Faymann: Wien ist Spitzenreiter in der Passivhausbauweise  

erstellt am
26. 04. 06

Architekturstudentenausstellung "Passiv Now!" eröffnet
Wien (rk) - "Obwohl die Ausstellung den Titel "Passive Now!" trägt, wurde von den Studenten ganz gegenteilig sehr aktiv und mit viel Engagement und Ernsthaftigkeit an den Entwürfen gearbeitet. Die Energiesparhäuser (Passivhäuser) und die Studentinnen und Studenten der Fachrichtung Architektur - beide werden die Zukunft des Wohnbaus nachhaltig beeinflussen. Architektinnen und Architekten versuchen die Nutzungsmöglichkeiten der verfügbaren Wohnfläche zu maximieren, beim Passivhaus wird zudem die Minimierung der Heizkosten angestrebt. Mit dem Konzept des Passivhauses geht Wien in Richtung eines modernen, ökologischen und für jedermann leistbaren Wohnens. Aus derartigen Studentenwettbewerben können neue Konzepte, junge und frische Ideen, eventuell auch eine andere Architektur für die Zukunft der Wohnraumgestaltung erwartet werden ", erklärte Wohnbaustadtrat Werner Faymann anlässlich der Eröffnung der Architekturstudentenausstellung "Passive Now!".

"Die Stadt Wien hat im Sektor Energiesparhaus eine Vorbildfunktion. Mit den zur Zeit in Bau befindlichen Projekten mit rund 600 Wohneinheiten hat Wien die größte Wohnfläche an Passivhausprojekten in ganz Österreich. Rund 54.000 Quadratmeter an Gesamtnutzfläche sind ein Indiz für die Wichtigkeit, die diese Häuser der Zukunft in der Stadt bereits einnehmen. Neben Einfamilien-, Mehrfamilien- und Mehrgeschossigen-Wohnhäusern wird diese Technologie auch in öffentlichen und gewerblichen Bauten, aber auch in Schulen vermehrt zum Einsatz kommen. International besitzt Österreich, und somit auch Wien, die mit Abstand größte Dichte und Wohnfläche an Passivhäusern. Auf Einwohner umgerechnet haben wir rund 2,5 mal so viele Energiesparhäuser wie unser Nachbarland Deutschland ", so der Stadtrat weiter.

Studentenwettbewerb - Fertig(teil)häuser: "Passive Now!"
Aufgabe des Studentenwettbewerbs war es, in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Fertighaus-Verband neue Fertighaustypologien zu entwickeln. Unter den Gesichtspunkten der Ökologie und Wirtschaftlichkeit mussten die entwickelten Entwürfe auch dem energetischen Standard von Passivhäusern entsprechen. Um dem Projekt mehr Praxisnähe zu verleihen, wurde vom wohnfonds_wien ein Areal zur Verfügung gestellt, das für eine Verbauung in verdichteter Flachbauweise für Bauträger entwickelt wurde. Dafür mussten die angehenden Architekten Konzepte in Fertigteilbauweise entwickeln.

Beurteilungskriterien waren Siedlungs- und Erschließungskonzept mit besonderem Augenmerk auf die Übergänge von öffentlich genutzten zu privaten Bereichen, Gestaltung und funktionelle Benutzbarkeit der entwickelten Haus- und Wohnungstypologien, Barrierefreiheit, Konstruktion (logische Anwendung von Materialien, richtige Dimensionierung, Ablesbarkeit und Verständlichkeit des Bausystems, Vorfertigungsmöglichkeiten) sowie Innovationspotenzial und Wohnkomfort. Zusätzlich wurden alle gezeigten Projekte von den Studenten hinsichtlich Heizwärmebedarf und Sommertauglichkeit simuliert und auf ihre Passivhaustauglichkeit überprüft. Dieses Projekt deckt sich auch mit den Zielen der "Neuen Siedlerbewegung".

Insgesamt nahmen 20 Teams mit 39 angehenden Architekten, unter ihnen 20 weibliche Architekturstudentinnen, an dem Wettbewerb teil. 15 ausgewählte Entwürfe werden in der Ausstellung präsentiert. In einem begleitenden Katalog werden die Objekte ausführlich illustriert und dokumentiert.

