EU-LAK Gipfel: Bundeskanzler Schüssel: "Konkrete Ergebnisse in Zusammenarbeit erzielt"  

erstellt am
13. 05. 06

"Positive Abhängigkeit zwischen Europa und Lateinamerika"
Wien (bpd) - Der Vorsitzende des Europäischen Rates, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan und der Präsident Mexikos, Vicente Fox Quesada, gaben am 12. 05. zu Beginn der Arbeitssitzung der Staats- und Regierungschefs im Rahmen des IV. EU-LAK Gipfels eine Presskonferenz.

"Die Wirtschaftsdaten zeigen die ökonomische Bedeutung der wirtschaftlichen Kooperation zwischen der EU mit Lateinamerika und der Karibik. Unser Handelsvolumen beträgt derzeit bereits 110 Milliarden Euro. Die Europäische Union leistet weltweit den höchsten Beitrag an Entwicklungshilfe in dieser Region", betonte der Vorsitzende des Europäischen Rates, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.

"Auf dieser Konferenz wird nicht nur über Wirtschaft gesprochen. Wir müssen auch darauf hören, was die konkreten Sorgen der Menschen sind. Wir sollen uns daher auch kontroversieller Themen annehmen. Je mehr wir aufeinander hören, desto mehr wird das Verständnis zwischen uns wachsen und desto weniger Differenzen werden wir auszutragen haben", so der Bundeskanzler.

Zwischen Lateinamerika und Europa würden sehr viele Gemeinsamkeiten bestehen. "Die Vielfältigkeit unserer Staaten, Regionen und Bevölkerungen kann uns alle bereichern. Wir befinden uns bereits in einer positiven Abhängigkeit, denn wir verfolgen im 21. Jahrhundert keine hegemonialen Konzepte mehr. Unser Ziel ist es, unsere Kooperation auszubauen und voneinander zu lernen", so Schüssel.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, zeigte sich über den Gipfel sehr zufrieden. "Wir sprechen auf dieser Konferenz über gemeinsame Anliegen. Eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist die Überwindung der Kluft zwischen Arm und Reich. Gerade in den nächsten Jahren werden viele junge Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen, für die es gilt, Arbeitsplätze zu schaffen", so der UN-Generalsekretär. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe würden einen äußerst wertvollen Beitrag zur Senkung der Jungendarbeitslosigkeit leisten, wie eine Studie der Vereinten Nationen gezeigt habe. "Wir dürfen nicht akzeptieren, dass Jugendliche ohne Arbeit sind und dadurch ins Abseits gedrängt werden", so Kofi Annan.

"Lateinamerika und die Staaten der Karibik haben in wirtschaftlichen, politischen und sozialen Fragen einen kompetenten Partner mit klaren Vorstellungen. Das ist die Europäische Union", sagte der mexikanische Präsident Vicente Fox. Diese strategische Partnerschaft müsse wachsen und könne beide Seiten bereichern. Während Europa den Konsolidierungsprozess bereits abgeschlossen habe, würde dieser Vorgang Lateinamerika noch bevorstehen. "Wir müssen unsere Anstrengungen in diese Richtung verstärken, um die Integration voranzutreiben. Lateinamerika muss das Tempo erhöhen und dem europäischen Vorbild folgen. Diese Treffen ermöglicht es beiden Teilen, die strategische Partnerschaft zu vertiefen", so Fox abschließend.
   

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der Präsident Mexikos, Vicente Fox Quesada, der Staatspräsident von Peru, Alejandro Toledo Manrique, der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, und der Hohe Repräsentant für Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik des Rates, Generalsekretär Javier Solana fassten dann die Ergebnisse der Arbeitssitzungen der Staats- und Regierungschefs im Rahmen des IV. EU-LAK Gipfels in einer Presskonferenz zusammen.

„Wir haben gesehen und gespürt, dass auf diesem Gipfel die Neugier aufeinander dominiert hat. Wir haben kritisch, aber freundschaftlich miteinander diskutiert. Im Schlussdokument des Gipfels haben wir uns auf konkrete Vorhaben geeinigt. Die Länder der Andengemeinschaft werden konkrete Schritte zum Abschluss eines Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union einleiten. Wir haben uns auch auf ein konkretes Programm zum Wiederaufbau Haitis geeinigt, und Europa wird sein Wissen für die Etablierung moderner Steuersysteme zur Verfügung stellen. Europa muss aber auch die Hilfe, die es in den Staaten Lateinamerikas und der Karibik leistet, besser sichtbar machen“, listete Bundeskanzler Schüssel die konkreten Ergebnisse des Gipfels auf.

Der mexikanische Präsident Vicente Fox resümierte: „Wir haben in Wien vorzügliche Arbeitsbedingungen vorgefunden. Alle Teilnehmer konnten sich in den Dialog einbringen. Wir haben über wichtige Themen wie Integrationsprozesse, die Verbesserung unserer Wirtschaftsbeziehungen oder die Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit gearbeitet und gehen gestärkt aus dieser Diskussion hervor.“

„Seit vielen Jahren verfolge ich die Beziehungen zwischen Europa und Lateinamerika sehr intensiv. Der heutige Gipfel ist der beste, den ich je erlebt habe“, so der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso. Probleme seien konkret angesprochen worden und man habe ernsthaft an deren Lösung gearbeitet. „Wir haben auf diesem Gipfel konkrete Ergebnisse erzielen können. Wir müssen uns jetzt vor allem um die Umsetzung in der Praxis bemühen“, so Barroso.

Alejandro Toledo Manrique, der Präsident Perus, zeigte sich zuversichtlich, dass der Abschluss eines Assoziierungsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Andengemeinschaft bis zum Jahr 2008, dem Jahr des nächsten EU-Lateinamerika/Karibik-Gipfels in Peru, möglich sei. „Die Präsidenten Boliviens, Ecuadors, Kolumbiens und Perus werden morgen zusammen kommen, um diesen Prozess einzuleiten. Wir werden morgen das Startsignal zu diesem Annäherungsprozess geben“, so Toledo Manrique. Auf dem Weg der Integration gebe es jedoch noch einige Hindernisse zu überwinden. Diese aber könnten den Prozess der Annäherung zwischen der Europäischen Union und der Andengemeinschaft nicht aufhalten. Auch die Integration Europas hätte immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen gehabt. „Alle Prozesse sind von Verhandlungen geprägt. Die Andengemeinschaft ist lebendig“, so Toledo.

„Die thematisch klar strukturierten Diskussionen und Verhandlungen haben sich bewährt. Wir haben sehr offen und produktiv miteinander gesprochen. Der Gipfel war von einer großen Gemeinsamkeit der europäischen, lateinamerikanischen und karibischen Staaten geprägt“, urteilte Solana abschließend.
     
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