Medizinische Forschung macht sich bezahlt  

erstellt am
02. 05. 06

Innsbruck (universität) - Ein wichtiger Aspekt der zweitägigen Tagung der European Medical Research Councils (EMRC), der Dachverband der wichtigsten europäischen Forschungs- förderungseinrichtungen, ist die Erkenntnis, dass sich Investitionen in die Medizinforschung bezahlt machen. Ein wichtiges Ziel für die europäische Forschungspolitik ist es daher, diese Erkenntnisse deutlich stärker in den Vordergrund zu stellen als bisher. Es zeigte sich jedoch auch, dass die USA und auch Australien hier deutlich aktiver sind und in Europa großer Handlungsbedarf besteht. Um hier künftig international erfolgreich zu sein, wurden bei der Tagung an der Medizinischen Universität Innsbruck auch wesentliche Weichen gestellt.

"Wir investieren hier in Europa sehr viel Geld in die Medizinforschung, aber haben bisher zu wenig darauf geachtet, die Erfolge dieser Forschung auch entsprechend darzustellen. Die Menschen in Europa wollen wissen, wofür ihr Steuergeld ausgegeben wird und ob die Wissenschaft auch entsprechend erfolgreich ist, das höchste Gut jedes Einzelnen, die Gesundheit, zu erhalten, beziehungsweise Krankheiten entsprechend zu bekämpfen," so skizziert der Vorsitzende der EMRC und Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Clemens Sorg die künftigen europäischen Herausforderungen. Im Rahmen eines Minisymposium haben die Vertreter der führenden europäischen Forschungsförderungs- einrichtungen heute über die positiven sozioökonomischen Effekte von Investitionen in die Medizinforschung diskutiert. Die Beispiele aus den USA zeigen, dass jeder öffentlich investierte Dollar zu einer Verdreifachung durch die pharmazeutische und medizintechnische Industrie führt. Um in Europa ähnlich erfolgreich zu werden, bedarf es zunächst der Verstärkung der "Erforschung der Medizinischen Forschung". Die wichtigen Fragestellungen in diesem Zusammenhang lauten: Wird in den richtigen Bereichen geforscht? Werden die adäquaten Methoden angewandt? Stehen die Kosten in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen? Um hier entsprechend professionelle Ergebnisse zu erhalten, wurde beschlossen, dass die EMRC gemeinsam mit dem Kieler Institut für Weltwirtschaft eine Konferenzreihe zum Thema "Weltweite Gesundheitswirtschaft" ins Leben ruft.

Europa hat großen Nachholbedarf
Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Schaffung privater Forschungsförderungsstrukturen. Im Gegensatz zu den USA, wo private Einrichtungen wie "Research!America" wichtige Aufklärungsarbeit im Hinblick auf die Notwendigkeit von medizinischer Forschung für die Gesellschaft leisten und entsprechendes Lobbying gegenüber der Öffentlichkeit und den politischen Entscheidungsträgern betreiben, fehlen solche Initiativen in Europa nahezu gänzlich. "Die EMCR können entsprechende Initativen nur empfehlen, aber nicht verordnen. Dazu fehlt uns die Macht. Aber wir können unseren Beitrag dazu leisten, diese notwendigen Entwicklungen voranzutreiben", betont Clemens Sorg.

Darüber hinaus haben die Delegierten bei der Tagung in Innsbruck mit Wissenschaftlern über die Fortschritte in den verschiedenen Forschungsbereichen der medizinischen Wissenschaft dikutiert. Unter anderem wurden Projekte aus den Bereichen "Structural Medicine", "Rheumaforschung", "Juvenile Diabetis" und die "medizinschen Anwendungsmöglichkeiten der Systembiologie" vorgestellt.

Forschung über die Grenzen hinweg koordnieren
Die European Medical Research Councils (EMRC) bilden die medizinwissenschaftliche Sparte innerhalb der European Science Foundation (ESF). Die ESF umfasst 78 Mitgliedsorganisationen aus 30 Ländern, die die Forschung in den Wissenschaftsfeldern Physik, Sozialwissenschaften sowie Life Sciences und Medizin fördern. Ihre Aufgabe ist es, Forschung auf europäischer Ebene zu koordinieren und neue Wege aufzuzeigen, wie Forschung in Europa weiter vorangebracht werden kann.
     
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