Internationale PhysikerInnen starten Gesellschafts-Dialog in Österreich  

erstellt am
09. 05. 06

Baden (pr & d) - Im Anschluss an das erste internationale "Forum Physics and Society" in Graz wurde jetzt eine europäische Resolution zur gesellschaftlichen Bedeutung der Physik verabschiedet. Die von der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft gemeinsam mit der European Physical Society verfasste Resolution wurde von hochrangigen VertreterInnen internationaler und nationaler Physikgesellschaften aus 20 europäischen und sieben außereuropäischen Staaten vereinbart - und den zeitgleich in Graz tagenden EU-MinisterInnen für Wettbewerbsfähigkeit überreicht.

Erst physikalisches Wissen ermöglicht jene Neuerungen, die unsere Zivilisation prägen. Dazu zählen die Informations- und Nanotechnologie genauso wie die Medizin- und Umwelttechnik.

Physik punktet ... Einen verantwortungsvollen Beitrag zur Gesellschaft können PhysikerInnen aber nur dann leisten, wenn der Nutzen und der Wert ihrer Wissenschaft im Bewusstsein der EntscheidungsträgerInnen in Politik und Wirtschaft verankert werden. Um dies zu erreichen, verabschiedeten PhysikerInnen jetzt im Anschluss an das erste internationale "Forum Physics and Society" vom 19. bis 22. April 2006 in Graz eine Resolution, die folgende Themenbereiche anspricht:

  1. Die Rolle der Physik in Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft
  2. Die Bedeutung der Physik für die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb einer technologiebasierten Weltökonomie
  3. Anforderungen im Hinblick auf Forschungspolitik und Finanzierung
  4. Internationale Bildungsziele und Qualitätssicherung für Physikunterricht und Physikausbildung
  5. Ethische Fragen und Herausforderungen in der Physik

Für Prof. Dr. Max E. Lippitsch, Geschäftsführer der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft und Organisator des Forums, war der Zeitpunkt für die Resolution aus zwei Gründen ideal: "Das abgelaufene internationale Jahr der Physik 2005 hatte bereits begonnen die Öffentlichkeit weltweit auf die essentielle Rolle der Physik aufmerksam zu machen. Zusätzlich bot sich nun während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft eine gute Gelegenheit die Weichen für eine engere Zusammenarbeit zwischen Physik, Politik und Wirtschaft auf internationaler Ebene zu stellen."

Elementare Voraussetzung Damit die so angestrebten Ziele auch langfristig gesichert sind, wurden klare Empfehlungen für eine Optimierung des Physikunterrichts auf allen Bildungsebenen ausgesprochen. So wurden Qualitätskriterien sowohl für die LehrerInnenausbildung als auch für den Physikunterricht angegeben und eine internationale Entwicklung qualitätssichernder Maßnahmen empfohlen. Dabei wurde auch Wert auf eine Vernetzung der Physik mit anderen Naturwissenschaften gelegt - bei gleichzeitiger Wahrung der Eigenständigkeit des Faches mit seinen spezifischen Denk- und Arbeitsmethoden.

Für Prof. Mag. Maria-Magdalena Schäffer, Fellow of the European Physical Society und Teilnehmerin am Forum, ist als Physikprofessorin aber auch das Wecken von Begeisterung wichtig: "Jugendliche aller Nationen besitzen neben der Auffassungsgabe vor allem auch die Neugierde um physikalische Zusammenhänge leicht zu erfassen. Faszination und ein Interesse an der Auseinandersetzung mit Physik sind neben didaktischen Innovationen Voraussetzungen für eine naturwissenschaftliche Grundbildung. Erst diese ermöglicht Jugendlichen eine kritische Einschätzung komplexer Probleme und sichert so eine fundierte Entscheidungskompetenz."

Damit die unterschiedlichen Erfahrungen in den europäischen Ländern gewinnbringend zur Optimierung der Physikausbildung genutzt werden können, fordert die Resolution eine stärkere Vernetzung von PhysiklehrerInnen, PhysikerInnen sowie EntscheidungsträgerInnen der europäischen Bildungspolitik. "Diesbezügliche Maßnahmen qualifizieren und motivieren. Zusätzlich tragen sie dazu bei, dass unsere Jugend die Physik als ein internationales, kreatives und gemeinschaftliches Problemlösungstool wahrnimmt, das bei aller notwendigen Theorie doch immer eng mit der praktischen Forschung und Anwendung verbunden ist", ergänzt Prof. Schäffer.

Insgesamt setzt das "Forum Physics and Society" mit der Resolution ein deutliches Signal für ein neues Rollen-Verständnis der Physik. So wird mit dieser Initiative akzeptiert, dass Physik wie jede Wissenschaft im Spannungsfeld von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen steht. Gleichzeitig wird jedoch der selbstbewusste Anspruch auf einen konstruktiven Dialog aller Gesellschafts-Partner mit den VertreterInnen der Physik erhoben. Ein Dialog, der in einer zunehmend technologie-orientierten Gesellschaft wichtiger denn je erscheint.

     
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