Konjunktur 2005 regional relativ ausgeglichen  

erstellt am
01. 06. 06

Wien (wifo) - Während sich das Wirtschaftswachstum in Österreich 2005 abschwächte, war die Entwicklung regional relativ ausgeglichen. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern wie auch zwischen den Großregionen fielen gering aus. Der kleine Vorsprung der Südregion (+2,4%) war hauptsächlich auf die Entwicklung in der Steiermark zurückzuführen. In der Westregion entsprach das Wirtschaftswachstum insgesamt dem Österreich-Durchschnitt, variierte aber stärker nach Bundesländern (z. B. Vorarlberg +2,7%, Salzburg +1,9%). Geringfügig unter dem Durchschnitt blieb das recht ausgeglichene Wirtschaftswachstum in der Ostregion (+2,0%). Die regionalen Arbeitsmärkte waren durch eine Zunahme von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit und gewisse Verdrängungsprozesse gekennzeichnet. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit war auf eine Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes zurückzuführen. Diese war in den Bundesländern mit guter Beschäftigungsentwicklung am größten (Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich) und in jenen mit mäßiger Steigerung der Arbeitskräftezahl am geringsten (Wien, Salzburg).

Die Konjunktur verlor im 1. Halbjahr 2005 etwas an Schwung, in der zweiten Jahreshälfte setzte aber eine dynamische Entwicklung ein. Die Bruttowertschöpfung (ohne Land- und Forstwirtschaft) nahm 2005 um etwas mehr als 2% zu. Durch das Nachlassen des Exportwachstums verringerte sich der Einfluss der Sachgüterproduktion auf das regionale Konjunkturmuster. Das schlug sich in einem relativ ausgeglichenen Konjunkturverlauf mit geringen Wachstumsunterschieden zwischen den Bundesländern bzw. den Großregionen West-, Süd- und Ostösterreich nieder. Einen kleinen Vorsprung erzielte die Südregion, vor allem dank der günstigen Entwicklung in der Steiermark. Die Westregion verzeichnete insgesamt ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum, aber größere Abweichungen nach Bundesländern. Der Westen enthielt mit Vorarlberg (+2,7%) sowohl das expansivste Bundesland als auch mit Salzburg (+1,9%) das Bundesland mit dem schwächsten Wachstum. Geringfügig unter dem Österreich-Durchschnitt lag das recht ausgeglichene Wirtschaftswachstum in der Ostregion (Niederösterreich und Wien jeweils +2,0%, Burgenland +2,1%).

Trotz der deutlichen Abschwächung der Exportnachfrage produzierte die österreichische Sachgüterproduktion um 5,7% mehr als im Vorjahr. Regional betraf die Wachstumsverlangsamung in erster Linie exportorientierte Bundesländer mit einer bedeutenden Investitionsgüter- oder Zulieferindustrie, die aber vom Exportboom des Jahres 2004 am meisten profitiert hatten. Deshalb entwickelten sich die Industrieumsätze wenig unterschiedlich zwischen den Bundesländern. Am stärksten nahm die abgesetzte Produktion in Vorarlberg und Tirol (etwa +8%), am schwächsten in Salzburg und Wien zu (+1,7%, +2,7%). Unter den Bundesländern mit einer bedeutenden und traditionsreichen Industrie schnitten Niederösterreich und die Steiermark besser ab als Oberösterreich.

Die Bauwirtschaft wuchs 2005 (Umsätze +2,2%) schwächer als in den zwei Jahren zuvor, und das regionale Muster kehrte sich gegenüber 2004 nahezu um: Die größten Zuwächse gingen vom Tiefbau aus, insbesondere in Kärnten und im Burgenland wurden neue Projekte begonnen. In Salzburg hielt die gute Baukonjunktur an. Dagegen sanken in Wien, Niederösterreich und Tirol die Bauumsätze.

Die österreichische Tourismuswirtschaft erzielte 2005 trotz geringer Dynamik auf den nahen Herkunftsmärkten Deutschland und Österreich wieder relevante Mengenzuwächse, die Gesamtzahl der Übernachtungen nahm um 1,7% zu. Die Zuwächse verteilten sich jedoch nicht gleichmäßig über die österreichischen Zielgebiete. Begünstigt waren vor allem internationale Städtereiseziele (Wien, Salzburg, Innsbruck) sowie jene außeralpinen Regionen, die sich auf Wellness- und sommerlichen Sporttourismus spezialisiert haben. Dank der guten Schneelage waren auch die Wintersportgebiete wieder stärker gefragt. Vor diesem Hintergrund verzeichneten Wien und das Burgenland sowie mit Abstand auch Salzburg, Tirol und die Steiermark die besten Nächtigungsergebnisse. Dagegen blieb die Nachfrage nach traditionellen Angeboten im Badeurlaub auch witterungsbedingt schwach. In der Sommersaison setzte sich der Strukturwandel fort, der vom Wachstum der Flugreisen zulasten der vor allem auf den deutschen Markt ausgerichteten österreichischen Urlaubsziele ausgeht. Am stärksten waren davon Nieder- und Oberösterreich, Vorarlberg und insbesondere Kärnten betroffen, die Nächtigungszahlen stagnierten bzw. waren rückläufig.

Während sich das Wirtschaftswachstum 2005 abschwächte, nahm die Zahl der unselbständig Beschäftigten erstmals seit dem Jahr 2000 wieder stärker zu (+1,0%). Damit war eine Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes verbunden, die regional umso stärker war, je mehr Arbeitsplätze hinzukamen (insbesondere Tirol, Steiermark, Nieder- und Oberösterreich). In diesen Bundesländern nahm die Beschäftigung in den marktorientierten Dienstleistungen überproportional zu und in der Sachgüterproduktion nur geringfügig ab. Andererseits fiel in Wien und Salzburg, aber auch in Vorarlberg die Zunahme der Beschäftigung eher mäßig aus.

Die beträchtliche Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes erlaubte – trotz des guten Beschäftigungswachstums – keine Verringerung der Arbeitslosigkeit und löste teilweise Verdrängungen aus. In einigen Bundesländern mit beträchtlicher Zunahme der Beschäftigung erhöhte sich die Arbeitslosigkeit besonders deutlich (Tirol, Oberösterreich, Steiermark).

Lediglich in Vorarlberg war die Angebotssteigerung mit einer schwachen Beschäftigungs- entwicklung verbunden, sodass sich die Arbeitslosigkeit wie schon in den Vorjahren relativ stark erhöhte (+11,4%). In Vorarlberg nahm die Arbeitslosenquote seit 2001 um 2,4 Prozentpunkte zu (2005 6,7%); dies geht zu einem beträchtlichen Teil auf den Zustrom deutscher Arbeitskräfte zurück. Wien war das einzige Bundesland mit einem Rückgang der Zahl der Arbeitslosen (–0,7%); die Arbeitslosenquote ist nach wie vor am höchsten unter den Bundesländern (9,7%).

Quelle: WIFO
Autoren: Gerhard Palme, Oliver Fritz, Peter Huber; Peter Mayerhofer
     
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