Paulinum in Schwaz nach Umbau eröffnet  

erstellt am
08. 05. 06

Innsbruck (diözese) - Freude über den gelungenen Neu- und Umbau prägte die Feierlichkeiten der Eröffnung und Segnung des Bischöflichen Gymnasiums Paulinum in Schwaz, Tirol, am 06. 05. In einigen Festreden klang deutliche Kritik an einem gesellschaftlich vorherrschenden, allzu sehr wirtschaftlich orientierten Bildungsverständnis und an einer einseitigen und zu oberflächlichen politischen Diskussion über das Bildungswesen und den Sinn von Bildung an.

Bischof Scheuer: Bildung ohne Gott bleibt halbiert
Innsbrucks Diözesanbischof Manfred Scheuer rief in seiner Predigt während der Festmesse den zentralen Satz des neuen Leitbildes des Paulinums in Erinnerung. Er lautet: "Im Mittelpunkt steht der Mensch." Laut diesem Leitbild sollen die Schülerinnen und Schüler das Paulinum erfahren als Ort weltoffenen Denkens, als Ort gelebter Spiritualität, als Ort gelebter Solidarität, als Ort erfahrbarer Spiritualität und als Ort vielfältiger Begegnungen.

Nachdrücklich forderte der Bischof ein "ganzheitliches, nicht allein an intellektueller Leistung oder wirtschaftlicher Verwertbarkeit orientiertes Verständnis von Bildung". Er sprach sich für eine Bildung aus, die zu einem "gebildeten Ich" führt, das fähig ist, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist, das zu unterscheiden vermag, sich für Mitmenschen engagiert und das die übernatürliche, transzendentale Dimension von Welt und Mensch nicht ausklammert. Scheuer wörtlich: "Bildung, die dem Menschen gerecht wird, wurzelt in einem lebendigen Interesse an der Welt, das zutiefst aus dem Staunen, der Achtung und der Dankbarkeit kommt. Achtsamkeit, soziales Verantwortungsbewusstsein und Engagement, gelebte Solidarität, vielfältige Beziehungsfähigkeit und Weltoffenheit sind grundlegende Ziele einer Persönlichkeitsbildung. Letztlich bleibt jedes Verständnis von Bildung halbiert und eindimensional, wenn der Mensch nicht als Bild Gottes und Bildung nicht als Hinführung und Begleitung in der Entfaltung der Gottebenbildlichkeit eines jeden verstanden wird."

Landeshauptmann van Staa: Pisa Studie "wissenschaftlich äußerst zweifelhaft"

Landeshauptmann Herwig van Staa plädierte für einen Unterricht und eine Bildung, die das "Grundvertrauen" junger Menschen fördere und stärke. In seiner emotionalen Rede rechnete er mit der "veröffentlichten Meinung" ab, die Bildungspolitik in Österreich sei eine "Katastrophe". Noch nie, so van Staa, sei in die Bildung auf allen Ebenen so viel Geld investiert worden wie heute. Die in der Öffentlichkeit umstrittene Pisa-Studie wertete der Landeshauptmann als "wissenschaftlich äußerst zweifelhaft".

Bildungsministerin Gehrer: Religion bleibt Hauptfach
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer unterstrich in ihrer Rede die zentrale Bedeutung der Religion als "Wertegrundlage" von Bildung. Applaus der Festversammlung folgte der Aussage Gehrers: "Solange ich Unterrichtsministerin bin, wird der Religionsunterricht Pflichtunterricht bleiben." Die Ministerin forderte eine "ernsthaftere Bildungsdiskussion" in der Öffentlichkeit. Was in der Pisa-Studie erhoben werde, sei lediglich ein sehr kleiner Teil dessen, was ihrer Ansicht nach gute Bildung ausmache. In der Bildung gehe es nicht nur um die Fähigkeiten zu lesen, zu schreiben und zu rechnen, sondern um "gesamthafte Persönlichkeitsbildung", gutes Wissen, Förderung von Kreativitat und Aneignung von Kompetenzen, die fähig machen zu präsentieren, Konflikte zu lösen und vieles mehr. Die Gesellschaft brauche heute "Querdenker", betonte Gehrer.

Bürgermeister Lintner: Paulinum hat Schwaz und Tirol mitgeprägt
Der Schwazer Bürgermeister Hans Lintner erinnerte daran, das das Paulinum heuer seit 80 Jahren besteht. Das Paulinum habe in dieser Zeit über viele z. T. einflussreiche Persönlichkeiten, die dort Schüler waren, Schwaz und Tirol mitgeprägt. Lintner zeigte sich froh darüber, dass es in sehr schwierigen Verhandlungen gelungen sei, die neuen Sporteinrichtungen der Stadt auf dem Areal des Paulinums zu platzieren. Die Stadt hat der Zufahrt zum Gymnasium kürzlich den Namen "Paulinum Weg" gegeben. Lintner überreichte an den Direktor des Paulinums, Bernhard Schretter, die Hausnummerntafel "Paulinum Weg 1".

Ezbischof Kothgasser: Ehrenmitglied der Altpauliner
Eine besondere Ehrung erhielt beim Festakt der Salzburger Weihbischof Alois Kothgasser. Er hatte, als er noch Diözesanbischof von Innsbruck war, entscheidenden Anteil am Entschluss der Diözesanleitung, das Paulinum als Bischöfliches Gymnasium weiter zu führen. Und er hatte auch zur Entscheidung gedrängt, die Gebäude auf einen Standard zu bringen, der den Anforderungen einer modernen Schule entspricht. Für diesen Einsatz verlieh ihm der Verein der Altpauliner Kothgasser die Ehrenmitgliedschaft.

Zur Eröffnung und Segnung des "Paulinums neu" waren auch der Innsbrucker Alt-Bischof Reinhold Stecher und der Salzburger Alt-Weihbischof Jakob Mayr gekommen. Beide haben am Paulinum maturiert.
     
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