Grünbrücken als Lebensretter  

erstellt am
30. 05. 06

Braunbär und Co. wandern in Zukunft wieder sicher zwischen Alpen und Karpaten
Wien (wwf) - Das Wandern ist nicht nur des Bären Lust: für ihn und viele andere heimische Tierarten ist es sogar überlebensnotwendig. "Wanderrouten wie der Alpen Karpaten Korridor verbinden die Lebensräume großer Säugetiere wie Rothirsch oder Luchs und ermöglichen den genetischen Austausch zwischen den Populationen", so Mag. Michael Proschek, WWF Artenschutzexperte. Unkoordinierte Verkehrs- und Infrastruktureinrichtungen bilden jedoch massive Barrieren für die wandernden Wildtierarten in Österreich. Der bekannte Wildökologe Peter Sürth zeigt im Rahmen seiner Expedition "Der Weg der Wölfe" die Hindernisse auf, die vielen bedrohten Wildtierarten das Durchwandern des Alpen-Karpaten-Korridors unmöglich machen. Das Verkehrsministerium, die ASFINAG und der WWF setzen sich nun gemeinsam für die raumplanerische Sicherung der Wanderwege ein. DI Werner Kaufmann, ASFINAG: "Um zumindest die Barrierewirkung der Autobahnen und Schnellstraßen zu mindern, wird die ASFINAG in den nächsten Jahren alle drei Grünbrücken entlang des Korridors errichten. Der Korridor ist dann für die imposanten Wildtiere wie Rothirsch, Luchs und Elch wieder passierbar."

Auf seiner 500 Kilometer langen Expedition von der Hohen Tatra (SK) bis nach Mariazell (AT) erfährt es Sürth am eigenen Leib: "Der Alpen Karpaten Korridor ist zwar über weite Strecken intakt", berichtete er während des heutigen Pressegesprächs von ASFINAG und WWF. "Probleme ergeben sich jedoch vor allem durch die voranschreitende Zersiedelung und unkontrollierte Gebietswidmungen. Besonders die Autobahnen A3 und A4 sind massive Barrieren. Dort haben die Tiere keine Chance, auf die andere Seite zu kommen." Wo bestehende Infrastrukturachsen den Korridor bereits durchschneiden, können Grünbrücken die Barrierewirkung wesentlich mindern. Nach der Dienstanweisung des Verkehrsministeriums an die ASFINAG wird die Nachrüstung dieser Bauwerke nun tatsächlich umgesetzt. "Die erste der drei für den Alpen Karpaten Korridor geplanten Grünbrücken wird derzeit über die S4 bei Pöttsching errichtet", so Kaufmann. "Das Drei-Millionen-Euro-Projekt wird vorrausichtlich im August 2006 beendet werden. Damit sind wir der Lebensraumvernetzung für Rothirsch und Co. schon einen ganzen Schritt näher." Das 90 Meter lange und 30 Meter breite Bauwerk wird erstmals von Sürth im Rahmen seiner Expedition getestet. "Die großen Säugetiere wie Rothirsch und Elch haben Jahrhunderte lang diese Wanderstrecke genutzt", so Proschek. "Nach der Errichtung der drei Grünbrücken werden diese Tierarten hoffentlich schon bald wieder ihre ursprüngliche Route durchqueren können."

Die Errichtung der Grünbrücken ist jedoch nur ein Teil des Lösungskonzeptes für die Lebensraumvernetzung. Ein Wildtier-Korridor macht nur dann Sinn, wenn die gesamte Strecke zwischen den Populationen barrierefrei passierbar bleibt. Das wesentlichste Instrument für die Lebensraumvernetzung muss eine überörtliche Raumplanung sein, die die Wanderstrecke für die Wildtiere ersichtlich macht und den gesamten Übergangsbereich langfristig freihält. Auf nationaler und internationaler Ebene besteht bereits eine Vielzahl von Konventionen, die dazu verpflichten, globale und regionale Korridore zu schaffen, die geeignete Lebensräume miteinander verbinden. Für Österreich ist z.B. die Alpenkonvention direkt anwendbar. ASFINAG und WWF fordern daher die zuständigen Landesbehörden in Österreich auf, sinnvoll in eine Raumplanung zu investieren und damit für eine Sicherung der wildökologischen Korridore zu sorgen.
     
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