ÖBB-Konzern-Bilanz 2005: Ergebnisse über Erwartungen  

erstellt am
26. 04. 06

Fahrgastrekord im Personenverkehr, Umsatzrekord im Güterverkehr, Investitionsrekord beim Infrastrukturausbau, Produktivität deutlich gesteigert
Wien (öbb) - Das erste Geschäftsjahr des ÖBB-Konzerns in seiner neuen Struktur ist abgeschlossen. „Der ÖBB-Konzern hat seine Bewährungsprobe bestanden, die Ergebnisse liegen über den Erwartungen“, bilanziert Martin Huber, Sprecher des Vorstandes der ÖBB-Holding AG. „Im Personenverkehr haben wir mit einem Plus von 4,3 Mio. Fahrgästen einen neuen Höchststand erreicht und im Güterverkehr trotz extrem angespannter Marktsituation mit 1.943 Mio. Euro einen neuen Umsatzrekord aufgestellt“, berichtet Huber. In den Ausbau der Infrastruktur wurden 2005 1.423 Mio. Euro investiert, insgesamt befanden sich rund 300 Planungs- und Bauprojekte sowie -programme zeitgleich in Umsetzung – mehr als je zuvor. Die Produktivität wurde um 15,2 Prozent gesteigert, das EGT nach -3 Mio. Euro auf +13 Mio. Euro 2005 deutlich verbessert.

Neuer Rekord bei Gesamterträgen, positives EGT erwirtschaftet
„Mit 5.034 Mio. Euro haben die Gesamterträge im ÖBB-Konzern einen Zuwachs von 8,4 Prozent gebracht. Die Produktivität wurde gegenüber 2004 um 15,2 Prozent gesteigert, die höheren Erträge wurden durch weniger Mitarbeiter erwirtschaftet“, berichtet Erich Söllinger, Vorstandsdirektor für Finanzen der ÖBB-Holding AG. „Der Personalaufwand stellte auch 2005 mit 2.134 Mio. Euro bzw. 42,4 Prozent den größten Aufwandsposten dar“, so Söllinger weiter. Das EGT konnte nach -3 Mio. Euro 2004 auf +13 Mio. Euro 2005 deutlich gesteigert werden.

Konsequentes Personalmanagement
„Neben dem operativen Geschäft der Teilkonzerne war die Einleitung einer grundlegenden Restrukturierung im Personalbereich eines der zentralen Kernprojekte des Managements, mit dem Ziel, die ÖBB in einen modernen Dienstleister umzuwandeln und die Produktivität weiter zu steigern“, berichtet Martin Huber. Mit Jahresende 2005 hatte der ÖBB-Konzern 46.059 Mitarbeiter und damit um 2.668 weniger als 2004 (restated). Erzielt wurde diese Reduktion insbesondere durch das von rund 1.000 Mitarbeitern angenommene Abfertigungsmodell. Die ÖBB haben in diese Maßnahme rund 26 Mio. Euro investiert.

Neuausrichtung im Personenverkehr zeigt Wirkung
Im Teilkonzern ÖBB-Personenverkehr konnten insbesondere auf der Schiene deutliche Zuwächse bei den Fahrgastzahlen erreicht werden. Das stärkste prozentuelle Wachstum verzeichnete der Fernverkehr mit einem Zuwachs von 1 Million Fahrgästen auf 28 Mio. Reisende (+3,7 Prozent). Im Nahverkehr registrierten die ÖBB ein Fahrgastplus von 2,7 Mio. auf 163,6 Mio. Reisende (+1,7 Prozent). Gesamt beförderte die ÖBB-Personenverkehr AG 2005 191,6 Mio. Fahrgäste (+2 Prozent). Huber führt diese Entwicklung auf die deutlich verbesserte Qualität zurück: 2005 sind neue Züge im Wert von 231 Mio. Euro auf Schiene gegangen, zwischen Schiene und Bus wurden rund 300 neue Anschlussverbindungen realisiert.

Einen leichten Zuwachs von 0,2 Prozent bzw. 600.000 Fahrgästen verzeichnete auch die ÖBB-Postbus GmbH. Insgesamt waren 2005 244,8 Mio. Reisende mit Postbussen unterwegs. 25,7 Mio. Euro hat die ÖBB-Postbus GmbH im abgelaufenen Geschäftsjahr in den Ankauf von 148 neuen Bussen investiert und damit die Qualität weiter verbessert.

„Insgesamt erwirtschaftete der Teilkonzern ÖBB-Personenverkehr Umsatzerlöse in der Höhe von 1.750,8 Mio. Euro, wovon 27,1 Prozent auf Gemeinwirtschaftliche Leistungen (GWL) des Bundes zurückgingen“, so Finanzvorstand Söllinger.

