Kampf ums Eisen  

erstellt am
19. 05. 06

Forschung zur Verhinderung der Schimmelpilzinfektion mit dem Preis der Prof. Ernst-Brandl-Stiftung ausgezeichnet
Innsbruck (universität) - Dr. Markus Schrettl, Wissenschaftler am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck, erhielt am 18. 05. im Rahmen einer Festveranstaltung in Schwaz den diesjährigen Preis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung. Ausgezeichnet wurde er dabei für eine wissenschaftliche Arbeit, in der es ihm gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen experimentell gelungen ist Schimmelpilze zu bekämpfen, die eine sehr große Gefahr für Menschen mit geschwächtem Immunsystem darstellen.

Den Schimmelpilz Aspergillus fumigatus findet man häufig im Kompost, in Biotonnen, Blumenerde und auf feuchten Wänden. Zur Gefahr wird er vor allem für abwehrgeschwächte Menschen, wo er Organe wie Lunge, Magen, Darm und das Nervensystem befällt. Vor allem für Patienten mit gestörtem Immunsystem aufgrund einer Chemotherapie, HIV-Infektion oder Organtransplantation ist eine Ansteckung lebensbedrohend, weist die Schimmelpilzinfektion (Aspergillose) doch wegen unzulänglicher Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten eine Sterblichkeitsrate von bis zu 80 Prozent auf. Während Bakterien mit Antibiotika relativ effizient bekämpft werden können, ist eine Therapie gegen Schimmelpilze sehr schwierig.Genetische Blockade Der Forschungsgruppe um Dr. Markus Schrettl und Prof. Hubertus Haas von der Sektion für Molekularbiologie am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck ist es gelungen den Eisenhaushalt des Schimmelpilzes genetisch zu blockieren. Sie konnten nachweisen, dass das so genannte Siderophorsystem essentiell für die Gefährlichkeit des Schimmelpilzes ist. Der Schimmelpilz nutzt Siderophore für die Aufnahme des lebenswichtigen Eisens. Wird dieses Siderophorsystem gezielt gestört, verliert der Pilz seine notwendige Eisenzufuhr und stirbt ab. Das Verständnis dieses Mechanismus bietet deshalb sehr viel versprechende Perspektiven für die Entwicklung neuer Therapien gegen Pilzinfektionen. Der besondere Vorteil dabei ist, dass Menschen über kein vergleichbares System verfügen und potentielle Hemmstoffe daher wenige Nebenwirkungen erwarten lassen.

Erfolgreicher Nachwuchswissenschaftler Markus Schrettl wurde 1973 in Kufstein geboren. Nach der Schulzeit in Wörgl begann er 1994 an der Universität Innsbruck Biologie zu studieren, wobei er sich auf die Bereiche Mikro- bzw. Molekularbiologie spezialisierte. Nach einem Praktikum bei der Biochemie in Kundl folgte die Diplomarbeit am damaligen Institut für Mikrobiologie der medizinischen Fakultät. Bereits hier beschäftigte sich Markus Schrettl wissenschaftlich intensiv mit Schimmelpilzen. Im November 2000 beendete er erfolgreich sein Diplomstudium und begann mit seiner Dissertation am Institut für Molekularbiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, die er im Juni 2004 mit der Promotion abschloss. Seit dieser Zeit arbeitet Dr. Markus Schrettl als Postdoc in der Sektion für Molekularbiologie des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck.

Verbindung von Wissenschaft und Sozialem Der Preis der Prof. Ernst Brandl- Stiftung wird jedes Jahr vergeben und besteht aus zwei Teilen: Einen wissenschaftlichen, der sich vor allem an Arbeiten im Bereich der Life Sciences richtet, die das Wohlergehen der Menschheit zum Ziel haben, einen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen ermöglichen, die Ernährung für Menschen und Tiere sicherstellen oder die Lösung von Umweltproblemen beinhalten. Der zweite Teil des Preises wird für soziale Einrichtungen vergeben. In diesem Jahr wurden dabei das SOS-Kinderdorf in Imst, die Lebenshilfe Tirol, Sektion Schwaz, der Sozialfonds der Stadt Schwaz, der Franziskaner Ordenskonvent, die Dekanatskirche Maria Himmelfahrt und die Pfarrkirche St. Barbara, alle in Schwaz, bedacht. Die Stiftung geht zurück auf Prof. Ernst Brandl, der im Jahre 1952 gemeinsam mit Dr. Hans Margreiter säurestabiles Penicillin entwickelt hat, was die Verabreichung des Antibiotikums in Form von Tabletten oder Sirup ermöglichte.
     
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