Schwarzböck: Lebensmittel, Dienstleistungen und Bioenergie sind Zukunft  

erstellt am
19. 04. 06

"Bauern schaffen Zukunft": Woche der Landwirtschaft vom 1. bis 7. Mai 2006
Wien (aiz.info) - Die Woche der Landwirtschaft findet heuer von 01. bis 07.05. unter dem Motto "Bauern schaffen Zukunft" statt. Im Zuge dessen sollen zukunftsorientierte Betriebe, ihre Bedeutung für die Erhaltung eines intakten ländlichen Raumes und ihr Nutzen für die Konsumenten einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Rudolf Schwarzböck, hob bei einer Pressekonferenz insbesondere drei Zukunftsmärkte hervor: Lebensmittelerzeugung, Dienstleistungen und Bioenergie.

Österreichs Bauern punkten mit Qualitätsführerschaft
"In der Nahrungsmittelproduktion hat Österreichs Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Agrarmarkt Austria vielfach unter Beweis gestellt, dass wir im internationalen Wettbewerb mit unseren hochqualitativen Produkten neue Märkte erschließen können. Wer in seinem Bereich die Qualitätsführerschaft anstrebt, der muss nicht nur Struktur, Größe, Hof und Betriebsabläufe optimal gestalten, sondern dabei eventuell auch an Kooperationsformen denken oder Arbeiten auslagern", betonte Schwarzböck. Die agrarische Außenhandelsbilanz sei erstmals in der Geschichte Österreichs ausgeglichen. Demnach ist der Außenhandel mit den "alten" EU-15-Ländern um insgesamt 7% und mit den "neuen" EU-10-Ländern sogar um 23% gestiegen. Vergleiche mit dem Jahr 1995, dem EU-Beitrittsjahr Österreichs, zeigen einen Anstieg der wertmäßigen Exporte um 143%. Die Gesamtausfuhr landwirtschaftlicher Produkte stieg seit dem Jahr 1995 von EUR 1,7 Mrd. um 4,2 Mrd. auf EUR 5,9 Mrd. im Jahr 2005. Doch auch im Inland konnten die Marktanteile erfolgreich gehalten werden.

Landwirtschaft liefert erneuerbare Rohstoffe und Bioenergie
Am Energie- und Rohstoffmarkt nimmt die politische Unsicherheit in nahezu allen Ländern, aus denen Europa sein Erdöl bezieht, zu und damit einhergehend auch die Sorge um die Versorgungssicherheit. "Aus Sicht der bäuerlichen Interessenvertretung heißt die Antwort darauf Energie und Rohstoffe aus Biomasse", so Schwarzböck. Dazu müsse die Politik die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen. Die Entwicklung der Biotreibstoffe werde durch die Beimischungsverordnung auf Basis der Biotreibstoffrichtlinie ebenso begünstigt wie durch die Richtlinie zur Mineralölbesteuerung oder die in der GAP-Reform vorgesehene Hektarprämie für Energiepflanzen. "Weiters ist es Ziel des Biomasseaktionsplanes, möglichst rasch einen hohen Anteil an erneuerbaren Rohstoffen im Energiebereich, bei Elektrizität und bei Treibstoffen zu erreichen. Wir wollen die Anhebung des Biomasse-Anteils EU-weit von 4 auf 9% bis 2010 sowie die Schaffung von insgesamt rund 300.000 Arbeitsplätzen erreichen", erläuterte Schwarzböck.

Die Marktpotenziale seien riesig, denn allein im Treibstoffbereich brauche die EU bis 2010 rund 17 Mio. t Biodiesel und 8 Mio. t Bioethanol. Wohin die Entwicklung gehe, zeige sich auch am Beispiel der geplanten Bioethanolanlage in Pischelsdorf, Niederösterreich: In rund zwei Jahren sollen dort 200.000 Kubikmeter Biomasse verspritet werden, was einer Ackerfläche von 70.000 bis 90.000 ha entspricht. "Wenn 2008 dann die Beimischungsregelung in Österreich mit einer Beimengung von 5,75% Biotreibstoff voll umgesetzt ist, brauchen wir 150.000 t Alkohol, hergestellt aus agrarischen Rohstoffen, wie Weizen, Mais oder Zuckerrübe. Zusammen mit Biodiesel liegt dann der Bedarf an Biotreibstoff bei rund 500.000 t", so Schwarzböck.

Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor sichern flächendeckende Bewirtschaftung
Weiters sichern auch Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem Dienstleistungsmarkt außerhalb der Landwirtschaft den Arbeitsplatz Bauernhof. Der LK-Präsident verwies in diesem Zusammenhang auf die bereits erfolgreich etablierten Maschinen- und Betriebshilferinge, aber auch auf Dienstleistungsangebote, wie Kinderbetreuung am Bauernhof sowie das im In- und Ausland gleichermaßen beliebte Angebot von "Urlaub am Bauernhof". "Diese Beispiele sind Ausdruck einer unternehmerischen Ausrichtung der Land- und Forstwirtschaft. Allein der Tourismus auf den Höfen sichert derzeit mehr als 20.000 Arbeitsplätze und stärkt so den ländlichen Raum", sagte Schwarzböck.

Urlaub am Bauernhof immer beliebter
Insgesamt bieten in Österreich knapp 15.500 Betriebe Urlaub am Bauernhof an. Rund 170.000 Gästebetten sind vorhanden, was einem Siebentel der Gesamtanzahl in Österreich entspricht. Die Bäuerinnen und Bauern erwirtschaften im Rahmen dessen EUR 500 bis 600 Mio. Für den ländlichen Raum insgesamt bedeutet das einen Umsatz von EUR 1 bis 1,2 Mrd., wie Alois Gaderer, Obmann des Bundesverbandes "Urlaub am Bauernhof" (UaB), bei der Pressekonferenz betonte. Seine Organisation umfasst 3.200 Betriebe mit rund 38.000 Gästebetten und bietet ihren Mitgliedern zahlreiche Vorteile wie beispielsweise einen gemeinsamen Internet-Auftritt mit umfangreichen Informationen und Buchungsmöglichkeiten sowie die Erfassung in Spezialkatalogen. Gaderer zeigte sich erfreut, dass die Verbandsmitglieder mit rund 110 Nächtigungen pro Jahr deutlich über dem Durchschnitt der Nicht-Mitglieder liegen, der 72 Nächtigungen beträgt. Urlaub am Bauernhof scheint zudem auch immer beliebter zu werden. Gaderer spricht von jährlichen Steigerungen bei der Nächtigungsanzahl von 5%, die man auch weiterhin beizubehalten glaubt.

Chancen der Ländlichen Entwicklung nutzen
"Wir wollen die Chancen, die uns die neue Ländliche Entwicklung gibt, offensiv nutzen, denn schließlich können nur starke Betriebe den Anforderungen des Marktes und des Wettbewerbes offensiv begegnen. Es ist daher umso wichtiger, dass im neuen Programm die Investitionsförderung neben dem agrarischen Umweltprogramm und der Bergbauernausgleichszulage ein neuer Schwerpunkt sein wird. Voraussetzung für die Umsetzung dieser drei bedeutenden Kernmaßnahmen im Bereich der Ländlichen Entwicklung ist allerdings die möglichst rasche politische Einigung von Bund und Ländern über die nationale Kofinanzierung. Hier geht es um die Zukunft unserer bäuerlichen Unternehmer, um den Agrarstandort Österreich und um tausende Arbeitsplätze, die am Arbeitsplatzmotor Landwirtschaft hängen. Nur wenn wir in Zukunft genügend innovative, wettbewerbsstarke Betriebe halten können, bleibt der ländliche Raum intakt, wovon wiederum alle profitieren", so Schwarzböck.
     
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