„Vor allem auf der Schiene ist es gelungen, durch den massiv verstärkten Fokus auf Zielgruppen wie Senioren, Jugend etc. neue Kundenkreise anzusprechen und zum Umstieg zu bewegen. Die ersten spürbaren Qualitätsverbesserungen durch neue Züge im Nahverkehr und modernisierte Züge im Fernverkehr unterstützten diesen Prozess“, berichtet Martin Huber. „Die 2005 gestartete Neuausrichtung zeigt Wirkung: 2005 hatte der Personenverkehr über 956.000 VORTEILScard-Kunden, um 12 Prozent mehr als 2004“, so Huber.

Kurswechsel im Güterverkehr
Die Rail Cargo Austria AG sah sich 2005 einer massiv verschärften Marktsituation und strukturellen Problemen im intermodalen Verkehr sowie im Stückgut-Bereich gegenüber. Insgesamt wurden 2005 87,8 Mio. Tonnen Güter von der Rail Cargo Austria AG bewegt. Damit konnte das Tonnage-Ergebnis des Rekordjahres 2004 zwar nicht erreicht werden, aber mit 11 Tonnen pro Einwohner ist die Rail Cargo Austria AG weiterhin klar unter den Top-Bahnen Europas. „Für die RCA war 2005 ein Jahr der Weichenstellungen und Umstrukturierungen, um für die härter werdenden Umfeldbedingungen der nächsten Jahre optimal gerüstet zu sein“, so Martin Huber. „2005 waren insbesondere die Optimierung des Stückgut-Bereiches und die Neuordnung im Bereich der Rollenden Landstraße vordringliche Projekte, die mit bereits deutlich sichtbaren wirtschaftlichen Auswirkungen umgesetzt wurden.“

Nachdem in der zweiten Jahreshälfte 2005 mit einer Übernahme der ÖKOMBI und einem offensiven Marktauftritt die Neustrukturierung des intermodalen Verkehrs vorgenommen wurde, ist in der Quartalbetrachtung auch hier ein positiver Trend abzulesen. Das Angebot bei der Rollenden Landstraße wurde bedarfsgerecht aufgestockt, die Nachfrage ist durch konkurrenzfähige Preise deutlich gestiegen. Im Stückgutbereich konnte der negative Trend der Vorjahre durch eine deutliche Steigerung der Auslastung an den Standorten sowie durch eine branchenspezifische Kundenbetreuung gestoppt werden. 2005 verzeichnete BEX Logistik ein Beförderungsplus von 13,2 Prozent.

„Die RCA fokussiert jetzt deutlicher denn je auf die Beförderung gewinnbringender Verkehre und – gemeinsam mit der Speditions Holding – auf ihre Stärke als Gesamtlogistikanbieter. Gerade im letzten Jahr hat die RCA ihr Geschäft mit durchgehenden Logistikketten wesentlich verbessert und wird im Gegensatz zu reinen Punkt-Punkt-Carriern immer weniger austauschbar“, erklärt Huber die neue strategische Ausrichtung.

Wesentlich für das Jahr 2005 war auch die Einleitung der Osteuropa-Offensive mit der Teilnahme am Privatisierungsverfahren bei der ZSSK. Hier ist die Reihung als Bestbieter gelungen – ein Meilenstein auf dem Weg zum definitiven Zuschlag, auf den für die Zeit nach den Parlamentswahlen in der Slowakei gehofft wird. Der Erwerb der ZSSK würde die Rail Cargo Austria zur Nummer 3 in Europa machen und eine starke Ausgangssituation für weitere Akquisitionen und Allianzen in Ost- und Südosteuropa ermöglichen.

Europäische Top-Qualität bei Betriebsmanagement
„Der Teilkonzern ÖBB-Infrastruktur Betrieb verzeichnete 2005 Umsatzerlöse in der Höhe von 1.860 Mio. Euro, davon stammen aus Leistungsabgeltungen des Bundes gem. § 42 BBG 1.006 Mio. Euro“, berichtet Erich Söllinger. Rund 430 Mio. Euro resultieren aus Aufträgen der ÖBB-Infrastruktur Bau AG für Re-Investition bzw. Neuerrichtung von Anlagen.

358 Mio. Euro nahm die ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG von Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) für die Benutzung der Infrastruktur (IBE) ein, 9,3 Mio. Euro davon stammen von EVU außerhalb des ÖBB-Konzerns. Die abgewickelten Zugkilometer lagen bei 140,7 Mio. und damit um rund 3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Wesentliche Gründe dafür waren die heftigen Schneefälle am Jahresanfang und die Hochwassersituation in den Sommermonaten mit einer fast vier Monate dauernden Sperre der Arlbergbahn.

