, so Helmenstein.

Investitionskonjunktur gewinnt an Tempo - Beschäftigungszuwachs realistisch
Allerdings wird die Entwicklung der Produktionstätigkeit auf Sicht der nächsten drei Monate - in saisonbereinigter Betrachtung - als lediglich leicht steigend ausgewiesen, wenngleich auch dieser Indikator ein neues Rekordhoch erreicht. Eine Reihe von Unternehmen scheint sich bereits der Kapazitätsgrenze zu nähern, sodass sich die positive Entwicklung auf den Absatzmärkten gegenwärtig in einer Vergrößerung der Auftragsreichweite niederschlägt. Helmenstein: „Dies gibt in konjunktureller Hinsicht Anlass zu der Erwartung, dass die Investitionskonjunktur im Laufe des Jahres deutlich an Tempo gewinnt und als weitere Konjunkturstütze neben den Export tritt. Dementsprechend präsentiert sich der Beschäftigtenstand in der Industrie gegenwärtig als stabil - in Abhängigkeit von der Beschäftigungsentwicklung in der arbeitsintensiven, zugleich aber stark wetterbeeinflussten Bauwirtschaft könnte sich per saldo ein Beschäftigungszuwachs für das Gesamtjahr ergeben.“

In Übereinstimmung mit der starken Nachfrageentwicklung erwarten die befragten Unternehmen, dass sich der Preisdruck auf den Absatzmärkten insoweit abschwächt, als der Anteil der Unternehmen, die steigende Verkaufspreise erwarten (16%), erstmals seit eineinhalb Jahren wieder den Anteil jener Unternehmen übersteigt, die einen negativen Preistrend für ihre Produkte prognostizieren (11%). Dementsprechend weist auch die Einschätzung der Ertragslage in sechs Monaten weiter nach oben (Saldo +12 nach +7 ). Nachdem im aktuellen Quartal im Durchschnitt kräftige Ertragszuwächse erzielt werden konnten, entspricht der neue Saldo (+29 nach +18) exakt dem Wert des ersten Quartals im Jahr 2000. „Insbesondere ist in dieser Befragungsperiode der Anteil der Unternehmen, die von einer dezidiert schlechten Ertragslage berichten, erstmals seit einem Jahr deutlich zurückgegangen“, so IV-Chefökonom Helmenstein.

Im Branchenvergleich (nach Fachverbänden) fällt der Auftragsbestand nur im Bereich Lederverarbeitung (-2) negativ aus, während Bergwerke & Eisenerzeugung, NE-Metall, Elektro und Papier über sehr hohe Auftragsbestände verfügen.

Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 491 Unternehmen mit mehr als 240.000 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt - ähnlich wie bei dem bekannten deutschen IFO-Konjunkturklimaindex - folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten gegeben: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.
     
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