Areal Mühlweg, 1210 Wien
Auf dem ca. 20.000 Quadratmeter großem vom wohnfonds_wien zur Verfügung gestellten Areal wird im September 2006 ein Bauträgerwettbewerb gestartet. Geplant sind die Verwirklichung von mehreren Einzel- und Reihenhäusern. Die Fläche wird in ca. 65 Parzellen unterteilt. Mit einer Entscheidung der Jury ist im Frühjahr 2007 zu rechnen.

Funktionsweise von Passivhäusern
Passivhäuser bedeuten eine Weiterentwicklung des Niedrigenergiehaus - Standards. Sie schaffen sowohl im Winter als auch im Sommer ein behagliches Raumklima ohne Inanspruchnahme eines konventionellen Heizsystems. Diese Art von Häusern kann allein mit den vorhandenen Wärmequellen von Personen, Elektrogeräten oder Beleuchtung sowie der durch die Fenster eintreffenden Sonnenenergie und einer geringfügigen Nachwärmung der Frischluft warm gehalten werden.

Der Passivhausstandard hat eine maximale Heizleistung von 15kWh pro Jahr und m². Bei dieser zukunftsweisenden Technologie, die eine Reduktion der Heizkosten bis zu 90 % nach sich zieht, sind einige grundlegende technische Punkte zu beachten.
* Hervorragender Wärmeschutz:
eine ausreichend dimensionierte Wärmedämmung soll verhindern,
dass das Gebäude auskühlt.
* Grundvoraussetzung ist eine absolut luftdichte Gebäudehülle.
* Wärmeschutzverglasung:
Speziell konstruierte drei Scheiben Wärmeschutzverglasungen
ermöglichen es, die eintreffende Sonnenstrahlung zur
Raumerwärmung zu gewinnen, verhindern gleichzeitig aber ein
      Auskühlen der Wohnung.

* Wohnraumlüftung:
In herkömmlichen Wohnhäusern werden durch geöffnete Fenster bis
zu 50% der Wärme verschwendet. In einem Passivhaus sorgt eine
kontrollierte automatische Be- und Entlüftung für ausreichend
Frischluft.
* Vermeidung von Wärmebrücken bei Übergängen und Materialwechseln.
* Zusätzlich können Passivhäuser auch über Wärmetauscher,
Erdwärme-Kollektoren und Solaranlagen verfügen. Wärmetauscher
dienen zur Rückgewinnung von Wärme aus der Abluft.
Erdwärmekollektoren und Solaranlagen können für die
      Warmwasserbereitung und Raumheizung eingesetzt werden.

Energieverbrauch deutlich gefallen
Durch Vorgaben der Stadt Wien sind die Energie-Einsparungen im Wohnbereich enorm. Das wird durch einen Vergleich der durchschnittlichen Heizkosten für unterschiedliche Bauperioden deutlich:

Musste man in den 70er Jahren für eine 80 Quadratmeter große Wohnung noch rund 550 Euro pro Jahr an Heizkosten bezahlen, waren es in den 90er Jahren immer noch rund 360 Euro. Mit Einführung des Niedrigenergiehaus-Standards konnte die durchschnittliche Heizleistung auf maximal 50 kWh/m² jährlich gesenkt werden, was einer Belastung von nur mehr 210 Euro entspricht. Noch einen Schritt weiter geht das Energiesparhaus. In einem solchen betragen die anfallenden Heizkosten nur rund 60 Euro pro Jahr bei einer 80 Quadratmeter großen Wohnfläche.

Der Bau von Passivhäusern wird von der Stadt zusätzlich gefördert
Seit Frühjahr 2003 gibt es in Wien eine "Ökoförderung" nicht nur im Geschoßwohnungsbau, sondern auch für Kleingarten-Wohnhäuser sowie Ein- und Zweifamilienhäuser: Wird ein derartiges Haus in Niedrigenergiebauweise errichtet, so gibt es - zusätzlich zur üblichen Wohnbauförderung - einen Zuschuss von 2.900 Euro, der nicht zurückzuzahlen ist. Bei einem Haus mit Wärmerückgewinnung durch eine mechanische Be- und Entlüftungsanlage werden 4.700 Euro bezahlt. Ein Passivhaus wird sogar mit 6.900 Euro zusätzlich gefördert.
     
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