„Ein wesentlicher Fokus der ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG lag auf der konsequenten Beseitigung von Langsamfahrstellen, um eine Beschleunigung des Zugverkehrs und eine Steigerung der Kapazitäten zu erreichen“, so Martin Huber. Dies ist insbesondere auf der Westbahn gelungen, die mit Fahrplanwechsel im Dezember 2005 von sämtlichen Langsamfahrstellen befreit wurde – Voraussetzung dafür, dass zehn neue Zugverbindungen von Wien nach Salzburg in rund 2,5 Stunden eingerichtet werden konnten. Die Pünktlichkeit wurde trotz der zahlreichen Baumaßnahmen auf den Bestandsstrecken und der Witterungseinflüsse stabil gehalten.

Weiters startete die ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG mit dem Programm Qualitätsfokus Bahnhof eine Investitionsoffensive zur kundenorientierten Attraktivierung der Verkehrsstationen und errichtete im Dezember 2005 die neue Verkehrsleitzentrale, die am österreichischen Schienennetz eine europäische Top-Qualität im Betriebsmanagement ermöglicht.

Bauoffensive für Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit
„2005 haben wir es geschafft, die Infrastrukturinvestitionen auf Rekordniveau fortzuführen und haben damit einen wesentlichen Schritt gesetzt, um die Konkurrenzfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Schiene gegenüber der Straße weiter zu verbessern. Diesen Weg werden wir auch in den nächsten Jahren konsequent beschreiten“, berichtet ÖBB-Chef Martin Huber. Allein im abgelaufenen Jahr wurden rund 300 Planungs- und Bauprojekte bzw. -programme zeitgleich umgesetzt und 1.423 Mio. Euro verbaut.

Der Eigenfinanzierungsanteil betrug 27 Prozent und wurde aus dem Nutzungsentgelt für die Infrastrukturanlagen (rund 369 Mio. Euro), aus Immobilienerlösen (rund 218 Mio. Euro - Mieten, Pachten und Verkäufe) und durch den Bereich Kraftwerke (350 Mio. Euro) erwirtschaftet. „Das für eine optimale Infrastrukturfinanzierung wichtige AAA-Rating wurde im August 2005 erreicht. Im 3. Quartal wurde das EMTN-Programm abgeschlossen und wenig später eine Anleihe mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro am internationalen Kapitalmarkt erfolgreich platziert“, so Finanzvorstand Söllinger.

Zu den wichtigsten Bauprojekten zählten 2005 der viergleisige Ausbau der Westbahn sowie der Unterinntalbahn, die Verbindung von West-, Süd- und Donauländebahn, der schrittweise Ausbau des Südkorridors, die Verbesserung von Tunnelsicherheit und Lärmschutz sowie der Abschluss der Phase 1 der Bahnhofsoffensive mit der Fertigstellung der Bahnhöfe Wels, Wiener Neustadt, Klagenfurt und Leoben (alle 2005). Mit insgesamt zehn komplett modernisierten Großbahnhöfen in ganz Österreich erreichen die ÖBB nun rund 30 Prozent der Reisenden mit einer Top-Qualität.

Mit dem 2005 erstmals erstellten Rahmenplan wurden zudem die Infrastrukturfinanzierung und die Priorisierungslogik auf ein neues Fundament gestellt. „Der Rahmenplan ermöglicht eine Optimierung des Mitteleinsatzes und die Priorisierungslogik einen stärkeren Fokus auf betriebswirtschaftlich vordringliche Projekte“, berichtet Huber. „Trotz des beachtlichen Eigenfinanzierungsanteils der ÖBB-Infrastruktur Bau AG bleibt die Hauptverantwortung für die Finanzierung des Infrastrukturausbaus aber auch künftig Aufgabe des Staates“, stellt Huber klar und verweist damit auf die in den nächsten Jahren notwendig werdende Erhöhung des Eigenkapitals der ÖBB-Infrastruktur Bau AG.

Beiträge des Bundes gesunken
Die Leistungsabgeltungen des Bundes beliefen sich 2005 im gesamten ÖBB-Konzern auf 1.562 Mio. Euro (§ 42 Zuwendungen und GWL des Bundes), die der Länder auf 273,5 Mio. Euro. „Vor allem auf Grund der Umstellung der Infrastrukturfinanzierung von der früheren automatischen Verlustabdeckung auf Haftungszusagen ist eine Reduktion der Beiträge des Bundes von gesamt 174 Mio. Euro zu verzeichnen“, erklärt Erich Söllinger abschließend.
     
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